&Utfelevtmplatt Preis S® Seiler jfv&nnmttatlfittepvttf *: Wie»; Mi« Zustellung ins Haus: onalUch. . r-»relf»i>via M m flalülalu- ©rtrtffrtltt ri« , 7.— 80.— 40.— 80.- Mit i*£*fibcrftinb : h.’i . . ^alUjälfrtiT . Ga«,fahrig . .LI 7.80 '. 44.- . „ 88.- e*l*pl,ott«; Adminiftra- tio« 44088, 48819, rth 0 Uhr avrnd^ Ar. Wiener ' Morgenzeitimg Kreis 30 Kellr, pttif» f&v da» RUnraHich . ViertelsShrig Aaldfahris G»«kf«hria • • • «* 48H Oebab+icn «, tio«: Mi»«, ix. KadordraSa Ur. 1—8 posts»arira8i»«.Ao«to Nr. 1'»0.608 Nr. 118 Wien, Samstag, den 17. Mai 1918 1. Jahrgang Der Kampf gegen den Bolsche¬ wismus. f Wien, 17. Mai. Wieder einmal kommt uns, diesmal als Nachricht eines Warschauer Blattes, die Meldung zu, Peters¬ burg sei auf Anordnung des englischen Ober- Kommandanten durch Ententetruppen besetzt worden. Der Fall Petersburgs, heißt es. werde die weiteren Begebenheiten entscheidend beeinflussen und in aller¬ nächster Zeit sei ein ernster Zusammenstoß mit den bolschewikischen Truppen zu erwarten. Man wird hoffentlich bald sehen, ob sich diesmal die Nachricht vom Falle Petersburgs bewahrheitet. Sollte dies wirklich Tatsache sein, so läßt sich vorläufig keines¬ wegs abschätzen, ob der Fall Petersburgs tatsächlich den Beginn des Zusammenbruches der Bolschewiken¬ herrschaft bedeutet. Es ist zu wenig bekannt, wie stark die Kräfte sind, die für Lenins und Trotzkis Ideen Kämpfen, wie groß ihre Widerstandskraft ist und über welche Ressourcen sie verfügen. Das große Rußland hat sich militärisch noch immer als das Land der un¬ begrenzten Möglichkeiten ernuesen. Aber abgesehen von allen diesen Erwägungen ist es sehr fraglich, ob die Methode der militärischen Gewalt gegen den Bolschewismus einen dauernden Erfolg verbürgt. Seit der Zarismus, dieser Koloß auf tönernen Füßen, zusammengebrochen'ist, und aus dem Chaos dieses Zerfalles das phantastische Ideal des Kommunismus aufstieg, haben es die Westmächte nicht'verstanden, mit dem System des Bolschewismus zu einem wirklichen Frieden zu kommen. Die Verhand¬ lungen von Brest-Litowsk, die von übermütigen Siegern geführt wurden, tagten unter dem Zeichen des preußischen Säbels, und man hat es ja erlebt, zu welchen Folgen die beschränkte preußische Machtpolitik, der gegenüber Czernirr der schwächere war, geführt hat.- Auch die Mtente ist in ihrem Kampf MM den Bolschewismus bisher weder politisch noch mMlärisch glücklicher ge¬ wesen. Ihr Glaube, durch Unterstützung antibolsche- wikischer Heerführer Lenins Macht zu stürzen, hat sich bisher als Irrtum erwiesen und neulich erst haben ihre Truppen Odessa räumen müssen. Durch ihre Unter¬ stützung Koltschaks ist das Chaos im Osten nur ge¬ wachsen und das Eingreifen der Entente in der Ukraine hat dort die Verwirrung nur gesteigert, an¬ archische Zustände verursacht und mittelbar eine eigene ukrainisch-bolschewikische Armee ins Leben gerufen. Es wird sich zu erweisen haben, ob die neuerlich" Aktion, die angeblich mit der Besetzung Petersburgs anhebt, zu einem dauernden Erfolg führen wird. Man darf nach allem, was vorhergegangen, billig daran zweifeln. Wohl hat die Entente, die die bolschewikische Geftchr ermißt, die darin besteht, daß der Funke des Aufruhrs über alle Landesgrenzen hinweg seine zündende Kraft bewähre, auch andere Wege versucht und hat die gegenwärtigen russischen Machthaber zu einer Unter¬ redung aus die Pcinzeninseln eingeladen. Als jedoch die bekannte Ablehnung erfolgte, ist der Weg gütlicher Verhandlungen, soweit offiziell bekannt wurde, nicht weiter verfolgt worden. Mit größerer Konsequenz ist der Kampf gegen die t bolschewikischen Systeme bisher in Deutschland geführt worden, und zwar durch Ludendorffs sozial¬ demokratischen Nachfolger Noske. Diesem ist es ge¬ lungen, durch Uebertraguug der wohlbekannten Methoden, die das militärische Deutschland durch vier Kriegsjahre in fo gründlicher Weise in Belgien und Nordfcankreich angewandt hat, den immer von neuem aufflammenden Aufruhr niederzuknüppeln. Es wurde eine Armee von sogenannten „Negierungstruppen" aufgestellt, in den Straßen deutscher Städte traten die von der Frortt heimgebrachten Mord Werkzeuge in Aktion, ^ mit bem Belagerungszustand unb der Unterdrückung spartakistischer Zeitungen wurde nicht gespart, Geiseln wurden ausgehoben und unter deutschen Waffen floß deutsches Blut. In Berlin be¬ steht der Belagerungszustand fort, Leipzig hat ein General besetzt und München ist „pazifiziert" worden. Daß von offizieller Seite Schauermüren über spar- takistische oder kommunistische Untaten ausgeftreut werden, welche die nötige Stimmung erzeugen, bie den Aktionen vorausgeht, und sich fast regelmäßig nachher als Lügen erweisen, gehört mit zum lieblichen Spiel. Mag sein, daß damit fürs erste die Ruhe hergestellt ist. Eine wirkliche Lösung können auch Noskes Methoden nicht bedeuten. Zu teuer wird die Ruhe erkauft, die doch nur Grabesruhe ist, wenn Bruderblut Meßm muß, um sie zu erringen, das Gift der Die Beratungen der Vier. Die Bedingungen für Deutschösterreich. — Territorialfragen. — Keine Einigung über Fiume. — Die Truppenlandungen in Smyrna. Paris, 16. Mai. (Havas.) Die vier Negierungshärrpter traten am Donnerstag zusammen und prüften die militärischen, maritimen und lusttechnischerr Bedingungen,. die Sester» reich aufzuerlegen sind. Die Kommission für die territorialen Grenzen arbeitete Donnerstag den Antwort- e n t w u r f auf die Note bezüglich der territorialen Fragen und der Anwendung der Grund¬ sätze Wilsons aus. Die deutsche Presse begann mit der Veröffentlichung von Auszügen auS dem Gesamt¬ vertrag. Im Hinblick auf diese Lage beschloß die französische Regierung, der Presse den genauen und vollständigen Text der durch die deutsche Presse bekanntgegebenen Artikel zu übergeben. Diese Veröffentlichung wird am Freitag mit dem Kapitel für die territorialen Fragen beginnen. Dev offiziöse Meinungsaustausch zwischen den Südslawen und den Italienern bezüglich des Problems von Fiume hat zu keiner endgültigen Lösung geführt. Bezüglich der Truppenlandungen in Smyrna muß darauf hingewiefen werden, daß diese Maßnahmen ergriffen worden find, um die Ordnung zu sichern. Die Operation präjudrziert dem eventuellen Schicksal Smyrnas nicht. Frankreichs Kredit für Deutschöfterreich. Ein Vorschuß von 75 Millionen. P a rr s» 16. Mai. (Tel.-Komp.) Minister des Aeußern P i ch o n und Handelsminister Clementel haben gestern in einer Kommisfionssitzung der Kammer die politischen Gründe ausemandergesetzt, welche die Re¬ gierung bewegen, Ermächtigungen zu ver¬ langen, um D eü ts f ch, n V o r s ch u ß v o « *T5 Al i L 1 .t<? n e n zu ge¬ währen. Vor allem komme es darauf an, daß das neue O e st erreich nicht unter deutsche Oberherrschaft gelangt. Die Kommission hat, obwohl sie den Nutzen der Transaktion anerkennt, ihre Zü« ft r m m n n a noch nicht gegeben, da sir nähere Einzelheiten über die p f a n h- w eise S i ch e r ft e l l u n g dieser Kredite durch Oesterreich zu erhalten verlangt. Ist der kommenden Woche wirb Pichon in der gleichen An gele gen heit noch einmal sprechen. Die alten diplomatischen Methoden. Amsterdam, 16. Mai. Der Pariser Korrespondent des sozialistischen „Daily Herald" schreibt, daß die Grenzen der neuen Staaten, die aus der Vsterreichifchsüngarrscheu Monarchie entstanden find, nicht nach nationalen und demokratischen Grundsätzen, sondern nach alten diplomatischen Methoden festgesetzt wurden. Das nationale Prinzip sei in all den Fällen berücksichtigt worden, wo es mit den Wünschen der Alliierten überein stimme, und in allen Fällen, wo es den Alliierten paßt, stillschweigend vergessen worden, so im Falle der deutschbShwischen Bezirke, die dem tschechischen Staate einverleibt wurden, «nd Deutsch-Südtirols bis zum Brenner, das zu Italien kommt. Rur in Kärnten und an der Südgrenze Deutschs st erreichs wolle die Konferenz das Prinzip gelten lassen. Bulgarien mobilisiert gegen Serbien. Laibach, 15..Mai. (Korr.-Bur.) „Slovenee" meldet aus Agram: Die „Agenee des Baleans" berichtet aus Saloniki: Rach einer Information aus Bulgarien, welche durch amt¬ liche Telegramme aus Belgrad bestätigt wird, hat die bulgarische Militär¬ behörde eine teilweise Mobilisierung ungeordnet. Die Regimenter werden auf den früheren Effektivstand verstärkt. Diese Truppen werden für den Marsch gegen die serbi¬ sche Grenze bestimmt. ' Verhetzung und des gegenseitigen Mißtrauens sich immer tiefer frißt und der Aufruhr durch immer neue Herde auszubrechen droht. Gewalt zeugt wieder neue Gewalt — die alte Tatsache hat sich noch stets als richtig erwiesen. Die radikale Diktatur von unten ist nicht bloß das Experiment von Narren oder abenteuer¬ lichen Desperados, sie ist vielmehr ein deutliches Symptom einer tiessitzenden Krankheit im europäischen Volkskörper. Die Menschheit braucht Ruhe und Frieden und hat in ihrem besseren Teil Kampf und Mord bis zum Ekel satt, unter welchem Namen er auch auf- treten mag. Der Sozialdemokrat Nöske, der das Reich Prätorianertruppen ausliefert, die täglich ybermütigec werden und die im Krieg angelernte Roheit am eigenen' Bruder austoben, der Reden hält an feine Truppen, wie früher Wilhelm in seinen glorreichen Tagen, der gegen den Streikterror den Knüppel als probates Mittel empfiehlt, wird sich ebenso nach anderen Methoden umsehen müssen, wie die alliierten Entente¬ mächte, wenn dieses unglückselige Europa nach! Jahren seiner tiefsten Erniedrigung und der größten! Barbarei zu einem höheren, friedlichen und < mensch-! sicheren Dasein sich erheben soll. Man muß. das Nebel an der Wurzel fasien, statt eine Etter-! wunde mit' lieblos kaltem Messer zu behandeln,! an deren Stelle bald eine andere wiederkehrt. Die: Massen in den Ländern, denen der Krieg so übel mttgespielt hat, drängen aus ihrem bisherigen Pferch! ans Licht und man darf sich nicht wundern, wenn es! dabei nicht immer gemütlich herseht. Nur ein wirk-! liches Begreifen ihrer Wünsche und Bedürfniffe. nur: ein entschlossener Sinn zu entsprechenden Reformen,; die das Mißtrauen der überhitzten und so oft be¬ trogenen Menge zu bannen vermögen, wird imstande! sein, das Fieber zu dämpfen, das am Organismus Europas frißt. Zu lange hat der Säbel das Wort! gehabt, es ist Zeit zur Umkehr, bevor es zu spät wird. |