MrsmnmmntllM Wien: Zum Abholen in der Expedition, H^T abotslt«1 *3, oder in einer Ver schleiaatelle (Trafikl monatl. K 58.000 Strassenverkauf in Wien durch die Kolporteure der Firma GoIdschmiedt.I.Bez., Wollzeile 11. Mit ?o»tversand für Wien u. öeaterr. monatl. K 28.000 Tschecho-Slowakei: Mon. K17. lueoalawien: Mon. Dinar50. Polen: Mon. polnische Mark 2,200.000, Deutschi.' Mon. Gold* mark 3.—, Frankr., Bel¬ gien: Mon. Frcs. 10 Hp* Naehzatitun?e» bei Preiaerhöhungren vort o E MM o y I rAAQ) Moderne Laster tabor^tr/^ LMM" 'TU 4 $& Mo I I Kl I Nr. 1752 Wien, Sicnstag, 1. Zilnner 1924 Po’en: poin.Hk.v,89.M( Italien: Monatl. 12 Lire. Rumanie n Mon. 130 Lei Bulgarien Mon. 75 Lewa Schweiz und das übrig« Ausland monatlich Fres. 3 ReÄmttion u. Administration Wien, 11.. 7'aborstrasse 1—7 Telephone: 44-0-38,43-3-19, ab6UhrabdsJ9-483,25-282 TeL- Adr.:„Morgenieitung H Wien Oesterreichisehes Postspar* kassen-Konto Nr. 150.693 6. Jahrgang Die nächste Nummer der „Wiener Mor- genzertung" erscheint morgen, Mittwoch den 2. Jänner, früh, zur gewöhnlichen Stunde. Zer Kalender. —y. Wien, .1. Jänner Neujcchrsredeu gibts heute, Trinksprüche Voll hei¬ terer Weltanschauung, gespickt mit guten Vorsätzen. Die feiertäglich gerührte Stimmung des braven Bürgers und Steuerzahlers wird ausgenützt, um ihm weiszu¬ machen, er bedeute wirklich etwas in der Maschine der Politik, er sei das berühmte kleine Rädchen, ohne das nichts gedeihen kann. Der Bürger hat das Bestreben, den ansonsten schwer faßlichen Begriff der Zeit wenig¬ stens in der Vorstellung zu substanzieren. Sie ist ein Apparat, der automatisch nack Wunsch zu funktionieren hat, und wenn sie das nicht tut, einfach zurechtgeschraubt werden kann. An ihrem Wasserstandsglas sind säuber¬ lich die Teilstrich«; angebracht und alle zwei'mdsünfzig Wochen gibt es einen Knax, der anze'gt, daß die kalen¬ darische Jahreszahl um eins zn vermehren ist. Das wird mit allerhand mystischen Gedanken umsponnen, die alle daraus hinauslauken, daß die Zeit um die Mitternachts- stnnde zwischen Dezember und Jänner den Atem an- halte. Eine Epoche int Leben scheint abgelaufen und das ist für so und soviele der Anlaß, aus dem Vollendenten Abschnitt rückschauend Schlüsse zu ziehen und sich selbst zu suggerieren, sie in Hinkunft zu beherzigen. Das nimmt man sich insbesondere in den weiten und meist ach so dürren Gefilden der Politik vor. ..-Aben-die Politik, die das Leben von Gemeinschaften, ihre Beziehungen zu einander regeln soll, verträgt die Eingriffe des Kalenders nicht. Sie geht unbekümmert um die Mühen der weisen Sterndeuter ihren -Weg und gehorcht nur den Gesetzen, die sich aus dem Leben selbst ergeben, dies freilich nur dann, wenn sie von der Ver¬ nunft bedient wird. Stehen aber menschlich-persönliche Leidenschaften am Steuer, die Sucht nach Macht, Ehre, Besitz an Geld oder Land, dann geschieht das, was die europäische Menschheit in den letzten Jahren erlebt hat. Es treten in der Entwicklung Störungen ein, die wir alle, leider mit Fug und Recht, als Abschnitte in der Geschichte empftnden, obzwar sie im Kalender nicht vorgesehen sind. Es kam der große Krieg, erst mit pa¬ pierenen Noten, dann mit den Mvrdmaschimn. Das Blut strömte durch die Schützengräben, Drahtverhaue, spanische Reiter und Wolfsgruben trennten die Linien, die von Menschen wimmelten, und dazwischen tropfte die Druckerschwärze. Jahre kamen und gingen. Kanonen¬ donner gab ihnen den Abschied und hieß sie willkommen. Und ans einmal ries man den Frieden aus, wieder nicht zu dem für wichtige Ereignisse statuierten Datum. Aber Millionen von Müttern und Töchtern segneten den Tag. Und nun ist Frieden. Wie sieht er aus? Wie eben das Produkt einer in Unordnung gebrachten Maschine, die außerdem schein¬ bar sich selbst überlassen ist. Dieser Frieden ist,, tausend¬ mal ärger als der Krieg. Trug dieser doch wenigstens die ihm von Betrügern, von gewissenlosen Hasardspielern aufgesetzte Papiergoldmütze von Vaterlandssinn, von enthusiastisch befeuertem Solidaritätsgefühl, so ist die Zeit, die ihn: folgte, ganz den Schiebern und Konjunk¬ turrittern überlassen. Das große Sterben hat nur eine geringe Einschränkung erfahren. Einstmals sah man sie liegen, weil das Gesetz es befahl. Jetzt im Frieden fallen sie — höchst prosaisch. Die Bauern liefern nicht, die Kinder halben kein Brot, keine Milch, die Kranken¬ häuser keine Arzneien. Aber am Rad der Politik stehen noch immer dieselben, die es vor neun Jahren betreuten; neue Zeit, aber keine neuen Geister, keine neuen-Führer. Aber sie halten, fest an dem Brauch; das Bedürfnis der Menschen, in den Zollstock der Zeit Kerbe zu schneiden, rückzuschauen und auszublicken, mißbrauchen sie und sagen ihnen, es sei alles gut gewesen und es werde noch Vesser werden. Sie pressen die Kraft der Arbeit in die. Dividenden und Tantiemen, halten bewaffnete Heer- hanfen in Sold. Und die Bürger und Steuerzahler ducken geduldig unter, singen dem Kalenderdatuni ein schönes Lie-d, und — lassen sich widerspruchslos gegen einander Hetzen. Sie lieben und hassen auf Geheiß: Der Weiße den Schwarzen, der Arbeiter foen Brodherrn, der Christ den Juden. .Und kommen nicht darauf, daß sie doch nur willenlose Marionetten sind in der Hand ver- , W ckter Puppenspieler, die im Rasen der Zeitmaschine noch ihr letztes bißchen Verstand verlogen hMn, Ae Reichsregierung will versuchen, die flüchtigen Kapitalien zu erfasse«. — Wo dar deutsche Gold steckt. hh Brüssel, 81. Dezember. (Tel. d. „Wr. Mopgen- zeitung".) Reichskanzler Dr. M a r x erklärte gegenüber dem Berichterstatter des Brüsseler demokratischen Blattes „D e r- niere. Heure" zu dem neuerlichen Schritt der Reichs- vegierung, Deutschland Ivevde alles tun, was es könne, um , seine R eparat ionsverpflichtungen zu erfüllen. Es werde auch sein möglichstes tun, um die Arbeiten der von der Reparatronskommission eingesetzten Aussch ü s s e zu unterstützen. Man werde im besonderen gerne die Mittel prüfen, wie die flüchtigen Kapita¬ lien zur Erfüllung .der Verpflichtungen Deutschland ver- 'tocnfcet werden könnten, u-nd -den Mitgliede.vn des Komi- ' tees die Bücher Vorlogen. Das deutsche Gold kn Amerika. New-Iork, 31. Dezember. (Universal Telegraph Agency.) Nach einem Bericht des H a n d e l s d e p a r t e- ments .der Vereinigten Staaten sind' seit Mai vorigen Jahres über 42 Millionen Dollar deutsches Kapital in Gold in den Bereinigten Staaten eingelangt. Die Kohleofteuer. Köln, 31. Dezenliber. (2Mff.) Nach dem vom Rhei¬ nischen Braunkohlenstzndikat mit der Mieum abgeschlossenen Uebereinkoumien sind an .MMädWHMiefeM»gen in den erstert^'dr^WM^^WM Aonnych vom vierten Monat ab monatlich 70.000 Tonnen Briktts m n em t g el't l i ch zu liefern. Für die Zeit fort Beginn der Ruhvbesetzung ist ein erheblicher Betrag an rückständiger Kohlen¬ steuer an die Mieum nachguzahlen. Die zukünftige Kohlensteuer «ist aus . 6.50 französische Franken für eine Tonne Briketts und 1.50 Franken für eine Tonne Kohle festgesetzt. Die verfügbare Resterzeugung ist für den Ver¬ kauf freigegeiben. Die auf dem Wasserwege kommenden Entschädigiungslieferungen sind bis zu einer gewissen Menge unentgeltlich zu fahren, Es wird damit gerechnet, daß auch der Versand auf den Regiebahnen bald voll aus¬ genommen wird. v Der Ausnahmszustand bleibt bestehe». Staatsgericht statt Militärgericht. Berlin, 31. Dezember. (Wolfs.) Durch eine Verord¬ nung über die Abän de.rung des beste h enden A u s n a h >m s z u st a n d e s wird bestimmt, daß gegen das Verbot regelmäßig erscheinender Druckschriften die.Be¬ schwerde'an den Staatsgerichtshaf zum Schutze der Repu¬ blik ohne aufschiebende Wirkung zulässig ist, sowie daß auf Beschränkungen der persönlichen Freiheit das Gesetz be treffend - Verhaftung und Aufenthaltsbeschrän¬ kung im Kriegszustand und r m Belagevungszustand Anwen¬ dung fmdet, wobei an Stelle der ReichsmAttärgerichite der % i ä.Lt's H evchchchs-Hp-f-MM Schutze, Republik tritt. Diese Verordnung ' tM DsAhver Verkündigung in Kraft ,nnv findet auf bereits veÄöKne Druckschriften oder in ihrer Freiheit beschränkte Personen Anwendung. Pole« tritt nicht in die «eine stntente ei«. Warschau, 81. Dezember. Die Polnische TelographM- üjgeii'iiuv gilfa Aeußerrmgen einer maßgebenden politi¬ schen Persönlichkeit Polens wieder, welche sich mit der Fvaige des Eintrittes'Polens in die kleine ElNteute befassen, die im Ziusainimonhang mit der am 9. Jänner zusamimeMr elenden Konferenz der kleinen Entente von >der Presse der dieser Mächtegvuppe aihgeihörenden Länder lelbhaift erörtert wird. BakamMch hat Rumänien beab¬ sichtigt, ans der Belgrader Konferenz der kleinen Entante die Aufnahme Polens in dieise Vovzuschlagen, mit der Be- dingunig, daß weder die Dschöcho-iSl'owakcii noch Jugoflatvien verpflichtet feien, sich in einem KonGikt Polens mit Rußland auf di« Seite Pollens zu stellen, woMgrn Rumänien eine solche Vsvpflichtmnig überneihmwn winde. Die erwähnte pofitissche Persönlichkeit hat nun erlklärt, Polen sei wohl bereit, mit de« kleinen Entente aus internationialom Wege a>uch weierthiin z u- s amm enz na rlbeit e n, von einem formalen Eintritt Polens in die kleine Entente könne mau jedoch'nicht sprechen. Dies« Frage fei weder reell noch aktuell. Es scheint, daß dieser SbaüÄpuM Polens durch die For- mulierung des tschechvHowÄHch-sranMischein Bündnisses her- voryeruifen iruvde. Ae bulgarische Regieruns verlangt eine Armee. Erregung in Belgrad. Belgrad, 31. Dezember. (Tel. d. „Wiener Morgen¬ zeitung".) Im bulgarischen Söbranse hielt am Schlüsse der Adveßdebatte Mnisterpräsident Zankow ein Expose, in welchem> er die auswärtige Lage behandelte. Der Mnisterpräsident stellte ftst, daß Bulgarien der einzige be¬ siegte Staat sei, der seine Verpflichtungen aus den Fvie- densverträgen loyal erfülle, doch müsse es anderseits auf der ihm durch diese Verträge und vom Völkerbünde ge¬ währten Rechte bestehen, namentlich bezüglich des freien Z u g a n g e s z u m A e g ä i s ch e n Meer und bezüglich des Schutzes der nationalen Minderheiten. Der - Ministerpräsident besprach sodann die Be¬ ziehungen Bulgariens zu den einzelnen Nachbarländern und mcklävte nanrentlich bezüglich Iug oslawie ns, daß sich die gegenwärtige Regierung bemüht habe, die in N i s ch etngeleiteten Verhandlungen zu einem Erfolg zu führen. Der güte Wille Bulgariens habe sich auf der b u l g a r i f ch- serbischen Konferenz gegeigt, in deren Verlauf die schwebenden finanziellen Fragen geregelt iyurden. Wenn mAere Nachbarn von demselben versöhn¬ lichen Geiste beseelt sind, wird die Pagisikation deS Balkans Tat Ivevden. Immerhin müssen aber die Rechte der bulgarischen Minderheiten in-Mazedo¬ nien anerkannt werden. Was die Reparationskosten anlangt, wird Bulgarien auch diese Verpflichtungen nach Maßgabe seiner Kräfte'erfüllen. Schließlich gab der Mniisterpräsident dem Wunsche Ausdruck, daß die Mächte zur E-rlelchtevitng der das Land bedrückenden Lasten Bülgavien gestatten, seine Armee wenigstens zum Teile provisorisch auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht zu ergänzen. Dieses Expose Zankows hat in jugoslawischen Regierungs- und politischen Kreisen einen höchst u n g ü n- stigen Eindruck gemacht. Sie erblicken darin die alte Politik des Exkönigs Ferdinand, bezeichnen die Worte Zankows als von den mazedonischen O r g a n i sa- tioncn und jenseits der Adria inspiriert und erblicken in den: Expose eine direkte Drohung undHeraus- sorderung an den jugoslawischen Staate. Der „Politika" zufolge wurden von der Regierung Schritte unternommen und der'Sofioter Ge¬ sandte Rakic angewiesen, sofort nach Belgrad zu reisen. Wie verlautet, wird wach der Ankunft R a k i e' ein M i n i- st errat, wahrscheinlich unter Vorsitz des K ö n i g s, ab - gehalten werden. . Amerika M die griechische M«M. . Bukarest, 31. Dezember. (Del. der „Wr. MorjgenzviWug".) Die oisiMöse R ad'i o - Ageu-t ur LerüffenMcht über London eine Tarftelluug -über die SteMuguahme Amerikas zur gri-ech'ifchen KälviWfrage, worin es heißt: Riulmänion and JiuigoislliaiivI'ien'schuDen den xV-eretniiWen Staaten hohe Summen, and diasor UnHand gestattet nicht, daß diese GÄder indirekt für einen Krieg gegen die - junge Repribilik Griechenland uinv für die Wiedecherftellmrg einer srernden Dynastie uer- wendet werden, die mir mit Gewalt auf dam Dhron erhalten werden kann. Die amer.i!kani>sche Regierung hat keinerlei Interesse a.n einem Königtum in Griechenland naid auch in England wird dieses Interesse bald erlöschen, wenn die . A r d e i-t e r r e gier nt u g aus Ruder gella>nigt. Anrerika hat -seine Beobachter in Europa oiwfgefordert, gemüe Edntzechsit-en über die Ereignisse in Griechenland zn melden. Die anteMan>ische öffentliche Memunjg hält die grie¬ chische Dynästie für endMtng besei-iiigt. Mehrheit für Achmet Bei. I« Albanien. Belgrad, 30. Tezemder. (Aväla.) Die albanischen Wahlen, die gestern zu Ende geführt niuivden, brachem der 'RegierimP Ach-met Bois-etm-c starke Mehrheit. |