Nr. 242 — 25. August 1932 DIE STIMME Seite 3 5. Weltkonferenz der Zionisten Revisionisten Sonntag. 28. August, pOnktllcfist halb 8 Uhr abends Im Zirkus Renz (2. Zirkusgasse Nr. 44) VüKTKAG: Vladimir labotinsky, Meir Großmann : 1. Die jüdische Not drängt zur zionisti¬ schen Entscheidung. 2. Wie der Judenstaatszionismus die Lösung der Judenfrage sieht 3. Die Zionisten-Rovisionisten als Träger des Herzischen Judenstaatsgcdankens Karten zu S 4, 3, 2, 1 bei Prof. Rath, Bücherstube, 2. Taborstr. 20, Tel. 11-43-1*58, Papier- warenfabrik Josef Gruhner, 9., Wasag. 7. Tel. A-l 1-0-10, A. Schaechter, 7., Burgg. 44. Tel. B-30-G-89, Sekretariat d. Zionisten-Revisionisten, 2., Untere AugartenstraÖe 38, A-45-6-34 Das A. C. verlangt strenge Disziplin! ÖTe Beschlüsse des Aktionskomitees haben wir in der vorigen Nummer bereits in Kürze mitgeteilt. Einer der wichtigsten bezieht sich auf die Wahrung der zio¬ nistischen Disziplin. Wir geben ihn im folgenden im Wortlaut wieder, schon deshalb, weil nur die ge¬ naue Kenntnis seines Textes die Anerkennung des revisionistischen Sonderverbands durch das Aktionskomitee verständlich macht und vor mißverständlicher Ucberschätzung dieser Anerkennung schützt. Zur Frage der zionistischen Diszipjin erklärt das Aktionskomitee folgendes: (1) Die Zugehörigkeit zur Zionistischen Organi¬ sation setzt die Unterordnung unter ihre Ge¬ setze und die Beschlüsse ihrer leitenden Instanzen voraus. (2) Es wird aufs nachdrücklichste der nach¬ stehende Beschluß des Aktionskomitees vom 30. August 1930 in Erinnerung gebracht. Außenpolitische Sonderverhandlungen mit Re¬ gierungen und dem Völkerbund dürfen von Zio¬ nisten und zionistischen Gruppen nur mit Genehmigung der Exekutive geführt werden. ln besonderen Fällen kann die Exekutive ver¬ langen, daß auch politische Sonderaktionen anderer Art, die das Arbeitsgebiet der Exekutive berühren, nur nach Verständigung mit i h r vorgenonimen werden. (3) Die Zugehörigkeit von Personen und Kör¬ perschaften zur Zionistischen Organisation setzt voraus, daß in' allen zionistischen Fragen die D i s z i- plinpflicht gegenüber der Zionistischen Organisation vor der Disziplinpflicht gegenüber jeder anderen Organisation den Vorrang hat. (4) Das Aktionskomitee beauftragt die Exekutive, im Falle einer Zuwiderhandlung gegen obige Be¬ schlüsse (1, 2 und 3) durch Personen oder Körper¬ schaften entsprechende Schritte bei den zionisti¬ schen Gerichtsinstanzen einzuleiten, mit der Aufforde¬ rung, die schärfsten Maßregeln zu ergreifen und nötigenfalls mit Bestrafung bis zum Ausschluß aus der Organisation vorzugehen. Bei Körperschaften kann das Gericht nötigenfalls die Suspendierung ihrer Rechte bis zur nächsten Sitzung des Aktionskomitees aus¬ sprechen und auch deren Auflösung bei den zuständi¬ gen Instanzen beantragen. (5) Das Statut des Ehrengerichtes wird dahin ergänzt, daß die Jurisdiktion des Ehrengerichtes ausdrücklich auf Körperschaften ausgedehnt wird und als Strafen unter anderem Suspendierung ihrer Rechte und Beantragung ihrer Auflösung durch die zuständigen Instanzen vorgesehen werden. Die Vereinigungskonferenz der Hitach- duth und Poale Zion Von Saul Weinrcb ln Anwesenheit vieler Delegierter fast sämtlicher euro¬ päischer Staaten, Palästinas und der Vereinigten Staaten Nordamerikas wurden Donnerstag, den 18. d. M., die beiden Weltkonferenzen der Hitachduth und Poale Zion eröffnet. Aufgabe dieser Tagungen war es, die zwischen beiden Welt¬ verbänden nach langen Verhandlungen geschaffene Plattform für die neue vereinigte Partei zu ratifizieren und die noch vorhandenen Gegensätze zu überbrücken. Ungemein sach¬ lich und ernst sind die ideologischen .Grundlagen bei der Bewegung einer Revision unterzogen worden. Es wurde ft stgestellt, daß beide Richtungen im letzten Jahrzehnt unter dem Einfluß der Erstarkung der Reaktion in der Welt, der gewaltigen antisemitischen Welle, der großen wirtschaft¬ lichen Veränderungen in der Judenheit aller Länder, der Wille von Teilen der Zionistischen Organisation, einen Kampf gegen die Arbeiterschaft zu entfachen, einander genähert und daß die selbständige Existenz beider Parteien nicht mehr gerechtfertigt ist. Die Bewegung zur Konsolidierung der Arbeiterparteien innerhalb der zionistischen Bewegung ist nicht neu. Die Vereinigung des Hapoel Hazair mit der Zire Zion in Prag, die Gründung der Achduth Haawodah in Palästina, die Vereinigung der Poale Zion mit den linken Zere Zion und der gleichzeitige Austritt des nichtzionistischen Teiles der Poale Zion auf ihrer Wiener Konferenz und schließlich die Vereinigung des Hapoel Hazair und der Ach¬ duth Haawodah in Palästina sind Etappen auf diesem Wege In den Vorverhandlungen beider Weltverbände ist volle Einigkeit in folgenden Punkten erzielt worden: Konstruktiver Aufbau, chalu/.isclic Tat als Voraussetzung zur Realisierung des Zionismus, organische Zugehörigkeit zur zionistischen Organisation, Zugehörigkeit zur Internationale und Ein¬ reihung in die kämpfende Front des Proletariats. Strittige Fragen waren: die Sprachenfrage und das Zusammenwirken mit anderen jüdischen Gruppen in der Landespolitik. Auch diese beiden Fragen sind in voller Einigkeit gelöst worden. Sonntag, den 21. August, abends, sind die zwei noch separat tagenden Weltkonferenzen mit Ansprachen der führenden Chawerim geschlossen worden. Montag, den 22., traten die Delegierten beider Ver¬ bände zu der einheitlichen Gründungskonfe- r e n z der vereinigten Parteien. Ani Präsidiumstisch nahmen Platz: David Ben Gurion, Josef Sprinzack, Berl Locker, Dr. Silberschein, Dr. A. Tnrta- kower, Ing. Reiss. Ben Gurion erinnerte in seiner Eröffnungs¬ rede, daß vor 25 Jahren, fast zur selben Zeit, die Gründung der Poale Zion stattfand, und daß gleichzeitig die erste he¬ bräische Zeitung «Hapoel Hazair» in Palästina erschien. F.r sehe in der Plattform nicht das eigentliche Programm, denn dasselbe wird täglich und stündlich von den jüdischen Ar¬ beitern in den Städten und Kolonien Palästinas und der jüdischen Jugend geschrieben. Die Vereinigungskonferenz steht unter dem Genius von 5 Männern, die die Ideologen Grundlagen der zionistisch-sozialistischen Arbeiterbewegung geschaffen haben. Es sind dies: Görden, ßorochow, Brenner, Trumpeldor und Syrkin. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß die vereinigte Partei sich würdig dieser Männer zeigen werde und die Fahne der Arbeit und chaluzischen Tat hoch halten werde. Dr. Arjeh Tartokower verliest hierauf in he¬ bräischer und jiddischer Sprache die Plattform, die bereits durch die zwei Sonderkonferenzen eingenommen wurde. Zur Begrüßung der Konferenz entsandte die Zionistische Exekutive ihr Mitglied Berl Locker. Ferner kamen schrift¬ liche Begrüßungen zu: Histadruth hovvdim, englische Ar¬ beiterpartei, den sozialistischen. Parteien Frankreichs, Bel¬ giens, Deutschlands, Oesterreichs, Hollands und der deut¬ schen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei, Haschomer Hazair, Hauptbureau des Keren Hajessod, Jugendbewegung Brith Haolim, Welthechaluz und vieler anderer Organisa¬ tionen und Einzelpersonen. Nach dem Referat des Ing. Reiss über organisatorische und Finanzfragen der Bewegung hielten Schlußreden: Dr. Abraham Silberschein, Nathaa Grin- blatt. Dr. Spiro (Gordonia), Spiesmanri (Freiheit), Dr. Nathan Melzer, Salmann Rubaschoff und Josef Sprinzack, welch letzterer die Grüße der vereinigten sozialistischen Bewegung den Chawerim in Rußland und in Palästina übermittelte. Unter Absingung von «Techsakna» und der «Internationale» fand die Konferenz in gehobener Stimmung einen würdigen Abschluß. Das jüdische Danzig stand eine Woche lang unter dem Eindruck dieser Tagungen, die sämtliche im eigenen Hause der Liga für das arbeitende Palästina stattfanden. Samstag abends fand eine große Kundgebung für das arbeitende Palästina statt, zu der mehrere hundert Menschen erschienen waren, und die einen ungemein erhebenden Ein¬ druck auf alle Anwesende Unterließ. An diesem Abend sprachen Ben Gurion, Locker, Sprinzack, Zuckermann (New York), Dr. Arje Tartokower, Ing. Reiss. Kongreß des Weltbundes der jüdischen Jugend für den Frieden ln Antwerpen fand der zweite Kongreß des unter der Patronanz des Völkerbundes stehenden Weltbundes der jüdi¬ schen Jugend für den Frieden statt. Die Tagung wurde von der Union Universelle de la Jeunesse Juive in Paris organisiert. Den Vorsitz in der Eröffnungssitzung, an der über hundert Delegierte aus zwölf Ländern, etwa 500 Gäste und zahl¬ reiche Repräsentanten jüdischer Institutionen teilnaihmen, führte der Präsident der Jugendunion Aime Palliere. Die Mehrzahl der Delegierten vertritt französische Ortsgruppen des Verbandes, u. zw. Paris, Straßburg, Mühlhausen, Kolmar, L yon, Marseille u. a. nt., ferner sind die Schweiz, Belgien, Italien, Holland, Deutschland (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Dortmund), Polen, Luxemburg, England, dir Ver¬ einigten Staaten, Griechenland, Oesterreich und andere ver¬ treten. Die Eröf nungsrede hielt der Delegierte Dr. Schramek (Straßburg). Begrüßungsansprachen wurden vom belgi¬ schen Großrabbiner Dr. Wiener, vom Vertreter des Pariser Zentralbureaus des Keren Kajemeth Fischer, von Herrn Gott¬ schalk namens der belgischen Völkerbundsliga, von Herrn Josef Schlesinger im Namen des zionistischen Zentralver¬ bandes Belgiens, vom Vorstandsmitglied der jüdischen Ge¬ meinde Antwerpen D. Lange und von Oskar Teidelbaum im Namen der jüdischen Jugend Antwerpens gehalten. Nach Bekanntgabe der Tagesordnung durch den Sekretär des Weltverbandes der jüdischen Jugend Charles Nehama hielt der holländisch-jüdische Schriftsteller Siegfried van Praag ein Referat über das Thema «Der Friedensgedanke in der jüdischen Literatur». Mit dem Absingen der «Hatikwah» wurde die Eröffnungssitzung in gehobener Stimmung ge¬ schlossen. Die weitere Tagesordnung des Kongresses brachte Refe¬ rate über «Nationalismus und nationale Kultur», «Probleme des Krieges, des Friedens und des Zionismus», «Organisa¬ tion des inneren und äußeren Friedens» und «Judaismus und Pazifismus». Hitler-Deutschland ehrt Lilienthal In diesen Tagen, da sich dar «schaffende» arische Geist in Deutschland in Bombenattentaten, Dynamitanschlägen und Haßorgien gegen das «raf.ende» Judentum austobt,"hat ein jüdischer Pionier des menschlichen Strebens nach Auf¬ wärts (im wörtiiehen wie im bildlichen Sinne) den ver¬ späteten Dank des deutschen Vaterlandes geerntet. Auf dem historischen Hügel am Karpfenteich in Berlin-Lichter- f e 1 d e> wo der Altmeister der Fliegerei, Otto Lilienthal, die ersten Gleitflüge unternahm, wurde am 10. August in Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Behörden und Luft¬ fahrtverbände das Lilienthal-Ehrendenkmal eingeweiht. Unter einem Dach, von neun Metallträgern gestützt, das Ganze einer Flugzeugtragfläche nachgebildet, liegt eine silberne Weltkugel, auf der die Routen der größten Welt lüge einge¬ zeichnet sind. Nachdem die Vertreter der verschiedensten Or¬ ganisationen an diesem Ehrenmal Kränze niedergelegt hatten, hielt der Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Bestrenommierte Küche im neueröffneten Gassenlokal II., Hammer rurostaiigasse 3 . Tel. A 08-6-82 _ Luftfahrt, Geheimrat Prof. Dr. Schütte, eine kurze Ge¬ denkrede. Er erinnerte daran, daß Lilienthal schon als Junge den Flug der Vögel beobachtet und studiert habe, bis er dann von dem kleinen Hügel aus mit seinem Apparat die ersten Flüge ausgeführt habe. Lilienthal habe seine Pionier¬ arbeit mit dem Tode bezahlt wie so viele andere nach ihm. Aber ohne diese Opfer wäre es nicht zu dem Fortschritt von heute ivkominen. < i >■. > a !i o, i.• ric darauf, daß die Stadt Berlin das Denkmai ;n ehrender Pflege be¬ wahren werde. Mit dem Denkmal sollten auch gleichzeitig die gefallenen deutschen Kriegsflieger geehrt werden und die lebenden deutschen Flieger, die durch weltumspannende Flüg im Geiste Otto Lilienthals dem deutschen Namen neue Ehre verschaift hätten. Dor noch lebende Bruder Lilienthals, der 82jährige Gustav Lilienthal, nahm an der Feier teil. Der jüdische Bahnbrecher der Flugtechnik, Otto Lilien- thal, dessen Todestag — er stürzte mit seinem Gleitflugzeug in den Rhinowcr Bergen ab — sich am 10. August zunr 36. Male jährte, ist bei seinen Lebzeiten in seinem Vaterland ein fast Unbekannter geblieben, und es bedurfte erst eines ganzen Menschenalters nach seinem Tode, bis er die Aner- Kennung auch in der lieimai golumku hat. Anders war es im Ausland. Am Ende des vorigen Jahrhunderts schrieb der französische Haupt mann F erber: «. ..Ich fasse den Augenblick, an dem Lilienthal 1891 seine ersten fünfzehn Meter in der Luft durchmessen hat, als den Zeitpunkt auf, seitdem die Menschen fliegen können.» Die amerikanischen Brüder Wright, denen der erste Motorflug gelang, haben mit Lilienthaischen Erkenntnissen aufgebaut und Frankreich wiederum ehrte den toten deutschen Meister vor einigen Jahren, indem es der ersten Segelflugschule den Namen «Ecole Lilienthal» gab. Ueber ihn schrieb Painleve 1907: «Li- lienthal war der Vater der modernen Aviatik, sein Werk ist unsterblich, er Unterließ der Menschheit seine Formel zur Besprechung des Luftwiderstandes, den Gebrauch ge¬ krümmter, für die Verfünffachung ihrer Widerstandskraft be¬ rechneter Flügel und eine genaue Lehrmethode für den menschlichen Vogelflug. Hätte Otto Lilienthal nicht gelebt, dann flöge der Mensch heute nicht.» Johann Schober gestorben Das Hinscheiden des ehemaligen Bundeskanzlers und langjährigen Polizeipräsidenten von Wien Doktor Johann Schober, der nach längerer Krankheit im Alter von 58 Jahren verstorben ist, wird von weiten Kreisen der österreichischen Judenschaft aufrichtig be¬ dauert. Obwohl Dr. Schober der großdeutschen Partei nahestand, hat er persönlich und in seinen amtlichen Funktionen der jüdischen Bevölkerung nicht nur stets, eine durchaus gerechte Behandlung zuteil werden lassen, sondern vielfach auch tiefes Verständnis fti'ri ihre besonderen Wünsche und Forderungen gezeigt. Wiederholt ließ er sich von jüdischen Führern über innerjüdische Vorgänge und Zustände informieren. Nach den blutigen Vorfällen in Palästina im August 1930 sprachen namens des zionistischen Landeskomitees Dr. Ehrlich und Dr. Grünbaum bei Schober, der gerade im Begriffe war, nach Genf zu reisen, vor und ersuchten ihn, für die Annahme des Protokolls der Mandatskommission einzutreten. Schober sagte diesauchzu, kam jedoch nicht mehr dazu, da Eng¬ land diesen Bericht inzwischen akzeptiert hatte. Wenn in Oesterreich und insbesondere in Wien antijüdische Exzesse drohten, traf Schober in ener¬ gischer Weise Vorkehrungen zum Schutze der persön¬ lichen Sicherheit und des Eigentums der Juden. Zur Zeit als die Heimwehrbewegung in Oesterreich sich in bedrohlicher Weise entwickelte, war es das Verdienst Schobers, eine Radikalisierung der staatlichen Exekutiv¬ kräfte und damit Entwicklungen, die zu katastrophalen Folgen für die österreichische Judenheit hätten führen können, verhindert zu haben. Nach dem Sturz des stark antisemitisch eingestellten Heimwehrkabinetts Vau-, goin-Starhemberg wurde Schober zum drittenmal Kanz•(/ ler, mußte jedoch nach der mißglückten Zollunions-V' kampagne demissionieren und ist seither im öffentlichen V Leben nicht mehr hervorgetreten. * Wir erhalten noch folgende Zuschrift: Zum Tode Dr. Schobers (Aus der Mappe der «Jüdischen Gefährdetenfürsorge».) Wer jemals das Los der Juden auf ihrer Wanderung studiert hat, wird sich von der Brandfackel des lodernden Judenhasses geblendet liihlen. Der Weltkrieg und seine Folgen tobten sich am leichtesten auf dem Rücken des Judentums aus. Durch das ßen des Österreich seilen Staaisgei>:.Ues entstand ein Chao das die Not der Juden bis zur Grenzen¬ losigkeit steigerte Das Kapitel Zuständigkeit, Heimatlosigkeit und die mehr noch als die Todesstrafe gefürchtete Abweisung und Abschaffung sind lauter Schreckgespenste für die be¬ drohten Gbeder unseres Wandervolkes Der mindeste Anlaß, ein bald zu begehendes Gewerbedelilct genügt schon, um Abschaffungen anzuordnen. Ein Widersetzen, ein Wieder¬ kehren, trotz Vorhandenseins von Wohnung, Familie, wird mit schweren Revers : onsstrafen und mit nochmaligem Ab¬ schüßen geahndet. Da diese administrativen Verfügungen dem freien Ermessen des Polizeiireferenten überlassen sind, ist oft, speziell bei armen Juden, jeder Widerstand vergeblich. Der arme, zu Tode gehetzte Jude wandte sich dann an die Kultusgemeinde,, d.' h. so lange der Oberrabbiner Dr. Chajes lebte, an diesen. Da pflegte Dr. Chajes beim Polizeipräsi¬ denten Dr. Schober zu intervenieren und Härte wurde in Güte umgewandelt. Nie hat er es vergeblich getan. Als der Ober¬ rabbiner seine Augen für immer schloß, erschien zur Tempel¬ feier Dr. Schober und weinte im Stillen mit. Dann übernahm die vom Rabbiner Dr. Kupfer gegründete und vom Herrn Obmann Emil Engel dann der «Jüdisch« |