Seite 4 DIE STIMME Nr. 242 — 25. August 1932 Zentralfürsorge» einverleibte «Jüdische Gefährdetenffirsorge*. diese miihsei:gen Rettungsarbeiten. Eine Reihe von jüdischen Rechtsanwälten halfen dabei wacker mit. Wenn einem der Mita 1 .beiter dieser Fürsorge gelungen war, bis zum Doktor die Menschlichkeit siegte bei :hm über alles Widersprechende. Ein ruhmreiches Kapitel seiner Menschlichkeit bildet sein Verar.itct) m u.v * .• s. \i. u rv . ' >;•. c \ • na;-' Bundeskanzler und von des armen Jünglings Unschuld au.'s bais.e überzeugt. D.e t3er,eh:äve.•lia.idme.g Konnte nvciit be¬ einfluß* werden. Aber der Strafvollzug und dessen einzig mog: eil ■ .Widernne. d’? Regnad : gnn ■. v. ar Schobers Wer'.. Das Ausland, der edle Menschenanwalt Pair.leve wandten sich damals nur an Schober. Die mit ihm damals darüber sprachen, waren erstaunt über die Weichhcrzigkeit und Güte, die in diesem merkwürdigen Polize : präsidenten zu finden war. Er bedauerte den armen Menschen, der infolge mangelnden Schuldbewußtseins unsäglich litt. Indessen d-'ängien die Er¬ eignisse. Schober sollte zuriiektreten. Am letzten Tage vor seinem Rücktritt setzte er noch mit ungeheurer Rrnftaminn- gi":g die Begnadigung Haismanns du'ch. Seine «Abschaffung* aus Oesterreich, auf dem Wege der Abschiebung, d : e admini¬ strativ angeordnet war, konnte der fast abgesetzte Polizei- räsident nicht verhüten. — Möge dies zu seiner Würdigung eitragen. " !. Von der hebräischen Universität Eine in London abgehaltene Sitzung des Direktoriums und des Akademischen Rates der Hebräischen Universität Jerusalem hat wichtige den Ausbau der Universität betref¬ fende Beschlüsse gefaßt, die u. a. die Errichtung zweier neuer Lehrkanzeln vorsehen. Dank der j Freigebigkeit von SLrPercival David, London-Bombay, J der d e Mittel für die Erhaltung eines Lehrstuhls für Kunst uuei Archäologie des Nahen Ostens für den Zeitraum von aebi Jahren zur Verfügung stellt, wird dieser Lehrstuhl unter dem Namen «.Sassoon-David-Lehrstuhl für Kunst und Archäo¬ loge des Nahen Ostens» demnächst errichtet werden. Für die Besetzung des Lehrstuhles wurde bereits eine geeignete Per¬ son! chkeit .ausfind g gemacht. Es wurde ferner beschlossen, zwe.i neue Fachkombinationen für Prii ungszwecke aufzu- stelicn, ur.d zwar Klassizismus (nach Wahl entweder gr.echische Sprache und Literatur oder antike Geschichte in Verbindung nvii lateinischer Sprache und Literatur) und Geschichte (griechische und römische Geschichte des Mittel¬ alters und internationales Friedensrecht). Diese beiden Stu¬ diengruppen w erden vorläufig als Nebenfach-Prüfungsgegen- stärde betrachtet werden. Fiir den Unterricht in lateinischer Sprache sollen Mitglieder des bisherigen Lehrkörpers heran- gezegen werden Für die nächste Sitzung des Direktoriums ist die Ent- «ebrdorg über die Berufung eines Dozenten für Ge- l*t*/**- & ja iim i t i t mwhtm i>ww—»-a—ca— || Jüdische Mädchen || ■ * vor der Berufs wähl» ! Zweijähtige Fachschule für Kleidermachen und Wäschewarenerzeugung mit öffentlichkeitsrecht StaatsgilHige Zeugnisse S. Einjährige Koch- und Haushaltungsschule mit er¬ weitertem Lehrplan für allgemeine Bildung D). Krüger-He m, 2., Malzgasse 7, Tel. A-48-0-77 Internat. Samstag Schulfrei Berufsberatung täglich von 11 bis 12 Uhr schichte der Neuzeit vorgesehen, Durch diese Be¬ rufung soll die historische Abteilung vervollständigt und da¬ mit Geschichte zu einem Hauptprüfungsfach ausgestaltet werden. Das Studienjahr 1933G934 wird einen weiteren be¬ deutenden Ausbau dev Universität biingen. Für dieses Jahr ist die Errichtung einer landwirtschaftlichen Fakultät in Ver¬ bindung mit der Universitätsabteilung und landwirtschaft¬ lichen Versuchsstation der Jewish Agency geplant. Die Fakul- • tat wird unter Leitung von Dr. Chamr Weizmann stehen. Für . diesen Zweck werden im Laufe des nächsten Jahres beson¬ dere Mittel aufgebracht werden. Es wurde ein Komitee ein- , gesetzt, das einen detaillierten Plan ausarbeiten soll, nach aem Forschung und Unterricht in angewandter Naturwissen- ' schaft an der Universität eingerichtet werden sollen. , Auf der Sitzung wurde ferner berichtet, daß die Arbei¬ ten des mit der Au bringung von Mitteln für eine Universitätsklinik betrauten amerikanischen Komi¬ tees genügend weit vorgeschritten sind, so daß es notwendig erschien, ein Komitee einzusetzen, das einen geeigneten Bauplatz für diese Klinik ausfmdig machen soll, damit bereits demnächst mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden könnte. Besondere Aufmerksamkeit wurde im Verlauf der Bera¬ tungen der Frage der Erschließung von Einnahmequellen für die Universität außerhalb Amerikas, das bisher fast das ganze Universitätsbudget gedeckt hat, zugewandt. Es wurden Ma߬ nahmen erwogen, das unmittelbare Einkommen der Univer¬ sität in Form von Vergütung für wissenschaftliche Leistungen usw zu erhöhen und die jüdische Oeffentlichkeit in ver- j schiedenen Ländern für die Bedürfnisse der Universität und ihre finanziellen Probleme zu interessieren. Ungeachtet der durch die gegenwärtige wirtschaftliche Krise bedingten großen Schwierigkeiten bei der Au bringung von Mitteln konnten schädigende Einsparungen vermieden werden Das Direktorium beschloß, das Budget für das kommende Jahr mit 37.700 Pfund festzusetzen. Mit Hilfe dieses Budgets wird es möglich sein, die bestehenden Abteilungen zu erhalten und das im vorigen Jahre begründete biologische Lehr- institut auszubauen Die Möglichkeit ausreichender Finanzierung der bestehenden Abteilungen und die Vorarbei- j ten für die Errichtung der landwirtschaftlichen Fakultät und der Universitätsklinik sind ln hohem Maße den energischen Bemühungen Dr. M. Ratnoffs in New York zu verdanken, der es übernommen hat, eine Sonde: ak*.ion zur Aufbringung der nötigen Mittel als Ergänzung zu dem seit dem Beginn der Krise wesentlich gesunkenen ordentlichen Einkommen der Univeisität durchzuführen. Es wurde ein Komitee zur Ausarbeitung des endgültigen Entwurfes einer Verfassung für die Universität und zur Untersuchung der Möglichkeit einer Vereinfachung ihres Ver¬ waltungssystems einschließlich einer Reorganisation des Direktoriums sowie einer Ueberprii un-g der Funktion und Zu¬ sammensetzung des Akademischen Rates eingesetzt. Ande r e Komitees werden sich mit den vom Dozentenkollegium der Universität aufgeworfenen Fragen der Regelung der Lehrtätig¬ keit, der Prüflings- und Promotionsordnungen sowie mit den die studentische Disziplin betreffenden P r ob!emen befassen. Es wurde ferner beschlossen, die gegenwärtige Praxis der Bestätigung von Abschlußzeugnissen anerkannter hebräi¬ scher Mittelschulen in Palästina. durch die Universität fort¬ zusetzen und die Möglichkeit einer eventuellen Mitwirkung der Universität bei der Lösung der Frage der Abschlu߬ prüfungen an den palästinensischen Schulen zu untersuchen. Im kommenden Jahre werden die ersten öffentlichen Auf- nahmeprü ungen an der Universität .abgehalten werden. In das Direktorium wurden folgende Mitglieder neu gewählt: Mrs. Edouard Jacobs (New York), Richter Greenberg (Südafrika), Senator Van den Bergh (Haag) und Dr. Israel Wechsler (New York). Die Hebräische Universität wird am Internationalen Mathematikerkongreß, der Anfang September in Zürich stattfindet, durch drei ihrer Mitglieder vertreten sein: Professor A. Fraenkel, Prof. M. Fekete, und Dr. B. Amira. — Prof. F. B o d e n h e i m e r wird die Universität bei dem Internationalen Kongreß für Entomologie repräsen- Aus dem Zyklus: „Die Schöpfer jüdischer Musik“ III. Joseph Achron*) Von Dr. J. Torb6 Joseph Achrons musikalisches Schaffen vollbrachte für die jüdische Musik bis jetzt zwei Großtaten: das Violinkonzert mit Orchester op. 60 und die Kindersuite für Klavier allein op. 57. Man könnte jenes als die Gro߬ tat im großen bezeichnen, diese als die Großtat im kleinen. Enthält doch jenes in sich die weiteste musika¬ lische Form, die Sonatenform, während sich diese mit der Aneinanderreihung von Stücken kleinsten Formats begnügt. Beide Formen, die des Violinkonzertes und die der Kindersuite, übernimmt Achron von der europäi¬ schen Musik, in der sie mit verschiedenen Varianten noch immer gepflegt werden. Die Eigenheit und die Bedeutung der beiden Leistungen Achrons für die jüdi¬ sche Musik liegt in der Art, wie er die übernommenen Formen mit jüdischer Musik ausfüllt. Wie er den Ver¬ schmelzungsprozeß der europäischen Musikform und des jüdischen Musikinhaltes voilführt. Vom rein ästhe¬ tischen Standpunkte ist die Formhandhabe an sich be¬ langlos. Ein Kunstwerk ist niemals schön, weil es diese oder jene Form aulweist, sondern die vorhandene Schönheit drückt sich bloß in dieser oder jener Form aus. Mit Bezug auf die Form des Achronschen Violin¬ konzertes genüge daher die Feststellung, daß es die üblichen drei Konzertsätze, das Allegro, das Andante und das Rondo, zu einem einzigen ersten Allegrosatze zusammenfaßt. Dieser Wille zur Vereinheitlichung der Sätzeanzahl und ihrer Themen ist ein Element jüdischer Musik. Auch ein Element jeder orientalischen Musik. Die bisherige Entwicklung der jüdischen Musik geht in Formanlage und Formfüllung niemals über die Lied- bezw. Tanzform hinaus. Also niemals über dasjenige, was man fijr gewöhnlich als Volkslied bezw. Volks¬ tanz bezeichnet. Die Formanlage und die Formfüllung jüdischer Musik beruht entweder auf der Aneinander- •) «Die Stimme* Nr. 233 und Nr. 238 rr.thung mehrerer Lied- bezw. Tanzformen, die kurz¬ weg Lieder zu nennen sind, oder auf der Abwandlung einzelner Lieder. Dem ersten Satz des Violinkonzerts von Achron liegt als Formprinzip die Abwandlung eines einzigen Liedes zugrunde. Aus diesem einzigen Lied, dem Hauptthema, formt er die übrigen drei Konzert¬ sätze. Auch die Formfüllung ist hier mit der Abwand¬ lung eines einzigen Themas identisch, mit der Varia¬ tion eines einzigen Themas, mit der Improvisation Uber ein einziges Thema. Aber selbst in Fällen, wo der musi¬ kalische Inhalt aus der Aneinanderreihung mehrerer Lieder besteht, ist das Urprinzip des jüdischen Musik¬ inhaltes die Vielheit, die Verschiedenheit und nicht die Gegensätzlichkeit, wie in der europäischen Musik. Viele kleine Gruppen, viele kleine Lieder, gleichgültig, ob durch die Reihung mehrerer Lieder, folgen einander auf Mosaikart, während die große Form der europäischen Musik auf dem Gegensätze: dramatisch bewegtes Hauptthema — lyrisch durchtränktes Seitenthema auf¬ baut. Den Entwicklungsgang der weit angelegten jüdi¬ schen Musikform und des ebensoweit dimensionierten jüdischen Musikinhaltes kann man daher an jeder be¬ liebigen Stelle unterbrechen und abschließen, gleich dem Ornamentverlauf eines orientalischen Bauwerkes oder eines orientalischen Teppichs. Es ist daher zu er¬ warten, daß die weitere Entwicklung der großen For¬ men der jüdischen Musik, die doch jetzt erst in ihren Anfängen begriffen ist, auch die Gegensätzlichkeit ent¬ sprechend stark in sich herausarbeiten wird. Nicht als ob die Gegensätzlichkeit der europäischen Musik unbe¬ dingt höher stünde als die Verschiedenheit der jüdi¬ schen, sondern weil die Gegensätzlichkeit ein Merkmal jeder höheren Entwicklung ist. Daß der erste Satz des Achronschen Violinkonzertes wunderbar schön ist, und zwar.namentlich melodisch wunderbar schön, ist selbst¬ verständlich. Denn nur seiner wunderbaren Schönheit vermochte der oben dargestellte Verschmelzungs¬ prozeß der europäischen Musikform und des jüdischen Musikinhaltes mit jenem ästhetischen Erfolg gelingen, der dieses Werk auszeichnet und der allein als oberster Richter in Sachen der Kunst entscheidet. Als ein Beweis fOr die besondere melodische Schönheit des ersten Violinkonzertsatzes von Achron möge die Tatsache f tieren, welcher in diesem Sommer in Paris abgehalten wird» ' Gleichzeitig wird er der französischen Entomologisciien Ge¬ sellschaft, die jetzt ihre Hundertjahrfeier begeht, die Grüße j der Universität ausrichten. — Pot. L. Rutn w.rd die lim* ; versität bei den Spinoza-Feiern vertreten, die anläßlich des ; dre hundertsten Geburtstages Spinozas im Haag stattfinden i werden. Dr. Max Schlösinger, Mitglied der Universitäts- | leitung und des Kuratoriums, ist von einem zweimonatigen Au enthalt in Europa zurückgekehrt und vertr'tt den Kanzler wahrend dessen Abwesenheit. — Herr S. G i n z b e r g, der i Sekretär der Universität hat seinen zweijährigen Studienurlaub j beendet. | Die Versicherungsgesellschaft «Assicurazione Generali» hat der Universität eine Summe von SO engl. Pfund zuf ! Unterstützung bedürftiger Studenten zirr Verfügung gestellt. Den Anlaß für diese Spende bot das hundertjährige Jubiläum dieser Gesellschaft. — Herr I. S a 1- i manowitsch, Rumänischer Konsul in Genf, hat der Uni- j versität den Betrag von 5000 Schweizer Francs zur Ver¬ fügung gestellt. Die Universität erhielt diese Spende durch Professor N. B e n t w i c h, der kürzlich am Rappard-Institüt j in Genf eine Reihe von Vorlesungen hielt. i Richard Willstätter — sechzig Jahre alt! In der Geschichte der Chemie wird der Name Richard Willstätters immer mit leuchtenden Buchstaben stehen. Er ist einer der hervorragendsten Chemiker aller Zeiten und gerade wir Juden haben Grund dazu, stolz auf ihn zu sein: Er ist seinem Judentum treu geblieben, obwohl er gerade des¬ halb mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Jeder großer Forscher ist auch ein großer Mensch. Das gilt von Willstätter in besonderem Maße; er ist von großer Güte gegenüber seinen Mitmenschen, aber seine eigene Person hat er ganz und gar seiner Arbeit gewidmet. Seit vierzig Jahren arbeitet und forscht er unermüdlich, oft genug auch in der Nacht, und nur selten gönnt er sich kurze Erholung. Die Arbeiten Willstätters haben sich großenteils mit Stoffen befaßt, die bei Lebensvorgängen gebildet werden, deren Konstitutionsaufklärung und der chemischen Synthese dieser Stoffe. Diese Arbeitert lassen sich in drei große Gruppen einteilen, nämlich die über Alkaloide (d. s. die in manchen Pflanzen vor¬ kommenden Gifte), natürliche Farbstoffe und Enzyme, KONKURS Bei dem Israelitischer. Synagogem/erem «Beth-Israel» in Wien gelangt für die hohen Feiertage die Stelle eines Chor¬ dirigenten zur Besetzung Bewerber für diesen Posten, nur österreichische Bundes¬ bürger, welche nachweisbar ein jüdisch-religiöses Leben führen und durch Zeugnisse den Nachweis über ihre musika¬ lische Ausbildung sowie Kenntnis der hebr. Liturgie, welche sie zürn Dirigentenposten befähigen, erbringefi, wollen ihre schriftlichen Offerte unter Beischluß ihrer Zeugnisabschriften (nicht Originale) und unter Angabe ihrer Ansprüche späte¬ stens bis 8. September 1932 an den genannten Verein in Wien. II., Leopoldsgasse 29, einsenden. . i ■■■■ ■ ■ . ■■■■■■■ i ' I ' LLÜL . M- ■■■■ ■ «Lim dienen, daß sein einziges Allegro-Thema und seine Abwandlungen das Fehlen der Seitensatzgruppe und des eigentlichen langsamen Satzes nicht im mindesten fühlbar werden lassen. Das spricht für die große Trag- und Wandlungsfähigkeit dieses einen Themas, weil es alle Stimmungen ausschöpft, indem es an der ureigenen festhält. Stilistisch nicht völlig einwandfrei ist hier bloß die Harmonik, Die ursprüngliche jüdische Musik, wie auch die gesamte orientalische, ist einstimmig. Also ohne harmonische Begleitung, wie dies in der europäi¬ schen Musik der Fall ist. Da nun das Wesen der jüdi¬ schen Musik in erster Linie melodisch ist, und zwar nicht nur im technischen Sinne der Einstimmigkeit, sondern auch im Sinne der ästhetischen Geltung und Wirkung, muß sich die hinzutretende Harmonik der Melodik immer unterordnen. Jene darf diese niemals decken, niemals erdrücken und muß entweder im Stile der einfacher tonalen Dur-Moll-Harmonik entworfen werden oder aus den Melodietönen der zu harmonisie¬ renden Melodie neu gewonnen werden. Aber niemals dürfte eine jüdische Melodie mit einer Harmonik ver¬ sehen werden, die aus dem zeitgenössischen Stile der harmonischen Vorherrschaft resultiert, ln musikalischen Kunstwerken, in welchen die Harmonik stilistisch und ästhetisch primär ist, tritt die Melodik als sekundäres Element naturgemäß in den Hintergrund zurück. Dies um so mehr, als sie ä priori nicht vorhanden ist und erst mit dem ganzen Kunstwerk entsteht. Ist aber eine Melodie ä priori vorhanden, und dazu eine derart schöne, wie es oft nur eine jüdische zu sein vermag, dann darf sie von der Harmonik weder überwuchert noch zersetzt werden, sondern die Harmonik hat die Melodie zu stützen und zu steigern. Gestützt wird die jüdische Melodie durch die einfache Dur-Moll-Harmo- nik. In diesem Stile sind die ersten Ausgaben der jüdi¬ schen Volkslieder gehalten. Gesteigert dagegen durch einen Akkordbau aus den Grundskalatönen der jüdi¬ schen Melodie. Diesen Weg sind innerhalb der jüdi¬ schen Musik zuerst und voneinander unabhängig Ernev» Bloch und Juliusz Wolfsohn gegangen. Mit der Deut¬ lichkeit eines Schulbeispiels ist das aus Ernest Blochs 22. Psalm für Bariton und Orchester und aus Juliusz Wolfsohns Klavierwerken zu ersehen. Die Harmonisie- |