Ml mb seine Heit. Von (Welten hat ein Buch so viel Aufsehen erregt, wie seiner Zeit (1863) „Das Leben Jesu" von Ernst Renan, der in blendendem Stile ein überaus anziehendes, farbenreiches Bild von dem Stifter des Christentums entworfen hat. Die einen waren von demselben entzückt, die anderen entsetzten sich wegen der rücksichtslosen Kritik, die er, in den Fußtapfen von David Friedrich Strauß wandelnd, an den Evangelien, die er zum Teile für Legenden hielt, geübt hat. Renan leugnet entschieden die Göttlichkeit Jesu, den er lediglich als gott¬ begnadeten Menschen im engsten Zusammenhänge mit dem jüdischen Volke schildert, aus dem er hervorgegangen und aus dessen Gedankenkreise sein ganzes Wesen herausgewachseu ist. Als dessen wahren Lehrer bezeichnet- er Hillel, der 50 Jahre vor ihm Aphorismen ausgesprochen hat, die mit den seinigen viel Aehnlichkeit hatten. Das ist ein großes Wort, das von geschichtlichem Standpunkte aus berechügt ist, nach dem die bedeutendsten Erscheinungen des Menschengeistes nicht plötzlich hervortreten, wie die Minerva in der griechischen Sage dem Haupte des Zeus entsprungen ist^ sondern sich allmälig aus den Ideen ihres Zeitalters entwickeln. Wer war Hillel? Einige Jahre nach dem Antritte der Regierung des Königs Herodes (40 v. Ehr.) kam, so erzählt der Talmud (Joma 355) ein jüngerer Mann aus Baby- |