- 184 - Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Statistik und Demographie der Juden. Auf der Generalversammlung des Vereins für Statistik in Berlin, im Mai 1912, an weicher er als Delegierter des Vorstandes der Frankfurter israel. Ge¬ meinde teilnahm, machte Dr. Hanauer den Vor¬ schlag, auch in Frankfurt a. M einen solchen Verein zu begründen. Er setzte sich zu diesem Zwecke mit den Herrn Prof. Hülsen, Dr. Sichel und Dr. jur. Schwarzschild in Verbindung. Diese erließen ein Rundschreiben, in welchem zum Beitritt zu einem Comite, das die Gründung des Vereins in die Hand nehmen sollte, aufgefordert wurde. Dieses Rundschreiben fand lebhafte Zustimmung. Es fanden daraufhin zwei Comitesitzungen statt, am 20. Juni und am 18. September in der Frankfurt-Loge. In der letzteren Sitzung, die von etwa 35 Personen besucht war, in der Prof- Hülsen den Vorsitz führte und Dr. Hanauer über Ziele und Aufgaben des Vereins referierte, wurde der Verein gegründet, die vom pro¬ visorischem Comite ausgearbeiteten Statuten ange¬ nommen und in den Vorstand folgende Herren ge¬ wählt: Dr. Budge, Dr. Büding, Direktor H. Maier, Prof. Hülsen, Dr. jur. S. Schwarzschild, Dr. Sichel, Rabb. Dr. Nobel, Rabb. Dr. H. Salzberger, Joseph Wis- loch, Stadtverordneter Fromm, Frau Henriette Fürth, Prof. Bondi, Dr. W. Hanauer, Dr. med. Mainzer, Prof. Michel, Daniel August Worms, Dr. med. Theodor Plaut, Dr. med. A. Feuchtwanger, Dr. med. A Stern. Zum ersten Vorsitzenden wurde gewählt: Dr. Budge, zum zweiten Direktor H. Maier, zum ersten Schrift¬ führer Dr. Hanauer, zum zweiten Dr. Schwarzschild, zum Kassierer Dr. Büding. Im Laufe des Jahres ist Herr Dr. Mainzer wegen Überlastung mit anderen Arbeiten aus dem Vorstand ausgetreten. Die Mit¬ gliederzahl des Vereins wuchs bald auf etwa 100 durch eine lebhafte von Herrn Jos. Wisloch eingeleitete Agitation sind in den letzten Monaten etwa 70 neue Mitglieder beigetreten, so daß der Verein jetzt 172 Mitglieder zählt. Es wurden im letzten Jahre 5 Vorträge gehalten: 1. am 10. November 1912 sprach Rechtsanwalt D r. Blau, Berlin, über: „Die Bedeutung der Statistik der Juden und ihre Aufgaben für die Zukunft." 2. am 18. Dezember 1912 sprach Regierungsrat Knöpfel, Darmstadt, über: „Die Bewegung der jüdischen Bevölkerung in Hessen." 3. am 11. Januar 1913 sprach Rechtsanwalt Dr. Wassermann, München, über: „Das Be¬ völkerungsproblem und die Juden." 4. am 11. Februar 1913 sprach Lehrer H o r w i t z, Cassel, über: „Die Entwicklung der jüdischen Bevölkerung in Kurhessen.* 5. am 5. März sprach Dr.med. Sichel über: „Gibt es eine Entartung bei den Juden?" Die Inangriffnahme der wissenschaftlichen Ar¬ beiten wurde einer Kommission überwiesen, die sich mit dem statistischen Amt dahier in Verbindung setzte, welches die Arbeiten nach Kräften zu fördern ver¬ sprach: die Arbeiten sollen jetzt in Angriff genommen werden, und für das Wintersemester sind folgende Voträge angekündigt: Dr. Segal 1, Berlin: „Die beruflichen und sozialen Verhältnisse der Juden.* Rabb. Dr. Salzberger: „Psychologie der Juden/ Oberlehrer Tachauer: „Die Mischehe." Direktor Busch: (Thema vorbehalten ) Justizrat Dr. Di etz: (Thema vorbehalten.) Für die Redaktion verantwortlich: Rechtsanwalt Dr. Bruno Blau, Berlin-Charlottenburg. — Verlag von Max Sc h lldberg er Inhaber Arthur Schlesinger, Berlin W. 62, Schillstraße 3. Druck von E. Grüner, Bernau bei Berlin. |