516 Lrsekrüchtr. Ändr e w Carnegie, der vor kurzem verstorbene amerikanische DJhtiHnrißiarbär, hat sich stets als Freund der jüdischen Bevölkerung Amerikas erwiesen. Insbesondere war Carnegie ein scharfer Gegner der Beschränkung 'der Eiwvanderungsfreiheit für die aus Osteuropa vertriebenen Inden. Er ist wiederholt für die Freiheit der Ein¬ wanderung eingetreten und hat es als unverzeihlichen Fehler be¬ zeichnet, redliche jüdische Elemente, die vor der europäischen Knute fliehen, von der Aufnahme in das Land -der Freiheit auszuschließen. „Ein russischer Jude, 'der sieht, daß seine Menchenwürdo hier nicht angetastet wird, beginnt dieses Land zu lieben. Er wird dann unsere Institutionen Hochhalten und seine Liebe und 'Anhänglichkeit an Amerika noch stärker bezeigen als ctit eingeborener Amerikaner. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, solche Elemente durch eine Ver¬ schärfung der Einwanderungsgesetze auszuschließen." Auch an anderer Stelle hat Carnegie seine vorurteilslose Gesinnung gegenüber dem Judentum betätigt. Bekanntlich hat der amerikanische Milliardär eine Friedensstiftung von vielen Millionen errichtet. Er hat die Mitglieder 'des Kuratoriums selbst ernannt und bestimmt, daß die beiden christlichen Konfessionen und das jüdische Bekenntnis im Kura¬ torium entsprechend vertreten sind. Auf Carnegies besonderen Wunsch trat mich unter anderen Tr. Oscar Straus in das Kuratorium ein. Schließlich gewährte Carnegie seit langen Jahren einer jüdischen Einwmtderungsg.esellfchaft in New Uork einen Jahresbeitrag von 10 000 Mark und förderte in der letzten Zeit alle auf Errichtung einer jüdischen Heimstätte int Heiligen Lande gerichteten Bestrebungen. Literarische Miuriiungen. — Soll u n d Haben. Versuch einer unparteiischen Recht- und Schuldbilanz für den Völkerkrieg von Dr. Mohamed. Emin Cfeudi (Pseudonym). Bad Nassau-Lahn und Winnenden-Stuttgart, 1019, Zentralstelle zur Verbreitung guter deutscher Literatur. M o r i tz L a z a r u s , der Begründer der Völkerpsychologie, wenn er noch lebte, würde seine Freude haben an den Gedankengängen, welche der Verfasser in -diesem Buche entwickelt. Er würde aber auch erkennen, daß der Völkerkrieg ganz neue Grundlagen für die Be¬ urteilung der Völkerpsyche geschaffen hat. Das zeigt sich besonders bei der Untersuchung, die der Verfasser über Recht und Schuld der Staaten für den Völkerkrieg anstellt. Er erklärt: Wer die Wurzel der Völkerzwistigkeiten angreifen will, der muß die Psyche der Völker zu beeinflussen suchen. Die Erziehung zur Gerechtigkeit und Wahr¬ heit ist das Wichtigste. Es muß in der Welt so weit kommen, daß durch das Walten der Rechtsidee im Leben der Völker die Machtinstinkte gezügelt und beherrscht werden. Aber hellte tun die Kulturstaaten das, was sie wollen, was ihnen nützlich zu sein, was ihrem Vorteile zu bienen scheint. Die moralische Rechtfertigung solcher Handlungs¬ weise macht ihnen keine Schwierigkeiten. Die -erste sittliche Forderung, daß gleiche Grimdsätze und gleiches Recht für alle zu gelten haben, rst m diesem Kriege vollständig in den Hintergrund gedrängt und ver¬ leugnet worden. Aber wie wenig ist schon vorher mit gleichem Maße gemessen worden! Der Verfasser sagt von den Mächten der Entente: „Es geht nicht an zu sagen: Ten Türken setzen wir so lange mit Ermahnungen, Belehrungen, Warnungen, Drohungen, Strafen zu, bis sie sich zllr strikten Humanität bekehren. Gegen -die Rumänen, Russen, Polen da¬ gegen, die die Juden mit Füßen treten, können wir nicht scharfe Worte oder gar Taten -anwenden, da solche diese Völker nur erregen und erbittern, also die Lage der Juden verschlimmern würden. Im eigenen Interesse der Juden müssen wir hier sehr vorsichtig austreten." — Ob seine Hoffnung, daß der Völkerbund an die Stelle des nationalen Egoismus eine allgemeine Freundschaft, gegenseitige .Rücksicht, ein großes Maß von Moral unter den Völkern der Erde schaffen wird, in Erfüllung gehen wird, möchten wir nach dem „Vorspiel", das wir jetzt erleben, einigermaßen bezweifeln. Plus §a change, plus c’est la meme cliose; je mehr sich die Welt ändert, um so mehr bleibt sie, wie sie war. — Auf Grund sachlicher Darstellung und Gegenüber¬ stellung nach dem kaufmännischen „Soll und Haben" kommt der Ver¬ fasser zu dem Schluß: Mit einem erdrückenden Uebergewicht sprechen Recht und Moral zugunsten der Mittelmächte, wenngleich schließlich die Waffen gegen sie entschieden haben. Ob sie schließlich auch in der Weltgeschichte (die, nach Schiller, das Weltgericht ist) 31t ihrem Rechte kommen werden? - Das Buch des geistreichen und kenntnisreichen Verfassers verdient um so mehr Beachtung, als der nunmehrige Friedensschluß viele seiner Vorhersagen in überraschender Weise bestätigt hat. Sanitätsrat Dr. S ch e r b e l (Üifsa). öüchrreinlsuk. Besprechung der Bücher Vorbehalten. Zurücksendung der Bücher findet in keinem Falle statt. Wie fördern- wir den religiösen &nn der Jugend? Referat des Herrn Dr. Gustav Löffler (Frankfurt a. MI. Herausgegeben vom Verband der jüdischen Jugendvereine Deutschlands, Berlin C 2, Burgstraße 26. 1919. Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde. Herausgegeben von Dr. M. Grunwa-ld, Rabbiner der israelitischen Kultusgememde Wien. 21. Jahrgang. 1. bis 2. Heft. Wien 1919. Die Legenden der Juden. Von Tr. I. Bergmann, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Berlin. C. A. Schwetschke u. Sohn, Verlagsbuchhandlung, Berlin 1919. Preis 6,50 M., geb. 9,50 Ml Hastalah. Geschichte der %u fklärungsbeweguug unter den Juden in Rußland. Bon Tr. Josef M-eisl. Berlin, C. A. Schwetschke u. Sohn, Verlagsbuchhandlung. Preis 10 M., geb. 14 M. Sammlung ausgewählter Vorträge. Nr. 1: Die Juden in der neueren Philofophie unter besonderer Berücksichtigung Hermann Cohens. .Von Universitätsprofessor Dr. Ludwig Stein. Berlin 1919, Verlag von M. Popipetauer. Antisemitismus. Ursachen — Ziele. Von Tr. Georg Hirsch, Allgenarzt in Halber sta dt. Preis 70 Pfennig. 2. bis 11. Taufend. Selbstverlag des Verfassers. Chronik der Synagogengemeinde zu Luckenwalde und deren Vorgeschichte. Zum 50jährigen Jubiläum der Synagogengenleinde. Im Aufträge des Verstandes verfaßt von I. Freudenthal. 1919'. Schriften zur jüdischen- Bewegung. 1. Ter jüdische Nationalis¬ mus. Von Abg. Robert Stricker. Preis 2,50 K. Verlag der W iener M org en -Zei tu ng. Jnr Strahlenglanz der Menorah. Ein neues Chanukabuch von E. Filanter. Preis 4,50 M. Berlin 1920, Verlag von Louis- Lamm. Jewish Rights at International Congress by Max J. Köhler. (Reprinted from tlie American Jewish Year Book 5678.) Phila¬ delphia, The Jewish Publication Society ot* America. 1917. Educational Reforms in Europe in their Relation to Jewish Eniancipation 1778—1878. ßy Max J. Köhler, A. M. L. L. ß. Reprinted from the Jewish Forum, February 1919. Sprrchlaal. Die Unterzeichneten Verbünde haben sich zur Bildung einer A r b e i t s g e m e i n s ch -a f t entschlossen, um durch geschossenes Vor¬ gehen der Forderung auf austömutliche Besoldung llnd gerechte Würdi¬ gung der Wirksamkeit des Lehrers stärkeren Nachdruck zu verschaffen. Die Selbständigkeit der Verbände wird' durch diese Arbeitsgemeinschaft nicht berührt. Wir geben von unserem Beschluß der jüdischen Lehrerschaft Deutschlands Kenntnis und ersuchen sämtliche Orts- und Provinzial¬ vereine, in gemeinsamer Arbeit unsere Bestrebungen fördern zu helfen. Wir erwarten, daß alle noch abseits stehenden Kollegen unverzüglich den Anschluß an einen Ber- ein suchen werden. Wer in dieser Zeit größter wirtschaftlicher u n b seel <v s ch e r Not sich b e nt großen Ganzen entzieht, s ch ä d i g t die I n t e r e s s e n s e ines Standes. Der Verband der jüdischen Kehrervereine im Deutschen Reiche. Jos. Feiner- Hamburg, Vorsitzender. Der Bund gesetzestrener jüdischer Lehrer Deutschlands. Dr. G. Lange, Frankfurt a. M., Vorsitzender. Israelitischer Lehrerverein für Bayern. 9s. l n ndet b n u m - Würzburg, Vorsitzender. |