143 Juden am jüdischen Gemeinwohl , die Schuld , daß die Examina sich fast immer nur einer sehr kleinen Zuhörer - zaht zu erfreuen hat . Betrachten wir nun die intellektuellen Leistungen der Schule , so weit sich solche nach einem mehrjährigen Be¬ such der Examina beurtheilen taffen , so müssen wir als eine der förderlichsten und am meisten den Verstand bil¬ denden Lektionen die Sprech - und Denkübungen voran stellen . Mit Ausnahme des letzten Examens je¬ doch hat sich bei diesem Unterrichtsgegenstande eine ein¬ seitige Methode geltend gemacht , indem Ire sich auf eine bloße Uebung des Anschauungsvermögens vermittelst der Erklärung geometrischer Figuren beschrankte . Auf dem letzten Examen aber , wo man diesen Gegenstand in den Händen eines andern Lehrers sah , erkannte man in die¬ sem das mit reichem Erfolg gekrönte Bestreben , den Ver¬ stand der Kinder dadurch zu bilden , daß sie in die ge¬ wöhnlichsten Verhältnisse des Lebens eingeführt und durch eigene Thätigkeit zu einer Klarheit und Einsicht in die¬ selben gebracht werden ; so sahen wir unter Anderem be¬ sonders mit Glück die Kinder von Gegenständen der Na¬ tur genetisch zu denen der Kunst sortschreiten und wie¬ derum die Dinge , wie sie die Industrie Lum täglichen Gebrauch umgeschaffen hat auf die Natur zurückführen . — Und es ist nur zu bedauren , daß dieser Unterrichtsgegen¬ stand wiederum aus den Händen dieses Lehrers genom¬ men wurde . — In der Geographie haben wir ebenfalls zwei Un - tcrrichtsarten in der Schule zu bemerken Gelegenheit ge¬ habt , von denen sich die eine eben so sehr durch ihre Zweckmäßigkeit , als die andere durch das vollkommene Verfehlen ihres Zweckes auszeichnet . Denn während die erste , wie für eine Elementarschule jedenfalls nothwendig und ersprießlich ist , sich auf eine Kenntnißnahme der all¬ gemeinen geographischen Verhältnisse beschränkt — ergeht sich die zweite in einem vollkommen erdrückenden Schwall von Details , die außerdem keinesweges auf Anschauung begründet sind , sondern nur auswendig gelernt waren , wie dies besonders auf dem letzten Examen in der Geo¬ graphie von Deutschland in der ersten Klasse sich zeigte . Wie wenig überhaupt das bloße Auswendiglernen bei Gegenständen , wo es auf etwas mehr als auf ein bloßes Schärfen des Gedächtnisses ankommt , mit Erfolg an¬ wendbar ist , wird nicht nur jeder vernünftige Pädagog , sondern jeder Gebildete gern zu gestehen . Und doch fan¬ den wir diese Methode des Auswendiglernens sogar bei einem Gegenstände adoptirt , der sie vollkommen von sich stoßen muß - — bei der Geometrie , die leider wiederum von verschiedenen Lehrern gehandhabt wird . Wie sehr das Wesen derselben von der einen Seite verkannt wird , hatten wir besonders auf dem letzten Examen in der zweiten Klasse zu bemerken Gelegenheit ; wo mit einem Mangel aller Begriffsentwicklung eine rein mechanische Gedächtnißfertigkeit zum Vorschein kam . Die andere Unterrichtsweise fußt jedoch auf dem vernünftigen Grund¬ satz , daß eine klare bewußte Anschauung der Begriffe hier die Hauptsache sei . — Dieselbe Bemerkung müssen wir leider auch auf die Behandlung der Physik ausdehnen . Es ist keinesweges dem Zweck einer Elementarschule entsprechend , die Kinder mit compticirten Maschienen und verwirrenden Hypothe¬ sen bekannt zu machen , zumal wenn damit eine Ver¬ nachlässigung der Elemente verknüpft ist . So aber ist wiederum die Methode des einen Lehrers , der vor zwei Jahren mit diesem Gegenstände auftrat , beschaffen , in - deß die andern sich dem Zweck angemessen damit begnügt , die einfachen klaren Verhältnisse der uns umgebenden und ins Leben jeden Augenblick eingreifenden Kräfte und Eigenschaften der Dinge den Kindern beizubringen . — Ueberhaupt können wir hier nicht unterlassen zu erwäh¬ nen , daß das öftere Uebergehen der bereits erwähnten Unterrichtsgegenstande aus den Händen des einen Lehrers in die des andern bei dem vollkommenen Gegensatz der Methoden von der verderblichsten Wirkung ist , und ein gegenseitiges Aufheben des bereits Geleisteten zur nothwen - wendigen Folge hat . In der Naturkunde hat sich der Lehrer , wie es scheint , die löbliche Aufgabe gestellt , die Kinder so weit mit der Natur bekannt zu machen , als es ihren jugend¬ lichen Kräften angemessen ist , und zugleich den Gegen¬ stand als geistbildendes Mittel zu benutzen . — Was die Arithmetik anbetrifft , so wird von einem Lehrer in allen Klassen das praktische Rechnen gelehrt , wozu in der ersten Klasse noch der höchst erfolgreiche Unterricht eines andern Lehrers in ben Grundbegriffen der Arith¬ metik kommt . Diese Einrichtung ist wol als sehr zweckmäßig zu bezeichnen , indem das bloß praktische Rechnen gewöhnlich weiter nichts , als eine geistlos¬ mechanische Fertigkeit erfordert . Die Leistungen in bet Geschichte , welche soweit unsere - Erfahrung reicht , von einem Lehrer vorgetragen wird , suchen vernünftigerweise nicht durch ihre Exten - |