95 rp'H am Ende von ftVWah und daselbst nach¬ zulesen. Wen glaubte der Vertheidiger mit solcher Unwissenheit, oder solcher Dreistigkeit zu tauschen? Das Publikum? Mich? Sieht er. denn nicht, daß er mit solchem Verfahren die Sache seines Clienten nur noch mehr compromittirt? denn wahrlich, des Clienten Sache muß verzweifelt, schlecht stehen, dessen Vertheidiger sich nicht scheut zu sülchen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen. Ich in Herrn Dr. Creizenachs Stelle würde mir einen solchen Vertheidiger, al¬ les Ernstes verbitten. Und als Gipfel der Jämmerlichkeit, bedenke man nun noch, daß, alles dieses Falsche auch einmal zugegeben, damit ja noch um kein Titelchen die im Thariag gegebene Be¬ hauptung aus ihrer. Nichtigkeit gehoben Ware. Denn im¬ mer wäre ja nur, wie in den „Mittheilungen." gesagt, das Aufträgen an einen Nichtjuden nur behufs Ausübung einer Mizwöh erlaubt. Thariag erlaubt es aber ja ganz aus- nahmlos, selbst für Kaufmannsgeschafte u. dgl.!! - IV. Thariag S. 25 zählt Geschäftsgänge zu machen und sich von einem Geschäfte zu unterhalten mit unter die Verrichtungen, „die auf keine Weise Arbeiten zu nennen sinh, die. aber die Talmu disten am Sabbat verboten hätten, damit an diesem Tage im ganzen Beneh¬ men des Israeliten nichts Werktägiges sei." Die Mittheilungen.machten hierbei S. 16 nur die Bemerkung, daß nicht die Talmudisten erst Geschäftsangelegenheiten am Schabboß verboten hatten, sondern ein solches Verbot schon aus VsT 1 und '■»artf ersichtlich wäre. , Der Verthei- dkger erwiedert: „Wenn Jesaias un.d Nehemias Geschafts¬ angelegenheiten am Sabbat verboten hatten, so hätten sie dies nicht als Propheten, sondern vermöge ihrer, geistlichen. Autorität gethan," „sie haben aber Geschäftsangelegenheiten nicht als Arbeiten im talmudischen Sinne, son¬ dern als etwas verboten, das in der Thal mit der Feier des Sabbats sehr schlecht harmonirt." Aber: Von Jesaias und Nehemias ist gar kein neues Verbot, der Geschäftsangelegenheiten am Schabboß ausgegan¬ gen, sondern aus ihnen ist ein solches Verbot als längst schon, vor. ihnen vorhanden, ersichtlich. Und ferner sind ja Geschäftsangelegenheiten selbst im talmudischen Sinne nicht als Arbeiten, sondern eben nur als etwas „Werktägiges" verboten, das mit der Feier des Sabbats schlecht harmonirt. Das sagt ja Thariag an der in Frage stehenden Stelle selbst, was auch ganz richtig. Der Vertheidiger hat also den Thariag hier entweder gar nicht gelesen^— oder schon vergessen. | V. Was der Vertheidiger unter dieser Nummer sagt, will ich glauben. VI. S. 31 erzählt uns Thariag: Früher wurde bei ihnen der Molad .nicht- voraus berechnet, sondern unmittelbar von Leuten, die dazu aus¬ geschickt worden, am Himmel beobachtet. Meine Mittheilungen bemerkten hiebei: Beides sei unwahr. Es sei aus der G'morö entschieden klar, daß neben der Beobach¬ tung , zur Controllirung derselben, auch eine Berechnung ftattgefunden, und man könne auch zweitens den Molad gar nicht mit bloßen Augen am Himmel beobachten. Recht¬ fertigt nun der Vertheidiger jenen doppelt unwahren Satz des Thariags, auf dem dort die ganze Theorie von der frühern astronomischen Unkenntniß unserer Vordem gebaut wird? Keineswegs. Ec versucht es nicht einmal.- Sondern 1) empfiehlt er mir eine Erörterung des Hm. Rappopoct, aus welcher mit entschiedener Klarheit hervorgehe, daß wäh¬ rend der zweiten Tempelperiode oft die Resultate der Kalen-^ Verrechnung, wenn ja gerechnet wurde, denen der unmittel¬ baren Beobachtung hintaygesetzt wurde." — Ich bebaute sehr die Erörterung des Herrn Rappoport, die gewiß recht lehrreich sein mag, nicht zu kennen. Aber, um des Him¬ mels Willen,-trüge denn das Alles, was daraus entschieden klar hervorgehen soll, auch nur ein Jota zur Rechtfertigung des Satzes im Thariag bei? 2) meint der Vertheidiger, ich hatte, voraussetzen sollen, Herr Dr. Creizenach habe nicht ge¬ glaubt, man könne mit dem bloßen Auge den Molad eben so genau als durch die Berechnung bestimmen." Nein, Lieber. Nicht nur nicht genau, gar nichts läßt sich mit dem bloßen Auge über den Molad bestimmen. Und wenn Herr Dr. C. nicht geglaubt hat, man könne den Molad mit bloßem Auge beobachten, warum sagt er denn im Thariag/ man habe es gethan? Hatte sich Herr Dr. C. auch nur vergegenwärtigt, daß der Molad durchaus nicht Sache der Beobachtung, sondern rein nur Sache astrono¬ mischer Rechnung sek, so hätte ihm dies einzige Wort „Molad" schon sagen können, daß, wo auch nur die Idee von Molad war, Berechnung gewesen sein müsse. ' VII. S. 33 war im Thariag in Bezug auf die Feier der zweiten Feiertage behauptet worden: I) Es gehe mit ei¬ ner Gewißheit, die sicherlich Niemand bestreiten werde, aus dem Talmud hervor,, daß für diese Feier nie ein Synodal- beschlüß ergangen. 2) Daß die Verfasser' des Talmuds selbst sich nicht alle in den Gebrauch gefügt, unter Andern ein gewisser Nathan bar Assi. 3) Der Talmud erlaube ausdrücklich in Orten, wo keine Juden wohnen, am zweiten Feiertage zu arbeiten. |