Redaction und Administration: WIEN IX., Türkenstrasse Nr. 9. Telephon 14199. Erscheint jeden Freitag. Zuschriften sind nicht an einzelne Personen, sondern an die Redaction oder Administration: Wien, EX., Türkenstrasse Nr. 9, zu richten. Unfrankierte Briefe wertlen nicht angenommen und Manuscripte Preise der Anzeigen: Die viermal gespaltene Petitzeile 20 Heller. Der Inseratentheil wird Dienstag abends geschlossen. Einzelne Nummern 30 Heller. IFM^A" Oesterreich-Ungarn: ganzjährig 12 Kronen, halbjährig 6 Kronen. UWQG. ganzjährig 13 Mk._70 Pf., halbjährig 6 Mk. 83» Pf., _ England ganzjährig 14 Shg., halbjährig 7 Für das Ausland: Deutschland ~ . ■ - - , —.--„--. -----, — 0 -- c — t --- c ________ 6 . —Russland ganzjährig 7 halbjährig 3 R. 50 Kop., Schweiz, Frankreich, Italien, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Griechenland, Aegypten ganzjährig 17 Frcs., halbjährig 8 Frcs. 50 Cts., Amerika ganzjährig 3 DolL 40 Ct Nr. 26. Wien, 29. Juni 1900. 4. Jahrgang Nachdem Ende des Monats viele Abonnements ablaufen, wird um rechtzeitige Erneuerung gebeten. Geldsendungen aus Russland erfolgen am besten in recommandierten Briefen. Papiergeld aller Staaten wird in Zahlung angenommen, anstatt kleiner Münzen wollen Briefmarken beigeschlossen werden. Die rumänische Judenkrise. Die Auswanderung rumänischer Juden, deren ver¬ zweiflungsvolle Schauspiele jetzt in einer Anzahl euro¬ päischer Städte zu sehen sind, haben auch die Gegner des Zionismus zu frischer Thätigkeit aufgerührt. Man sollte nun nicht glauben, welcher Art die Aeusserungen von dieser Seite sind. Statt sich an die Brust zu schlagen und Reue darüber zu empfinden, dass man die grosse Gesammtaction einer nationalen Hilfe, wie sie vom Zionismus geplant ist, mit Hohn und Anfeindungen aller Art seit Jahren verfolgt hat, dass man jeden unserer Versuche zu lähmen getrachtet hat, wird dem Zionismus Schuld an der für manche gutsituierte Herren unbequemen Wanderung dieser verzweifelten Menschen gegeben. Der Zionismus, soll daran schuld sein, dass die rumänischen Auswandrer nach Pest, Wien, Marseille, Paris und London gehen. Dass diese Auswanderung nicht nach dem Osten, sondern nach dem Westen geht, bemerken die weisen Herrn nicht Dass diese Wanderungen auch von uns weder angeregt noch organisiert worden ist, wollen sie eben sowenig bemerken. Allerdings werfen die Zionisten-Comites die armen Auswander, die sich bei ihnen melden, nicht in der brutalen Weise hinaus, wie es die Gewohnheit mancher Cultusgemeinden und „woblthätigen Stiftungsbeamten" ist Die zionistischen Comites bemühen sich vielmehr, diesen verzweifelten Menschen zu rathen und nach Massgabe der vorhandenen Mittel zu helfen. Das ist aber auch die ganze Be¬ theiligung des Zionismus an der jetzigen rumänischen Auswanderung. Unter diesen Umständen ist es uns sehr erwünscht, dass wir von dem bekannten antizionistischen Blatte »The Jewish Chronicle" in London die Gelegenheit ge¬ boten erhalten, Gerüchten entgegenzutreten, die in perfider Weise in Umlauf gesetzt wurden. Der „JewishChronicle" schreibtinvorsichtiger Weise Folgendes: »Wir sträuben uns dagegen, den Unter¬ stellungen Glauben zu schenken, wonach einer oder mehrere zionistische Führer die Auswanderung absicht¬ lich nach England dirigiert hätten, um dadurch ihren eigenen Zwecken zu dienen." Der „Jewish Chronicle 14 hat recht sich gegen solche Unterstellungen zu sträuben, und es wäre besser ge¬ wesen, wenn er diesen seinen Seelenkampf seinen Lesern vorenthalten hätte. Der traurige Zug dieser heimatlosen Wanderer ist zwar ein erschütternder Be¬ weis für die Richtigkeit der von uns seit Jahren ver- fochtenen Ansichten, aber die Führer des Zionismus haben eine solche Demonstration der Armen vor den Reichen niemals insceniert oder auch nur insceniern wollen. Richtig ist dass von der Leitung der zionistischen Bewegung immer nur die Parole der Mässigung und der Vorsicht ausgegeben wurde. Von diesen planlosen Zügen haben wir immer auf das entschiedenste ab- gerathen, und wenn es nun doch zu dieser beschämenden Emigration mit allen ihren Uebeln und Leiden kommt so ist es nicht die Schuld des Zionismus, sondern die Schuld unserer Gegner. Wir bedauern sehr, dass wir nicht in der Lage waren, ihnen diesen Anblick zu er¬ sparen. Sie haben nicht hören wollen, fühlen werden sie zwar auch jetzt nicht, aber sehen. Die Juden von Stanislau und die Christen von Semlin. Euer Wohlgeboren! Gestatten Sie vor allem, dass ich mich Ihnen vor¬ stelle: Ich heisse Jakob Dezma, bin Advocat in Semlin und, dank den geordneten Verhältnissen unseres Landes, in der Lage, nicht nur ohne Erröthen, sondern auch ohne Furcht sagen zu können, das ich ein Jude bin. So sicher ich nun auch bin, dass Sie all dies freuen wird, bezwecke ich damit durchaus nicht, dass Sie einige Minuten Ihrer gewiss kostbaren Zeit einzig und allein deshalb verlieren sollen, um von der Existenz meiner Person Kenntnis zu erlangen, vielmehr muthe ich Ihnen dieses Opfer in dem Bestreben zu, Ihnen den Nachweis zu erbringen, dass wir Juden nicht in der ganzen Welt jene verachteten Parias sind, deren Berührung allein schon verunreinigt, dass es vielmehr |