Seite 14 J » c $ vwe Ar . 13 . ^ cxxiXlcto rt . Maffaere . ( i ' i n 1 r a uriq ^ i e d . Bon Salo Deutsch . Frühlingsabend . Mitten im Dorf stehen die Bauern zuhause » . Jeder der Männer hält was in der Faust , das ein Zeichen seines Berufes sein kann : eine Heugabel , eine Sense , einen Dreschflegel . Aber die Miene , mit der jeder - lnann blickt , der Griff , mit dem er ' s packt , macht das Ge - rnth zum Todeswerkzeug . „ Wisst ' s , Männer , da lasst sich amal nix mehr thun . — Die Dirn is hin . Der Jud hat Ostern auf d ' Wochen . — Aber die Leich soll er herausgeben , daß die List a christ - lichs Begräbnis kriegt ! " Das ist der Krämer , der so spricht ; ganz ruhig uud als wollte er beruhigen . Aber er kennt seine Leute . „ Die Leich ' — die Leich ' soll er herausgeben ! " schreit gleich d ' raus alles wild durcheinander . „ A christlich ' s Be¬ gräbnis soll die Dirn krieg ' n ! " Und ein Stein fliegt gegen das Fenster des Juden . Frau und Kinder zittern vor Angst lind Kälte tief unten im Keller . Und der Mann zählt die Schläge , die gegen die Thür seines Ladens dröhnen . Aber die gibt nicht so schnell nach , das weiß er . „ Im Keller hat er die Leich ' versteckt ! " hört er da die Stimme des Krämers wieder . „ Sprengt ' s die Hinter¬ thür ! " Im Keller ! Herrgott , das Weib und die Kinder ! Aber — wenn diese Leute plündern können , vergessen sie vielleicht , weshalb sie da sind . Er drückt ein Fenster ein und steckt den Kopf hinaus . — „ Hoho , der Jud ' , der Jud ' ! " brüllt ' s von allen Seiten . Und da sie , eng gedrängt , ihn mit den Prügeln nicht er¬ reichen können , spucken sie ihm in ' s Gesicht . „ Ich mach ' euch a > > f — aber ihr müßt meine Leute in Ruh ' lassen " — „ ' S Maul halten , Jud , und die Thür mach ' auf ! Die Leich ' woll ' n wir haben . " „ Na , so sucht ' s euch sie halt ! " knirscht er und öffnet . Und die Bauern finden Schnaps . Sie stoßen ihn zur Thür hinaus . Er muß nicht wissen , was jeder raubt . Vom Krämer bekommt er de » ersten Schlag . Er ivill alle Schlüssel des Hauses haben . Alle . Und die Schläge folgen ohne Zahl . Da kommt ein Knecht aus dem nächsten Dorf und fragt , was es gäbe . „ Die Lisl hat er um ' bracht und jetzt will der Lump nicht sagen , wo ' s versteckt is . " „ Wo d ' Lisl versteckt is ? Na , bei unfern Großknecht halt ! Mein Bauer schickt mich zu ihr Vätern . Sie hat sich bei uns verdungen . — Aber jetzt laßt ' s auch den Hascher los ! " Und der Bursch will grob werden . „ Ah geh " , murrte der Krämer . „ Misch dich net d ' rei » , wo ' s dich doch nix angeht . — Weißt , Toni — jetzt — wo wir ' n amal haben — schau — es is ja nur der Jud — " „ Ah so — es is nur der Jud ? ! " — - - II . „ Also , wie war denn der Alte diesnial ? " „ Aber , der ist ja ganz darnieder — kaum mehr zu¬ rechnungsfähig — wenn man auf die Tochter zu sprechen kommt . Die Hauptsache übrigens : Achtzigtausend will er schon geben . " „ Thut mir leid — Ich bin unter hundert nicht zu haben . Und wenn wir ihn noch ein par Tage zappeln lassen — — und was ist ' s mit dem Mädel ? " Ich Hab ' sie hinter der Portiöre schluchzen gehört . Sie hat offenbar gehorcht . Du , Otto , das Mädel muß dich aber wirklich furchtbar gern haben ! " „ Ja , das will ich meinen . Aus bloßem Vergnügen pflegt man sich doch nicht in ' s Wasser zu stürzen . Und so ein kleines Nervenfieber — " „ Ja , die Krankheit der Tochter hat die Eltern außer¬ ordentlich hergenoinmeu . Der Alte scheint auch mit seinen Kräften zu Ende zu sein . Im Vertrauen : Ich glaube , daß er dir thatsächlich sein Letztes gibt , wenn du aus den Hun¬ derttausend bestehst — " „ Gewiß besteh ' ich d ' raus ! Ich werd ' mich doch nicht wegmerfen ! " „ Aber ich bitte , renommir ' doch nicht ! Im übrigen : Dieser Alte , den vor Aufregung der Schlag zil rühren droht und seine Frau , die ewig die Hände ringt und ihn bittet , uachzugeben , wenn er das Mädel am Leben erhalten will — weißt du , mein Lieber , besorg ' dir gefälligst solche Geschäfte nächstens wieder selber — " „ Ja freilich ! ich soll mich wohl von meinen p . t . Schwiegereltern vor der Hochzeit noch fressen lasse » ! Da ist übrigens der kleine Doctor ! O nein , lieber Doctor , sie stören gar nicht , es ist nur vom Heirate » die Rede ! " „ Äh , ist ' s also doch wahr , daß sie sich in ein reiches Mädchen verliebt haben — ? " „ Na — mein Gott — ich — mich — in sie verliebt ! Es wird wohl umgekehrt sein ! Na , und der Alte macht eben Schwierigkeiten mit dem Geld — aber Gott sei Dank , ich Hab ' ihn in der Hand — " „ So ? hat das Mädel — hm — Dummheiten ge¬ macht ? " — „ Ja , es mag schon so was sein . — Der Alte ist übrigens Fabrikant . Vielleicht kennen sie die Firma , Körner und Freundlich , Schuhwaaren . " „ Ah gewiß ! Einer der Chefs war ja heut bei uns ; der andere hat ihm die Gesellschaft gekündigt , weil er Bar¬ geld braucht . Und das soll natürlich ein Proceß werden . " „ Ja , das Geld braucht der alte Körner , nämlich für mich . Ich hätte nicht geglaubt , daß es so weit ist — " „ Ah , den Mann haben sie aber gehörig hergenommen , lieber Otto ! Der scheint wirklich ausgesangt zu sein bis auf die Knochen . Aufrichtig gesagt , lieber Freund : Er bezahlt ' s wirklich etwas theuer , daß sie die Gnade hatten , ihm das Mädel zu ver — " „ Aber , Doctor ! — Sparen Sie doch diese mitleidige Regung ihres weichen Advocatenherzeus . Er wird ' s schon verwinden . Der Mann ist ja ein Jud ! " „ Ah so — ein Jud ? ! " - - - III . „ Excellenz , ich habe mir erlaubt , der Facultät unter der Hand andeuten zu lassen , daß man höhererseits die phi¬ losophische Lehrkanzel mit einer Persönlichkeit von zweifel¬ los geiuäßigter politischer Richtung besetzt zu sehen wünsche . Das Professorencollegium schlägt puimo st unico loco den Professor Dr . Ludwig Steiner vor . " „ Steiner ? Den Mann kenn ' ich ja nicht ! " „ Er ist Gymnasiallehrer , Excellenz ! " „ Ja , Herr Hosrath , will uns die Facultät zum besten halten ? Wie wird der Vorschlag begründet ? " „ Excellenz , der Mann hat ein grundlegendes Werk über griechische Philosophie geschrieben — " „ Ja , ein Werk , das kein Mensch kennt — " „ Excellenz , der Mann ist eben Gymnasiallehrer . Er ist dabei einer der gründlichsten Kenner der gesammten päda¬ gogischen Literatur , auch ei » praktischer Pädagoge von Ruf „ Nun , und politisch " — ? |