Li Israelitischer Lehrer und Cantor. Organ für die Gesamvilintcreffen der israelitische« Cultusbeamten (Beilage zur Jüdischen Presse.) tzerau«gegeben von vr. Hirsch Hilb»«tz»i«rr. Inhalt: Ein Meisierwert. — öorrtfpoitbfnitn. — Zur (Wldtung der Mischnah «both II, 9. — Inserate. — Ei« Meifterwrrk. Besprochen von Dr. I. Bleichrodr in Berlin Zahlreich sind die Lehrbücher über jüdische Religion und mannigfaltig, die verschiedensten Anschauungen br- rücksichtigenb, ist ihre Darstellung. Für die konservative, für die mittclparteiliche, für die liberale Schule ist ge- sorgt; ich erinnere nur an Apolant, Auerbach, W. Feilchrn- selb, F. Feilchenseld, Grob, Herxheimer, Philippson, Stern. WaS uns aber fehlt, ist ein für die Hand deS Lehrer« bestimmtes Buch, geeignet, ihm die Borbercilug sür den Unterricht in systematischer RcligionSlehrc zu erleichtern, die Fülle des Stoffe«, nach methodischen Gesichtspunkten «ordnet, ihm zugänglich zu machen. Philippson'« drei- ändige RcligionSlehrc ist wegen ihres religiösen Stand- punkte« und ihrer Weitschweifigkeit zu verwerfen. S. R. Hirsch's ״Horeb" ist zu gedankenreich und bedarf für die meisten Lehrer erst eine« Kouunentars. Darum möchte ich auf ein in englischer Sprache i. I. 1900 in London in zweiter Auflage erschienenes Buch de« hochverdienten, gelehrten Rectors de« deve'CoUege in London, Dr. M. Fried- l ä n d e r: Th« Jewieh religion, Hinweisen, das in vor- trefflicher Weise diese Lücke ausfüllt. Ich will zunächst in wenigen Worten die Anlage de« Buche« skizzieren. Nach kurzer Einleitung, die den Begriff ״Judentum" bestimmt als ״die Anhänglichkeit an die in der heiligen Thora gelehrten Wahrheiten und der gläubige Gehorsam gegen- über ihren Vorschriften", behandelt eS im Anschlub an die dreizehn Glaubenssätze des Maimonidcs im ersten Teil di« Glaubenslehre: Hi e r bi e t e t Friedländer zunächst eine ausführliche Einleitung über den Begnff des ״Glaubens", den er aus Thora, Talmud und den jüdi- scheu Religionsphilosophen von Saadia bi« Mendelssohn entwickelt. Nach der Anordnung Albo'S werden in drei Gruppen, 1) Das Dasein Gotte«, 2) Offenbarung, 3) Lohn und Strafe), die einzelnen Glaubenssätze besprochen, und stets durch einschlägige Stellen aus Thora, Talmud und den ReligionSphilosophey beleuchtet. ES folgt hierauf die Pflichtenlehn: in sieben Gruppen: 1) Die zehn Gebote, 2) Allgemeine sittlich« Grundsätze, 3) Erinnerungszeichen an Gott und seinen Willen, 4) Sabbat, Fest- und Fast- tage, b) Gottesdienst (da« Gebet), 8) die Epeisegesctze, 7) Jüdisches Leben. Al« Anhang folgen noch die drei- zehn Glaubenssätze hebräisch, der jüdische Kalender sdie Monate mit den in ihnen zu feiernden Fest- und Gedenk- tagen), ein Kapitel über religiöse Erziehung, ein in der sephardischen Synagoge übliche« Gebet für den Bar- mitzwah (hebräisch und englisch), eine Bibliographie der jüdischen Religionsbücher, soweit sie in der Bibliothek de« Jews College vorhanden waren, und schließlich vier erschöpfende alphabetische Register (auber dem am Anfang de» Buches stehenden ausführlichen Inhalts-Verzeichnis). Diese Register geben Auskunft über die angeführten Stellen au» der Bibel, der Mischna, dem Talmud, der MUclme Thor», den Schulchin Aruch und dem Siddur, ferner über die behandelten Gegenstände und Namen und endlich über di» im Buche vorkommenden und er» klärten hebräischen Ausdrücke. *) >u» dem Nrferat über .Neuere N«liglon«bücher" gehalten am l. d. M. in der GenerabBersammlung der .vrreiiii-ung tra- ditionell-geseßestreuer Nabbiner". Diese in knappen Umrissen gezeichnete Skizze des Buche« kann nur ein schwache« Bild von dem Reichtum und der Fülle des Stoffes geben, die hier vcr» schwenderisch auSgcstrcut sind, lieber den Begriff der Schöpfung nach Saadia und Maimonide«, die Erklärung der Offenbarung nach Saadia, Juda Halevi, Jbn Csra, Maimonide« und Aldo, über Naturgesetz und Wunder, Schöpfung und Evolution, über Integrität und Authcntie der Bibel, die Göttlichkeit der mündlichen Lehre, über Reformen im Gebetbuch, über Orgel und SonntagSgotteS» dienst, über die Stellung der Fmu, häusliche und synago- aale- ״ Minhagim" — über die« alles und über viele andere Fragen, die alte und moderne Feind« der Religion und de« JudenMmS aufgeworfen haben, findet man in diesem Buche befriedigende Antwort. In der Einleitung zur zweiten Gruppe der Glaubenslehre ( ״ Offenbarung") gibt der Verfasser eine ausführliche, 8b Seiten umfassend« I nhaltsang abe und Charaktenstikder Bücher der Bibel und der Apokryphen, wobei er nicht nur aus die Frage der Bibclkritik eingeht, sondern auch beispielsweise bei den Psalmen einen Abriß über hebräische Poesie, bei den Sprüchen Ealomo'S einen nach Materien geordneten Au»- zug auS denselben bietet. Und neben dem Größten findet auch da« Kleinste seine Stelle. Weshalb bei den נרכוח הנמרח di« einen das betreffende Gebot mit ch>, die andern mit ״ b ansügen, die mysteriösen Buchstaben auf der Rück- feite der.inio, was "00 beim Kiddusch bedeutet und wa« Jbn Efra mit ־ nc A r' meint, woher der Name, ״ BercheS" stammt und wa« den Gegnern des ״ Schnödem«" zu «r tni»»,«•» i fl, -ÜW hau llrjpnmff hf« ״ !Ti-Hlens" Aphikomon und die Bedeustnig bei Mögen Dowid, über dje wiegende Bewegung VeS Körper« beim Beten und über die Abneigung mancher Gemeinden gegen die her» kömmliche Art de« ״ Duchenen«",wann man den ״ Kittel" anlegt und über den Begriff von .to& חטב — über alle« die« und über vieles Andere findet der Leser Auskunft. Ja, der Verfasser widmet einen ganzen Abschnitt der Schilderung de« jüdischen Leben« im Haufe und in der Synagoge, im Beth-Hamidrasch und m der Ausübung der Wohltätigkeit, an Wochentagen, Sabbaten und Fest- tagen, bei der Ausnahme in den AbrahamSbund und beim ersten Besuch de« Gotteshauses seiten« der jungen Mutter, in der Erziehung der Kinder, in der Feier der Barmizwah und der Hochzeit, der AuSfühmng der Ehe- scheidung und Chnlieah, der verschiedettdsten sinnigen Bränch«, wie sic daS Leben des frommen Juden au»- füllen und heiligen. Und das Alle« in einer Sprache, die schlicht und innig das ttesreligiöse Gemüt de« Ber» sasser« wiederspiegelnd, nicht nur durch das Wffsen er- leuchtet, sondem auch durch die innere Wahrheit erwärmt. AI« Probe für Styl und Färbung de« Buche« mag hier ein Teil der Einleitung in deutscher Uebersetzung folgen: .Der Mensch hat den größten Vorzug unter allen Geschöpsen; er ist im Gbenbude Gotte« geschaffen. Bein Vorzug ist aber noch erhöht durch di« Datsache, daß diese Iu»zeichnung ihm offenbart wurde (Gprüche d. Väter HI, 14). G« ist in dem Menschen ein Bewußtsein oder Gefühl einer gewissen Beziehung zwischen sich und «wem höheren Wesen, oon besten Willen sein eigene« Dasein ab hängt. Diese« Bewußtsein ist die Grundlage der Neltgion, aber e« ist nicht In« Religion selbst. Der Ginfluß, den bitu« Gefühl aus die Handlungen und die Lebensführung de« Menschen aus» übt. stt e«, der da« Wesen der Neltgion bildet, wenn ber Mensch zu fahlen beginnt, daß er sür sein« Daten einem höheren Wesen |