DER AUFSTIEG EINE JUDISCHE ZEITSCHRIFT I. BAND, X. HEFT NISSON 5692 (APRIL 1932) BERLIN-WIEN DIE GOTTLOSEN UND DIE HULIGANS ÜBER UNS! DAMIT IST UNSERE JETZIGE SITUATION AM BESTEN UMSCHRIEBEN UND UNS, — FALLS WIR NUR AUGEN HABEN, UM ZU SEHEN UND OHREN, UM ZU HÖREN, — DIE LINIE UNSERES WEGES, WIE WIR SIE IM ARTIKEL „AKTTVISMUS" UND IN MEHREREN „BE¬ MERKUNGEN" DESES HEFTES ZIEHEN, VORGEZEICHNET. AKTIVISMUS. UM DIE AGUDAS JISROEL. In der Agudas Jisrecl hat sich eine Aktivistengruppe aufgetan. Offenbar aus einem richtigen Empfinden heraus. Und Einzelnes, das sie vorbringt, hat ja auch Hand und Fuss. Allein, es geht jetzt nicht um Einzelnes, sondern ums Ganze. Und der blosse Ruf nach Tat, der blosse Appell an die tätigen Naturen, sich zusammenzu- schliessen, genügt -nicht, um dieses Ganze, das notwendige Ganze: eine schöpferische Agudas Jjsroel auf die Heine zu stellen. Es ist a uch n icht richtig, die Schuld an der Untätigkeit aus¬ schliesslich oder auch nur in der Hauptsache'der Führung zuzu¬ schreiben. Diese Schuld liegt vielmehr an der Beschaffenheit des Menschenmaterials, das der Führung zur Verfügung steht und an dem Mangel eines Programms, das, ausgeführt, geeignet wäre, - dieses Menschenmaterial in ein brauchbareres umzuknoten. Deji thoratreucn Juden eignet, wie allen religiösen Menschen, eine gewisse religiöse Selbstgenügsamkeit, man kann sie unter Umständen auch religiösen Egoismus nennen, — die sie davon abhält, sich lebhafter um das religiöse Schicksal ihrer Brüder zu kümmern. Das schadete nicht, solange die alte jüdische Religio¬ sität fast das ganze Volk umfasste, wurde aber zur üblen Hemmung, seitdem das Lager der Gläubigen eine vom Unglauben umbrandete Insel geworden ist. Als dann die Insel selbst, von den feindlichen Fluten unterwaschen, an Festigkeit verlor und so zur alten, sorglosen Selbstgenügsamkeit noch ein meist uneingestan- denes Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber den andern Juden hinzukam, wurden die Thoratreuen vollkommen die Beute des 243 |