— 219 — alten Grundsätze huldigen: „Ich muß dies Alles so thun, weil's mein Großvater auch so gethan hat.*' Eine vernünftige zeitgemäße Reform Wirb dann bei diesen Knaben, wenn sie Männer geworden sind, einen fruchtbaren Boden finden. b) Der Lehrer hat aber auch in den meisten Landge¬ meinden noch ein anderes Feld der Belehrung vor sich, durch die von ihm abzuhaltenden Vorträge an Sabbath¬ und Fererlagen, nicht nur in der Synagoge, sondern auch im Privathause für (nn:n) Vereine oder für die Gemeinde. Bei diesen Vorträgen muß der Lehrer ebenfalls be¬ lehrend zu wirken suchen; er muß geschichtliche Momente seinen Vortrcmen einzuflechten und sie zu beleuchten strebm; diese sind außerdem am geeignetsten, den Schlaf von seinen Zuhörern fern zu halten, ein wirkliches Interesse zu erregen; und'sie gebest dem Vortrag etwas Lebendiges. Durch hiese belehrenden Vorträge (die aber durchaus keine Absicht verrathen dürfen) wird nach und nach etwas Licht! ! erscheinen m den Begriffen der Maffe über Wesen unh Aufgabe des JudenthumS. Da wo Licht herrscht, darf sich aber die Reform oyen zeigen, da wird sie wie eine l. Schwester begrüßt.*) *) Cm Beispiel: Am N2V vor mjDtP (Wochenfest) unp am i~ C:y vor ENO'E .tcirb der bekannte D’Smn 3X gesungen, dessen zweiter Tdeil imt seiner' nichts weniger als versöhnlichen Tendenz gewiß von kein den kann. Der scl. denkenden Menschen — jetzt noch gebetet wer- 3. Für eine würdigere kann der isr. Lehrer besonders Einführung des Chorgesanges^ Wieder berufe ich mich vr. Stein, wenn er sagt. V Gestaltung des Golterdiestes wohlthuend wirken, durch auf einen Ausspruch unseres daß ein braver Lehrer von m Dr. Adler in Worms hat in, der früher erwähnten Synagogen-Ordnung auch diesen Mißstand beseitigt unc ein Gebet an dessen Stelle eingesetzt, welciies unS in Wirklichkeit einen D’2mn 2N einen bannhchzizen Barer aber keinen ni2pJ ^ zeigt. — Aus seinem Bezirke kam ick hierher und bracht« auch jenen D’2rpn Dtt mit. Als itfi ifti zum erstenmale enn Cabbatbe vor JH1J3IP vertrug, ließ sich wohl Hirn und da ein ganz schwaches Murren gegen die Abweichungen ron dem alten C’Cmn 2N vernehmen, wclchrs jedoch nicht zum weiteren Ausbruche kam. Bei dem Portragc (l'ytP) nach dem Gottesdienste, wählte ich gerate diesen Gegenstand zu meinem Thema, fragte, warum am Sab- batb« vor NY 02V und am Eabbathe vor ein und derselbe Ge- betrims angeoesnet woroenz da doch Erflerer der Sabath vor einem Feiertage, Lcuttrer dagegen vor einem Tage sei, der nur schmerzliche und traurige Erinnerungen ln uns erwecke? Nachdem ich einige Stellen aus der Gescbichte der Judenverfolgungen zu Zeiten der Kreuzzüge vorgetragen und tbeilwcise obige Frage damit gelöst hatte, .indem ich nachwies, daß der erste Theil des besondere» Gebetes ein bsebet für die Seelen der Märtyrer des Glaubens in jenen traurigen Zeiten enthalte,. — sru^ ich dann weiter:. „Was soll uns aber der zweite Tbeil? An wem soll die Nach« vollzogen, auf wessen Haupt daS Blut kommen, das vor etwa 60V Jahren vergossen wurde? Wir wohnen jetzt ruhig unter unseren Mitbürgern, welche die tbeils durch Fanatismus, theils aus Habsucht und Bosheit begangenen Ver¬ brechen jener Z iten in demselben Maaße verdammen und verabscheuen, wie wir. Wir wollen und können deßhalb keine Rache erflehen, sondern nur den l. Göt bitten, daß er das Verdienst jener frommen Märtyrer uns in Gnade > anrechnen und vor ähnlichen traurigen Zeiten die Menschheit besv ihren möge. — In diesem Sinne spricht der heut« von mir voractragbre E’Drwi 2N. Hatte ich nicht Recht, daß ich ibn an die Stelle des s rüderen treten ließ? Beifall war mein Lohn, und der ucue D’EnTI 2X hatte sich eingebürgert und fand keine Anfech¬ tung mehr! , r Ebenso sag! ich, und mit mir Biele meiner Gemeinde in dem Gebete 072 U'2iti(n den zehn Bußtagen) nicht mehr U'5J?7 PlpJ — tondern -p2®n 1'Op DT ]J!2 b TW]! seinem Rabbiner auzefeuert, eine singendeGemeinde heranbilden kann welche dann einst eine Schutzwehr für bic - bessere Ordnung wird." Wenn dem ungeregelten, unanstän¬ digen Gejodel, wobei-ein Jeder sein Stück ;?n, welches in ihm liegt, leuchten lasten n ill, entgegen gearbeitet wer- ,den soll, so muß ein Cyor I >erangebildet werden. Reicht die Schuljugend einer kleinen Gemeinde dazu nicht aus, so muß die erwachsene herangez >gen werden; ist auch diese nicht genügend, so muß dal in gestrebt werden, daß die Männer, die ganze Gemeinde, t>. h. jeder Singsähige sich dabei betheilige. Man wird darauf einwmden:Dazu bedarf eS aber musikalischer Kenntnisse, welche nicht jeder isr. Lehrer hat. Das ist wahr; es hält »ein nscht musikalisch ge¬ bildeten viel» schwerer, ich weiß dias wohl, da ich auch fast gar keine musikalische Bildung besitze. Aber dennoch habe ich einen Chor, keinen m hrstimmigen, aber einstimmig, der nicht zu den'schlechtester gezählt werden kann. Und das ist nicht so sehr schwierig. Sollt? dem Einen oder dem Andern aber auch die Fähigleit zur Bildung und Leitung eines solchen einstimmigen Chores abgehen, so hat er gewiß in seiner Nähe einen befreund!ten Collegen, der-ihm hierin gerne behülflich sein wird. Selbst ljeder christliche Lehrer in seiner Gemeinde wird ihm seine Mithilfe nicht versagen, und an dem geeigneten Matnial fehlt es ihm durch die. gegenwärtig in Maffe (?in Meffe?) vorhandenen liturgischen Zeitschriften ebenfalls nicht, illso nur der feste Wille von Seiten des Lehrers muß da s-in; die That ist dann leicht ausführbar. Ich will nicht wieder ühir die moralischen Wirkungen eines geregelten Gesanges in der Synstgoge mich aussprechen. Unser Freund Marx, ein Sachverständiger, hat dieses Thema auf einer unserer jüngsten l wnsererzen zu unserer Aller Befriedigung ausführlich best rochen, Rur das will ich noch bemerken, daß auch di! orthodoxeste Gemeinde dem Chorgesange in der Synagoge nicht nur nicht abgeneigt ist, sondern, daß sie ihn mit Freuden begrüßt und ihre. Mit¬ wirkung gerne gewährt. | Es ist dies eine Reform die durchaus nie <?) auf Wider¬ stand stößt, und dennoch am Meisten geeignet, für die Hebung, — für eine würdige e Gestaltung des Synagogen- Gottesdienstes mohlthätig zu nnrken. > Man läßt einen solchen Lhorgefang Anfangs nur für die Feiertage und guten Scdbatste in Thätrgkeit treten, sucht von Zeit zu Zeit einen neuen Gesang einzuführen, damit das Jntereffe nicht ei faltet; j allmählich kann man weiter gehen, und jeden Sa bbath-Gottesdienst mit Chor ' abhalten. Ich wäre nun auch m Themas zu Ende. Weit entfer rt davon, viese Arbeit als eine „gelungene" zu betrachten, bi Beurtheilung derselben. t dem! letzten Theile meines te ich nochmals rim schonende |