I>. Änderten. Rom Raffael: Die drei Engel vor Abraham (F.ntnommen mit Genehmigung des Verlage* J. KaufTmann, Fraokfart a. X,, dem soeben in der Reihe der Jud. Jugendbüchern! der Großlftge f3r Deutschland VJII C. O. B.B. er* «chlenenen Bändchen „Bilder znr Bibel“ (Erzväter) von Arthur Oalliner. Preis broschiert Mk. 3.50, in Ganzleinen geb. Mk. 3.50.) tcr gesellte sich aber der Nebensinn des Menders und des Dünkels hinzu, und es entstand der ..schnodderige" Mensch, der sogar in das deutsche Sprachgut ausgenommen wurde. Das Schnobern ist eine schöne alte Sitte und ist psychologisch leicht erklärlich, wenn man be denkt, dast vor allem diejenigen zur Thora ge rufen werden, in deren Familien das Glück oder das Leid eingekehrt war, oder^die am Jahrzeits lag einer teuren Toten gedenken; außerdem wirkt bei dem und jenen die gehobene Labbat oder j Festesstimniung als fördernder Faktor beim Lpen den mit. In Anbetracht der Regelmäßigkeit und der oft anselmlichen Höbe der Thora Spenden wurden diese mit der Zeit zu einer ergiebigen Einnahmequelle sür die religiösen und Wohl sabnsvereinignnge» in Gemeinde und Land, und unsere Gemeindeverwaltungen können die'en Soll Posten im Hausbaltvlan nicht gern missen. Taran soll auch nicht gedacht werden; irobl aber ist es geboten. Mißstände zu beseitigen, die sich da und dort io auch in unserer Stuttgarter Haupt gemeinde an die Einrichtung, des Schnobern- geknüpft haben. Bei uns ist cs Sitte geworden, daß jeder Auf gerufene sich zu einer Spende verpflichtet fühlt/' ' odei deutlicher ausgcdrückr, daß die Gemeinde von jedeut eine solche erwartet. Tas ist eine voll koni»tene Berkennung de- Tbora Ausruf-: sein Zweck tst nicht die Spende, sondern die Ehre und Auv-ichnung de- Aufgerusenett, im Angesicht der Gemeinde vor der TKora erscheinen und jriiKM Scgcn-svtnch au-sprccken zu dürfen. Tie¬ fe- Mißverständnis bat dahin geführt, daß man diejenigen, denen «nite Svende au- materiellen i^ründen schwer fällt, beim Ausruf ganz über gebt. Ta- ist ein Unrecht nnd^bleibt ein sol ch.c-, selbst ivenn e- au- den .wohlwollendsten . Etioegunge» uervorgelu: denn oft sind es ge rad. oi. iviriichaitlich Schicacken, die diese Ehrung am nmüt» verdienen. Ju Anbetracht dieser Au- schließung lind ' der betrüblichen Tatsache des ickivachen Stinagogenbefucks an den Sabbaten wi r. stets der gleiche kleine st reis zum Aufruf ml., oamii automatisch verbunden zum Spen den . .'rängezogen: da- ist ein zweiter Mißstand. Tost Danrmer die Gebefreadigkeil notleidet, und das; sich infolgedessen'da und dort eine gewisse Tbora Flucht cinstcllt, ist wohl begreiflich. Bei un- in Stuttgart bedient sich mancher, um dem Auf::: ;t entgebey, eine- recht cinfächen Mi: tcls: er erscheint in einer gewöhnlichen Kops bcdeckuiit statt in dem zuni Thora Aufruf' vor geschriebenen Zylinderhut und deutet damit an, das; ce ^auf die idm vielleicht zugedachre Ehrung Bericht leiste. Eine solche .stleidervorschrift gehört natürlich beiläufig'.erwähn« :ti Seit Ran läieuschrank und wirkt-nn unserer demokratischen Zeit,- ivo die Herrichafi des Zyliitders lingst ge- brechen ist, fast grotesk. Andere greifen zu diesnn Zweck zu' einem radikalkren Mittel und ceihei nett erst im Gotte-hau-, wenn die Tbora Bor lesung schon im Gang ist. Ta- größere Uebel beim Schnodern liegt aoer darin, daß bei uns der Betrag der Spenoe der isteineindc laut verkündet lvird: das ist eine Sünde gegen den jüdischen Geist. Jü dilche Art war e- uttd soll es heute noch sein, die Unterschiede der Stellung und de- Besitzes, die im -bürgerltchcn Leben so manche trennenden Schranken ausrichtcn, wenigstens im Bereich der Religion Kuszn schalten: diese Tendenz tritt be¬ sonders augenfällig im Angesicht des Todes her vor: das letzte Kleid, die legte Wohnstätte durfte den Aermsten nicht von dem Reichsten unter scheiden.' Turch unsere An des'Schnobern- wird aber gerade das Gegenteil bewirkt, wird die Un terscheidung zwischen arm und reich mit lauter Stimme verkündet, muß sich der einfache Mann mit seiner bescheidenen Gabe gedemütigt fühlen. Taran knüpft sich weiterhin die unangenehme 'Erscheinung, daß sich an die Verkündigung der Spenden häufig Bemerkungen von kritisch per anlagten Gemeindemitgliedern anschließen, die we nig zu der heiligen Stätte und zu dem eben ver¬ lesenen Schriftwort paffen. Tiefen Widersinn haben manche Gemeindeverwaltungen schon längst erfaßt und demgemäß angeordnet, daß beim Schnobern nur von einer „Spende (matonoh) gesprochen werden darf — ohne Nennung des Betrags. Andere — wie z. B. die Hauptgemeinde München sind einen Schritt weiter gegangen, indem sie den Segensspruch (mi-scheberach) über den einzelnen Aufgerufenen samt der darin zu erwähnenden Spende ganz wegfallen lassen und ibn durch einen gemeinsamen Segensspruch für alle vor der Thora Erschienenen ersetzen. Tas entspricht wohl am meisten dem ursprünglichen Sinn de- Schnoderns und hat mit der reli¬ giösen Einstellung de- Einzelnen nichts zu tun. Turch solche Aenderungen soll das Schnobern nicht abgeschafft, sondern in eine höher geartete jüdisch ethische Form gebracht, soll der Antrieb zur Spende von außen nach innen verlegt-wer¬ den. Es ist nicht zu leugnen, daß hiümrch die Gefahr eine- Spendenrückgangs heraufbefchworen wird; denn die liebe Eitelkeit ist noch heute wie in den Zeiten des Ghetto eine starke Triebkraft: sie veranlaßt gar manchen zu häufigeren und höheren Spenden als dies beim angestrebten „ge¬ heimen" Verfahren der Fall wäre; aber schlie߬ lich findet auf der anderen Seit« das neue Sy¬ stem so viele Freunde, die bisher als Spender nicht in Betracht kamen, daß durch diesen Zu¬ gang der befürchtete Ausfall geeckt wird; es kommt nur darauf an, eine praktische Ersatzform zu finden. Tarüber hat schon vor mehreren Jahren eines unserer Gemeindemitglieder in einer öffentlichen Versammlung unter Heranziehung von Beispie¬ len verschiedener deutscher Großgemeinden gespro- sprochen; aber keines fand den ungeteilten Beifall der Zuhörer. Am einfachsten wäre wohl folgende Art: Man händigt jedem, der zur Thora auf¬ gerufen werden soll, ein Kärtchen ein, das auf der Vorderseite die Ordnungsnummer des Auf- ruf-, auf der Rückseite aber in tabellarischer Form die Vereine und Anstalten aufzähft, für die ge¬ spendet werden kann. Einige kurz gefaßte Worte klären den Empfänger über den Zweck auf und bitten ihn — falls er zu einer Spende geneigt ist — sie zu Hause einzutragen oder sie am Schluß des Gottesdienstes einem Ge¬ meindebeamten mitzuteilen. Außerdem sollen sol¬ che Spendenkärtchen (ohne Ordnungsnummer) an verschiedenen Stellen des Gotteshauses, und zwar auch in der Frauen-Abteilung, aufgelegt werden, und ein öffentlicher Anschlag soll aus ihre Verwendung Hinweisen. Manche Andächtige von stiller, bescheidener Art, die aus Schüchternheit oder anderen Gründen dem Thora¬ aufruf aus dem Wege gehen, manche nach in¬ nen gekehrte Menschen, denen ihr Glück oder Leid zu heilig ist, als daß sie es der Oeffentlichkeit preisgeben, manche unserer Frauen und Töchter, die von Freude oder Schmerz erfüllt sind, wer¬ den auf diesem Weg zu stillen Spendern und Wohltätern werden. Im übrigen dürfen wir so viel Zutrauen zu der Opferfreudigkeit unserer Stuttgarter Ge¬ meindegenossen haben, um anzunehmen, daß deren große Mehrzahl auch bei einer Neugestaltung der Thoraspenden ihren bewährten „schnoderi- gen" Sinn beibehalten, daß sie unseren Witwen und Waisen, Alten und Schwachen, Kranken und Hungernden auch auf dem neuen Weg die alte Treue bewahren wird. Ein Willkommgrutz. Don Rabbiner Dr. Schlesinger, Duchau a. F. Eine jüdische Monatsschrift — nicht gerade ein welterschütterndes Ereignis, zumal heute, wo jede größere Gemeinde ihre monatliche oder halb¬ monatliche Zeitung herauszugeben die Verpflich¬ tung fühlt. Tennoch begrüße ich die neue Zeit- schrift, von der hier die Rede sein soll: sie ent¬ spricht einem wirklichen Bedürfnis. Wir haben in Deutschland Organe aller möglichen jüdischen Richtungen und Parteien, nur eine stand auch in dieser Hinsicht allzu bescheiden im Hintergrund — der Landesverband des Misrachi. Daß die religiösen Zionisten keine ganz unbedeutende Rolle innerhalb der Zionistischen Bereinigung für Deutschland spielen, bewiesen die letzten Kongre߬ wahlen, die ihnen '/, der deutschen Mandate brachten. Aber der Misrachi sollte notwendig und könnte wohl auch einen viel größeren Teil der deutschen Judenheit umfassen. Nur müßte er es verstehen, noch weitere Kreise für sich, seine Ziele und Leistungen zu interessieren. Ein Mit- 8 C H I E D M A Y E R Planofortefabrlk v. J. u. P. 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