der Jüdischen Rundschau Beilage zu . Q ..,Jüdische Rundschau“ j ahrg. X)T. No. 51/5 י Herausgegeben von Br. Heinrich £02w2. (? Redaktion; BERLIN N. W. 52, Melanchthonstrasse 4 . No. 19/20. Berlin, 15. Tebeth 5668 — 20. Dezember 1907 Jahrg id Spinoza*) Von Elias Auerbach. (Schluss•) Die Wucht der Milieuschilderung ist bet Iiauser in der Tat eine ausserordentliche. Mit Meist-erstrichen zeichnet et das Leben in der Synagoge, die ja nicht nur als Bethaus, sondern bei allen wichtigeren Gelegenheiten als Versammlungsort diente. Hier tritt uns der kleine Spinoza zuerst entgegen, hervorleuchtend unter den andern durch Frühreife und Geistesschärfe, hier wird er öffentlich wegen seiner ketzerischen Aeusserungen verwarnt, hier mit dem Bann belegt. Und jedesmal !ist die Luft, das Licht des Bethauses mit einer besonderen Stimmung gemalt, als ob der Ort lebendigen Anteil nehme an dem Treiben der Gemeinde, mit deren Geschichte auch sein Schicksal verknüpft ist. — Diese Gabe Hausers, packende Bilder zu schauen und wiiederzu geben, verspüren wir überall da, wo sie ein Feld ihrer Betätigung findet. Sie schafft auch in den Kolbgiantenversammlungen ein Gemälde von bleibendem Wert, das uns das gährende religiöse Drängen jener Zeiten wiedergibt. Der" Meister der Impression zeigt sich auch in allen den Ge- stalten, die, nicht Hauptpersonen in Spinozas Leben, mit wenigen hingeworfenen Worten zu zeichnen sind. Sie alle, alle, die in den. Biographien des grossen Philosophen hier und da nur als Namen erwähnt werden, hat Hauser leibhaftig geschaut und dargestellt. Das starke Menschentum eines Franziscus von Emden, der düstere Asket Isaak ben Aboab, der Idealist Manasse ben Israel, der Arzt, Freund und Biograph Ludwig Meyer, das sind ^ keine Schatten, die vorüberstreichen, sondern lebendige Wirklichkeiten. Eigenartig und schwer begreiflich dagegen sind zwei frei er- fundene Gestalten, Mirjam, die Jugendgeliebte Spinozas, und Manasse ben Sina, sein Ankläger, der später ihm nach dem Leben trachtet. Man empfindet, dass sie nur zur Entwicklung der Hand- Iung und zur Ueberwindung toter Punkte dienen, und darum stören: säe mehr als sie fördern. |