Aro. 13. iv. Mn "Krag den 27. Juni 1867. z«itgr«Sß«« I«frress<« I«tzevtß«Ms. Pränumcrationsbctrag ganzl. 3 sl., halbsahng 1 fl. 50 tr. vicrteljahris; 80 kr. mitPostzusendung und Zustellung ins Haus fiir'S Ausland ganzj. '£ Thlr. liallij. l Thlr. 15 Gr. Verleger, Eigenthümer und verantwortlicher Redakteur I- LtjrMckNN. Erscheint alle 14 Tage nnd zwar jeden 2. Donnerstag. Administration Breite Gasse Nr. 108—V. Inserate werden billigst berechnet. Inhalt. Aus dir Prager Euliusgcmciudc. — Lcitiäge zur mittelalterlichen Geschichte der Juden in den Rheinländern. — Der Bibelübcrsetzer Onkelos. — Correspondenzen: Prag, Slabetz, Platz, Florenz. — Notizen: Prag, Dohm. Lcipa, Pest, Braunsbach, Berlin, Stockholm, Paris, Petersburg, Asien, Tanger. — Die Nabbinerwahl in Zappelsdorf in Ungarn. — Inserate. — Zur gefälligen Beachtung Diejenigen P. T. Herren Abonenten, deren Abone- rnent mit dem Monate Juni zu Ende geht, ersuchen wir höflichst, dasselbe rechtzeitig zu erneuern, wie wir auch um gefällige Einsendung aller rückständigen Beträge bitten. — Die Administration des „Abendland." Äus der Prager Cultusgemein-e. ir Wenn es wirklich wahr ist, wie ein berühmter Chemi¬ ker unserer Zeit behauptet, daß der Culturstand eines Volkes sich nach dem Verbrauch der Seife bemessen lasse, so beur¬ kunden die jüdischen Bewohner der böhmischen Hauptstadt einen hohen Grad der Bildung und des Fortschritts; denn dem äußern Menschen wird eine besondere Sorgfalt, eine vorzügliche Beachtung zugcwcndet. Das moderne Leben hat diese Herkulesarbeit der Säuberung mit einer Schnelligkeit vollbracht, die ohne die Bildungssähigkeit, man könnte sagen Bildungsdrang des jüdischen Stammes kaum möglich ge¬ wesen wäre. Wer vor 30 Jahren durch die Strassen des Ghetto wandelte oder sich gar in die düstern und dumpfigen Wohnungen der Armuth verstieg, den starrten aus allen Ecken und Enden aus allen Luken und Löchern der verjährte Schmutz, die hi¬ storische Unreiulichkeit an. Die Menschenmasse, durch die man sich drängte, trug das Gepräge der Selbstvernachlässigung, eine natürliche Folge der aktiven und passiven Absonderung und Ausschließung von der lebensvollen Rührigkeit des so¬ zialen Fortschritts. In dieser Schmutzausstellung lenkten schon zu jener Zeit einzelne antike Figuren die besondere Aufmerk¬ samkeit des Beobachters auf sich. Wir widerstehen der Ver¬ suchung diese specraleu Zerrbilder zu verewigen und überlassen sie mit Haut und Haar den Novellisten und Feuilletonisten des Ghetto. Wir begnügen uns den peinlichen Eindruck zu konstatiren, den die Aesthetik und die Nase davontrugen, wenn der Lustwandler durch das Judenviertel über den Eruw hin¬ auskam, und eine reinere Athmosphäre einathmete. Heutigen Tages ist von all' dem keine Spur. Den Vorwurf der Un- rcinlichkeit haben die Juden Prags von sich abgewälzt, sie haben sich rein gewaschen. Als d' Israeli vor Jahren in ei¬ nem Buche behauptete, die Juden seien der reinste Stamm der kaukasischen Race, machte ein englisches Wcltblatt die bos¬ hafte Glosse hiezu „aber der unreinlichste". Ein besseres De¬ menti als die heutigen Juden Prägt könnte diesem Witze nicht gegeben werden. Der äußere Mensch läßt nichts zu wün¬ schen übrig, und selbst die Modejournale haben sich über unsere Jugend nicht zu beklagen. Strenge Sittenrichter und geheime Anhänger eines noch nicht projektirten Anti-Luxus-Vereins, die in der Naturgeschichte des Menschen allesamt zur Klasse der geplagten Ehemänner gehören, wollen'sogar behaupten, daß namentlich unser zartes Geschlecht in dieser Richtung zu viel des Guten leiste. Die äußere Ausschmückung, sei es nun der Personen oder Sachen wird überhaupt seit einigen Jahren mit vieler Energie betrieben. Alle öffentlichen Gebäude und Lokalitäten der Gemeinde wurden einer,, Restauration unterzogen, und haben dadurch ein schöneres Äußere erhalten. Wie wir hören, soll auch nächstens der sogenannte jüdische Rathhausthurm einen modernen Anstrich erhalten. Nur an das antiquarische Dunkel der Altneu-Synagoge wagt sich keine sterbliche Hand. Wer wollte auch mit dem Golem anfangen! Dafür ist ihr ein Ehrenplatz im Bädecker und ihren Schließern ein Trink¬ geld von den fremden Besuchern dieses merkwürdigen Alter¬ thums gesichert. Bei dem Worte Restauration führen uns unsere regel¬ losen Strcifzüge auf die für unser irdisches Selbst so be¬ deutungsvolle Restauration der jüdischen Restaurationen. Wer |