DIE LOGEN- r, :»l SCHWESTER Mitteilungsblatt des Schwesternverbandes der t U.O.B.B.Logen Für die Redaktion verantwortlich: DR. DORA EDINGER, Frankfurt am Main, Gärtnerweg 55 Manuskripte sind an die Redaktion zu senden ■ Redaktionsschluß am 1. jeden Monats • Erscheinungstag am 15. jeden Monats Bestellungen nehmen alle Postämter entgegen • Bezugspreis und Bestellgeld 46 Reichspfennig für das Vierteljahr ADRESSEN DES VORSTANDES: AnnaLewy, Stettin, Elisabethstraße 10, I. Vorsitzende Dr. Frieda Sichel-Gotthelft, Kassel, Malsburgstr. 12, II. Vorsitz. MargareteWachsmann, Breslau, Carmerstraße 19, stellvertretende II. Vorsitzende und korresp. Schriftführerin Cilly Neuhaus, Mülheim (Ruhr), Leibnizstr. 10, Protokoll. Schriftführ. Bertha Falken berg, Berlin N54, Lottumstraße 22, stellvertr. protokoll. und korresp. Schriftführerin Die Adressen der Kommissionen stehen am Johanna Baer, Frankfurt a. M., Finkenhofstraße 40, Leiterin des Ver bandsbüros, Kassiererin (für Geldsendungen: „Frankfurter Sparkasse von 1822, Postscheckkonto Frankfurt a. M. 1511 für Konto 8213/X Johanna Baer, Schwesternverband UOBB") Adele Rieser, Karlsruhe, Friedensstraße 8, II. Kassiererin Else Zedner, Geschäftsführerin (Verbandsbüro: Frankfurt a. M., Meiern Straße 22) luß des redaktionellen Teiles VON margaretesusman;. Das Buch Hiob gehört zu den groben Menschheitsdichtun- gen aller Zeiten. Nicht anders als die griechische Tragödie den Schicksalsbegriff des Griechentums und seine Urbe- ziehung zum Göttlichen ausdriickt, drückt das Buch Hiob den Schicksalsbegriff und die Urbeziehung des Judentums zu Gott aus. Hiob ist nicht der tragische Held des antiken Dramas, der, indem er den Mächten erliegt, über sie trium¬ phiert und als Heros die Brücke zwischen Mensch und Gott überschreitet — sondern er ist nichts als Mensch, ganz und gar Mensch, der an sein reines Menschendasein Gewie¬ sene, dem der eine Gott, von dem ihm sein Schicksal kommt, in unendlicher unüberbrückbarer Ferne gegenüber¬ steht. Gott und Mensch sind radikal voneinander geschie¬ den. Die Verschiedenheit ihrer Zeiten selbst trennt sie voneinander ab. Die Zeit Gottes ist die Unendlichkeit, die des Menschen — das ist nirgends so schroff ausgespro¬ chen und immer wieder betont wie hier — ist die endliche Zeit des kurzen vergänglichen Menschendaseins. Das ganze Buch Hiob ist aufgebaut auf dieser Verschiedenheit der Zeiten, auf der Einmaligkeit, Endlichkeit und Nichtig¬ keit des kurzen Menschendaseins, das von der Unend¬ lichkeit und Ewigkeit Gottes wie ein Nichts im Lebensgan¬ zen ertrinkt. Keine Möglichkeit der Vergöttlichung des Menschlichen, keine Möglichkeit der Ueberwindung der irdischen Natur, keine Unsterblichkeit der Seele, keine Seelenwanderungslehre schlägt hier die Brücke zwischen Mensch und Gott, hebt wie in den anderen Religionen die Zeit des Menschen in die Zeit Gottes hinein. Die Zeit Got¬ tes und die Zeit des Menschen können nicht Zusammen¬ kommen. „Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit? oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre?“ Ja, Hiob erfährt die Verschiedenheit zwischen göttlicher und menschlicher Zeit so radikal, dab er sich zu der ver¬ zweifelten Frage hinreiben läbt: „Warum sollten die Zei¬ ten dem Allmächtigen nicht verborgen sein, und die ihn kennen, sehen seine Tage nicht?“ Auf der Gewibheit dieses unüberbrückbaren Abgrundes zwischen Gott und Mensch erhebt sich das ganze unge¬ heure Ringen der Hiob-Dichtung. Aber das Buch Hiob ist weit entfernt, ein Buch von Zweifel an Gott zu sein. Es ist vielmehr das Buch der übermächtigen Gottesgewibheit, die auch durch die Gewalt des entsetzlichsten Leides nicht erschüttert wird. Nicht Gott, sondern die Beziehung Got¬ tes zum Menschen ist es, die in ihm durch das Uebermab und die Unbegreiflichkeit des Leidens zum Problem wird. Hiob war fromm, gerecht, reich, er war von den Menschen angesehen und verehrt; sein Leben war von Gott geseg¬ net. Nun wird er plötzlich in den Abgrund eines unfab~ baren Leidens gestürzt. Die ersten furchtbaren Schläge empfängt er von der Hand Gottes, als eine Selbstver¬ ständlichkeit. „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe ge¬ kommen, nackt werde ich wieder dahin fahren. Der Herr hafs gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt.“ Hier steht Hiob noch im Schirm und Schatten seiner selbstverständlichen, bisher völlig unberührten Gottes¬ gewibheit. Darum spricht er noch von Gott, nicht mit Gott. Erst als er aus allen Bergungen seines Daseins gerissen, von rasenden Schmerzen verzehrt, nackt, verachtet, be¬ spien in der Asche sitzt, als er zu begreifen beginnt, dab in dem Uebermab des Leidens, das Gott über ihn verhängt hat, eine furchtbare Folgerichtigkeit, ein geheimer Plan, ja, ein Anschlag gegen ihn, steckt, da erst bäumt er sich aus der untersten Tiefe seines Seins unmittelbar gegen Gott selbst auf. Jetzt erst ist Gottes Gefechiigkeit ihm zum Problem geworden. Und damit beginnt er sein Ringen mit ihm: das Ringen, ihn, den Unbegreiflichen zu verstehen; nun beginnt sein Hader mit Gott um seiner Gerechtigkeit willen. Denn was Hiob von Gott verlangt, ist weder Trost noch Aufhebung seines Leids; es ist einzig Gottes Gerechtig¬ keit. Aber Gott ist viel zu grob und viel zu mächtig, viel zu weit vom Menschen entfernt, als dab er sie ihm gewähren könnte. „Ach, dab ich wübte, wie ich ihn finden und zu sei¬ nem Stuhl kommen möchte!“ — so ringt Hiob unablässig um des unendlich Fernen Nähe, so ruft, so beschwört er ihn immer aufs Neue, auf seine arme, versinkende Men¬ schenstimme zu hören, sich von ihm finden zu lassen, ihm die Rechenschaft nicht zu verweigern, obwohl seine Wege dem Menschen so unauffindbar verborgen sind. Denn der¬ selbe Gott, dem er vertraut, steht ja wider ihn im Bund mit dem Bösen, hat ihn, seinen Knecht, im Leiden dem Ver¬ sucher preisgegeben und ist so über ihn, indem er ihn bis ins Mark seines Lebens getroffen hat, zugleich erbar¬ mungslos seine gewaltigen, unverständlichen Wege fortge¬ gangen. Derselbe Gott, dem er zuruft: „Willst Du wider ein fliegendes Blatt so ernstlich sein und einen dürren Halm verfolgen?“, derselbe, der ihn so bitter ernst nimmt, dab er ihn täglich heimsucht und versuchet ihn alle Stunden — derselbe verschliebt seinem Rufen und Schreien sein Ohr und hört ihn nicht. Und dennoch kann Hiob nicht aufhören, nach seiner Gerechtigkeit zu suchen, weil er fühlt, dab die Züchtigung Gottes, die ihm ganz unmittelbar gilt, gar nicht ihm gelten kann. Denn Hiob weib sich schuldlos. Er wiederholt es immer wieder. Er findet in seinem persönlichen Leben keine Schuld. Er findet in sich keine Antwort auf das Warum der göttlichen Züchtigung. Und Gott antwortet ihm nicht. Und Logenschwestern! Beachtet die in Eurer Zeitung erscheinenden Anzeigen! i |