DIE LOGEN¬ SCHWESTER Mitteilungsblatt des Schwesternverbandes der U.O.B.B.Logen Für die Redaktion verantwortlich: DR. DORA E D I N G E R, Frankfurt am Main, Gärtnerweg 55 Manuskripte sind an die Redaktion zu senden • Redaktionsschluß am 1. jeden Monats • Erscheinungstag am 15. jeden Monats Bestellungen nehmen alle Postämter entgegen • Bezugspreis und Bestellgeld 46 Reichspfennig für das Vierteljahr Kassel, 15. Juni 1933 6. Jahrg. Nr. 6 ADRESSEN DES VORSTANDES: AnnaLewy, Stettin, Elisabethstraße 10, I. Vorsitzende Dr. Frieda Sichel-Gotthelft, Kassel, Malsburgstr. 12, II. Vorsitz. MargareteWachsmann, Breslau, Carmerstraße 19, stellvertretende II. Vorsitzende und korresp. Schriftführerin Cilly Neuhaus, Mülheim (Ruhr), Leibnizstr. 10, Protokoll. Schriftführ. Bertha Falken berg, Berlin N54, Lottumstraße 22, stellvertr. Protokoll, und korresp. Schriftführerin Die Adressen der Kommissionen stehen am Johanna Baer, Frankfurt a. M., Finkenhofstraße 40, Leiterin des Ver bandsbüros, Kassiererin (für Geldsendungen: „Frankfurter Sparkasse von 1822, Postscheckkonto Frankfurt a. M. 1511 für Konto 8213/X Johanna Baer, Schwesternverband UOBB") Adele Rieser, Karlsruhe, Friedensstraße 8, II. Kassiererin Else Zedner, Geschäftsführerin (Verbandsbüro: Frankfurt a. M., Meiern Straße 22) luß des redaktionellen Teiles Zum 6o. Geßurtstage des ßochwürdigen Herrn Großpräsidenten Br. Dr. Leo Baecß entßietet der Scßwesternverßandder U.O.B.B.*Logen in einmütigen, ßerzficßen Wünscßen den Ausdruck seiner festen Verßun* denßeit, seiner treuen Krgeßenßeit und seiner tiefen Danßßarßeit. Vom freiwilligen Tod und vom entschlossenen Leben Von Rabbiner Dr. M. Eschelbacher, Düsseldorf I. „Gott erhöht keinen, ehe er ihn von Grund auf geprüft hat. Hat aber der Mensch die Probe bestanden, dann erhöht ihn Gott.“ So deutet der Midrasch das Geheimnis der wechselnden Schicksale und den Sinn der schwersten Versuchung, des Leids. Im Unglück wird Alles auf die Probe gestellt. In der Krisis des Sturzes, des Zusammenbruchs, der Katastrophe enthüllt sich der wahre Wert von Men¬ schen und Völkern. Bei steigendem Unglück erst wird es offenbar, ob sie Lebenskraft, Lebensmut und Lebensrecht haben oder ob sie versagen. „Der Herr, der Ewige der Heerscharen, entfernt aus Jerusalem und aus Juda Stütze und Stützung, jede Stützung des Brotes und jede Stützung des Wassers“ sagt Jesaja (3. 1). Je mehr diese Stützungen uns genommen werden, desto mehr sind wir auf die innere Kraft angewiesen und desto mehr mu& sie sich erweisen. Hiob zog die Bilanz seines Lebens, und sie schloß mit einem gewaltigen Nichts ab. „Nackt bin ich aus dem Scho|e meiner Mutter hervorgegangen und nackt kehre ich zurück. Der Ewige hat gegeben und der Ewige hat ge¬ nommen!“ Aus diesem Hintergrund hebt sich gewaltig ab sein Ja zu Gott und Leben: „Es sei der Name des Ewigen gepriesen!“ (1, 21). Audi wir deutschen Juden sagen heute: „Der Ewige hat ge¬ geben und der Ewige hat genommen!“ Ob wir aber auch zu sagen vermögen: „Es sei der Name des Ewigen geprie¬ sen!“ das ist die gewaltige Frage, die die Geschichte in diesem entscheidenden Augenblick uns stellt. Daß wir mit einem Ja darauf antworten, ist gewi& nicht selbstverständ¬ lich. Logenschwestern! Beachtet die in Unsere Not braucht hier nicht geschildert zu werden. Die kennt jeder selbst. Aber eine Seite unseres furchtbaren Schicksals mu| doch hervorgehoben werden. Drohend er¬ hebt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Angst, wir könnten keinen finden, schnürt uns die Kehle zusam¬ men. Die grauenhafte Zwecklosigkeit aller Bemühungen scheint über der Geschichte von uns allen und von jedem einzelnen zu stehen. Die unsagbare Arbeit der jüngsten hundertfünfzig Jahre um die Begründung und den Ausbau der Gleichberechtigung scheint verloren. Die gläubige Liebe, mit der vier Generationen des deutschen Judentums Brüchen zum deutschen Volke geschlagen haben, scheint verschwendet. Und das private Schicksal des einzelnen Juden ist nicht tröstlicher. Juden haben ihren Beruf er¬ lernt, sie haben ihn in Ehren ausgeübt. Viele haben großes darin geleistet, und nun ist er ihnen ohne ihre Schuld ge¬ nommen. Unsere Kinder werden, wenn sie zugelassen sind, in die Schulen gehen, aber der Weg, den diese jedem anderen eröffnen, wird für sie eine Sackgasse sein. Be¬ rechtigungen, die sie gewinnen, sind keine Berechtigun¬ gen, ihr Wissen und ihr Können scheint in vielen Fällen da¬ zu verdammt, fruchtlos zu bleiben. Eine frohe Kindheit ist vielen von ihnen versagt. Angesichts der Feuersbrunst, die das Haus der deutschen Judenheit verzehrt, trifft die deutschen Juden mit einer erschütternden Gewalt die Ver¬ kündigung des Propheten Habakuk: „Wahrhaftig! Siehe, vom Ewigen der Heerscharen kommt es, da& die Völker arbeiten fürs Feuer, und da& die Nationen fürs Leere sich abmühen“ (2, 13). Eurer Zeitung erscheinenden Anzeigen |