Zur Programmatik der Zeitschrift "Menorah" [Jg. 1, Nr 1]


GELEITWORT

Die neue Monatschrift "Menorah" ist berufen, einem wirklichen Bedürfnis weiter Kreise entgegenzukommen und gleichzeitig ein bisher unklar empfundenes Verlangen Vieler zum bewußten Bedürfnis zu gestalten.

Zahlreich sind bereits die jüdischen Tagesblätter und Zeitschriften, die alle eine begrenzte, sei es politische oder religiöse Tendenz verfolgen. Diese Zeitschrift jedoch stellt sich umfassendere Aufgaben und steckt sich ein weiteres Ziel: Sie will in erster Reihe jene Bestrebungen fördern, die geeignet sind, Brücken zu schlagen zwischen den verschiedenen, oft auseinanderstrebenden Gruppen des Judentums und will auf kultureller Grundlage die notwendige Einheit herbeiführen. Die geistigen und künstlerischen Traditionen wollen wir liebevoll pflegen, den Blick in Epochen zurücklenken, in welchen es noch ein wurzelstarkes, bodenechtes, von keiner Problematik angekränkeltes Judentum gab. Mithelfen wollen wir, und das ist unser großes Ideal, eine einheitliche jüdische Kulturatmosphäre zu schaffen. Die "Menorah" dient keiner Partei, sie will zu Juden jeder Richtung sprechen, soweit sie Fragen der Politik behandelt nur referieren und in versöhnlichem Sinne berichten, durch Wort und Bild belehren, erziehen und auch in gutem Sinne unterhalten. Sie will den Blick der Leser auf die alten künstlerischen Überlieferungen im jüdischen Schaffen lenken, die zu Unrecht nur bei den wenigsten Beachtung finden, von neuen jüdischen Künstlern vermelden und ein übersichtliches Bild des zeitgenössischen literarischen Schaffens bieten. Sie wird keine politische, sondern Kulturpropaganda treiben.

Diese Zeitschrift ist der jüdischen Familie gewidmet, die stets Bollwerk und Rückhalt des Judentums war. Sie will auch den Interessen der jüdischen Frauen entgegenkommen und sie an ihre Aufgaben gemahnen, die in der Tat bedeutende sind. Die jüdische Jugend wird stets geistige Anregungen aller Art finden und in ihrem Streben nach körperlicher Ertüchtigung gefördert werden.

Dem würdigen Inhalt soll sich ein entsprechendes Äußere gesellen, das auch dem verfeinerten Geschmack gerecht wird. Es ist eine schöne, große Aufgabe, die wir uns gestellt haben. Uns zu ihrer Verwirklichung zu verhelfen, laden wir hiermit die jüdische Öffentlichkeit ein, in deren Hände wir vertrauensvoll dieses erste Heft unserer "Menorah" legen.

P. J. D.