Einberufung zur ^chutzlruppe.

immelfahrtstag! Bei strahlendem Sonnenschein machten wir einen Ausflug in den maiengrünen Bergwald. Alle waren sie fröhlich, nur ich nicht. Ich haderte mit dem Schicksal. Schon vor einem Jahre hatte ich mich zur Schutztruppe nach Afrika gemeldet, um aus dem ewigen Einerlei des Garnisondienstes fortzukommen, dort drüben im geheimnisvollen schwarzen Erdteil auf eigenen Füßen zu stehen, mit eigener Kraft in der hoffnungsvollen deutschen Kolonie als Pionier der Kultur zu schaffen. Ich hatte in der Zwischenzeit gelernt, was warten heißt. Mit fieberhafter Spannung sah ich meiner Einberufung entgegen. Seit fünf Monaten loderten in Südwest die Flammen des Aufruhrs, unerhörte Kreueltaten waren an friedlichen deutschen Ein­wohnern verübt, wehrlose Frauen und Kinder in bestialischer Grau­samkeit hingemartert worden. Ihr Blut schrie zum Himmel. Schon waren in rascher Folge Verstärkungen aus der Heimat drüben gelandet, zu strafen und zu rächen. Gleich beim Beginn des Aufstandes hatte ich mein Gesuch wiederholt, der Regimentsarzt mich nochmals auf Tropen- dienstfähigkeit untersucht: keine Herzerweiterung eigentlich ein Wunder! kein Alkoholiker, ziemlich solide, verträgt starke Dosen Ehinin, also brauchbar. Gott sei Dank! Aber dabei blieb es, ich wartete und wartete.

Mißmutig war ich am Abend des Himmelfahrtstages nach Hause gekommen. Auf dem Tisch lag der unvermeidliche Dienstzettel für den - nächsten Tag, des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr kennt keinen Auf­enthalt:morgen früh 6 Uhr antreten der Kompagnie zum Bataillons­exerzieren." Immer dieselbe Leier, wie manches Jahr schon und wie lange wird die Arbeit in der Einförmigkeit, in der Knochenmühle, noch dauern? '

Da kam unerwartet die Stunde der Erlösung. Noch in der Dämme­rung brachte die Regimentsordonnanz eine in der Nacht vom Ober­kommando eingegangene Depesche:Vom 19. ab zur Schutztruppe in Südwest versetzt." Viktoria! Jetzt war alles gut. Um 6 waren die Telegramme mit der langersehnten Freudenbotschaft an meine Lieben schon fort und ich hatte mich beim Regiments- und BataillonS- kommandeur abgemeldet. Am Kasernentor stehend, ließ ich das Bataillon an mir vorbeimarschieren zum letzten Male. Die Kameraden nickten mir verstohlen freundlich zu. Mancher dachte wohl:der arme Kerl, ob er wohl wieder kommt?" Hoffentlich haben sie alle auch gesagt:Ein netter Kerl war er doch!" Das las ich auch in