nach Niederwerfung der Hereros die im Norden entbehrlich gewordenen Truppen im November 1904 den Marsch in das ansständische Nama- land antraten, da blieben, trotz Heliographenverbindnng im Lande selbst, die Nachrichten in Deutschland über den Verbleib der einzelnen Abteilungen wochenlang ans, ein trauriges Christfest für so viele tausende deutscher Familien, die einen ihrer Lieben dort wußten. Andere, skrupellose Blätter, die wußten, was ihr Leserkreis von ihnen fordert, tischten ihnen dann, in Ermangelung von breit getretenen Schauerberichten über Lustmorde usw., wieder Hunnenbriefe schlimmster Sorte nach chinesischem Muster auf. Das war die Folge davon!
Jenes Verbot an die Offiziere ist bis heute, trotz der Interpellationen der Presse, unaufgeklärt. Fürchtete man eine abfällige Kritik über Maßnahmen und Befähigung mancher Vorgesetzter? Die sickert doch durch, sehr schnell und weithin und nur viel schärfer, denn in Briefen läßt sie sich nicht verbieten. Von Wahrung militärischer Interessen (Furcht vor vorzeitiger Preisgabe beabsichtigter Operationen) kann ernstlich nicht die Rede sein, wenn im Sommer 1905, als Hendrik Witboi eingekreist und Mitte August konzentrisch angegriffen werden sollte, mehrere Wochen vorher die deutschen Zeitungen amtliche Meldungen über diesen Kriegsplan mit seinen Einzelheiten veröffentlichten. Der alte Fuchs bekam natürlich rechtzeitig Wind, baute ab und nahm noch für eine halbe Million Beutevieh mit, aus nächster Nähe des stark besetzten Keetmanshoop. unserem Hauptstützpunkt im Süden der Kolonie. Wie lange braucht doch eine Freundschastsdepesche aus Deutschland über London und Kapstadt oder Port Nolloth bis zur nördlichsten Telegraphenstation des Kaplandes an der deutschen Grenze? Bei dem guten Willen zu gutem Zweck und mir dein englischen Kabel sicher nicht länger wie von Windhuk nach Berlin, also fünf Stunden! Von der Grenze an geht die Weiterbeförderung sehr schnell, denn ein ganzes Netz von planmäßig arbeitenden Spionen, Buren, bei uns ansässigen Engländern und Eingeborenen überzieht das ganze Land.
Jetzt scheint sa, endlich, ein anderer Wind eingesetzt zu haben, und so will ich an der Hand des sorgfältig geführten Tagebuches, unseren Lesern ein Bild des Kriegslebens und des Landes, in dem der Krieg geführt wird, vorznsühren versuchen.
Im Lager zu Munster.
Die karg bemessene Zeit zur Abschiednahme in der Heimat ver» geht wie im Fluge.
Dann geht es nach Mnnsterlager, dem Truppenübungsplatz mitten im Herzen der hannoverschen Heide, zwischen Uelzen und Svltau, umgeben von herrlichen Buchen- und Eichenwaldungen, wechselnd mit bunten, von leise murmelnden Bächen durchflossenen Wiesentälern und ernsten Kiefernwäldern, ein wenig bekanntes, besonders schönes Stück deutschen Landes. Munster ist Bahnstation und vom Bahnhof aus erreicht man zu Fuß aus angenehmem Wege das Lager bequem in zwanzig Minuten. Eine Legitimationskarte, die bereitwilligst ans