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lernen, die vier Tage dauernde Fahrt auf der Neglernngsbahn nach Swakopmnnd an. Von da geht es auf einein in Kapstadt gecharterten englischen Tepeschenboot, so Non Schmutz starrend, das; selbst Miseren abgebrühten Afrikanern der Appetit zu dem Vorgesetzten Essen vergeht und sie lieber die zwei Tage hungern, nach Lüderitzbucht. Dabei wird das Boot, namentlich in der Hottentottenbni, aller Augenblicke von den Wellen ganz überflutet.
Lüderitzbucht.
Der jetzt wegen des Bahnbanes so viel genannte Hasen ist der einzig brauchbare in unserem ganzen Südwestafrika. Völlig geschützt, in einer Bucht liegend, die ein natürliches Hafenbecken bildet, während Swakopmnnd nur eine offene Rhede ist, bildet Lüderitzbucht das gegebene Eintrittstor in die Mitte und dem Süden des Landes. Eine Bahn von hier ans, rechtwinklig zur Küste, in gerader Linie nach Keetmanshoop, ist eine gegebene Notwendigkeit, der sich zn verschließen, einzig und allein unsere Reichstagsboten fähig sind, nur um vor ihren Wählern sich rühmen zu können, dem Reich einige Millionen erspart zn haben. Daß aber mit dem Bahnban, der doch nur eine Frage der Zeit ist, der kommen muß und kommen wird, gleichviel, ob der Reichstag will oder nicht, jetzt während des Krieges hundert Millionen gespart untren, die nutzlos ins Ausland fließen, das macht den Patrioten nichts!
Die Bedeutung von Lüderitzbucht wird in Deutschland viel zn wenig gewürdigt. Es herrscht dort nach Ausweis des mir vorliegendeil Tagebuches ein reger Schiffsverkehr. Zit bedauern ist nur, daß die unmittelbar der Küste vorliegenden kleinen Inseln mit den geschmack- vollen englischen Namen wie Plnmpudding- und Beefsteakinsel, auf denen die Pinguine noch heute eine flotte Gnanofabrikatiou betreiben, s. Z. nicht mit in die Schntzherrschaft einbegriffen find und den Engländern gehören.
Das Seeklima in Lüderitzbucht ist sehr gesund und der Aufenthalt hier ist für die ans dein Innern kommenden Rekonvaleszenten gleichbedeutend mit dem in einem Genesungsheim.
Hier herrscht natürlich tiefer Friede, das Leben verläuft beinahe wie zu Hanse in der Garnison. An den Krieg erinnern nur die auf der kleinen Haysischinsel untergebrachten gefangenen Hottentottenweiber, darunter die Frau des Kapitäns Kornelius, Tochter von Hendrik Witboi. Dann sind noch männliche Hererogefangene da, die zu Arbeit aller Art verwendet werden. Die Sterblichkeit unter ihnen ist groß. Trotz des guten Essens, das sie erhalten, gehen viele an den Folgen der dnrch- gemachten Entbehrungen, denen selbst ihr Körper nicht gewachsen war, ein. Auch eine Anzahl angeworbener Buren ist in Lüderitzbucht untergebracht, die als Frachtfahrer, Viehtrciber, Wärter in den verschiedenen Kraalen für Pferde, Ochsen, Maulesel und Kamele verwendet werden. Sehr störend ist es, daß das Wasser bislang von der Kapkolonie geholt werden mußte. Als die Sendung ansblieb, da der Dampfer gestrandet war. kam man in ernstliche Verlegenheit. Inzwischen sind aber schon mehrere Brunnen erbohrt und es ist der Ban einer Wasserleitung in Aussicht genommen, die so ergiebig sein soll, daß sie den gesamten
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