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4 Das erste Nkosi-Dorf.
Mit den übrigen 9 Trägern, dem Gehilfen Abel und einem Führer aus Mfun ging nun Bruder A. am 20. Juni dem unbekannten Innern zu, nachdem sich alle in gemeinsamem Gebet dem Vater im Himmel empfohlen. Ueberall Elefantenspuren, und in den Dörfern eine Menge von Elefantenschädeln, die bezeugten, wie eifrig die Leute diesen mächtigen Waldbewohnern mit der Schießwaffe zu Leibe gehen. Noch vor 2 Jahren kam es selten vor, daß die Jäger dies wagten; aber seit ein Zauberkünstler eine „große Medizin" erfunden hat, welche den Jäger dem Elefanten unsichtbar machen soll und die er um teueres Geld den Leuten aufgeschwatzt, gehen diese mit ihren oft elenden Gewehren mutig ins Zeug und verlieren den Glauben an die Medizin auch dann nicht, wenn hie und da einer von ihnen von dem verwundeten und wütenden Tier totgestampft wird. Auch hat ja der Riesenschmaus, den ein erlegter Elefant einem ganzen Dorf bereitet, eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Die altafrikanische Jagdweise ist die, daß man tiefe, wohlverborgene Fallgruben ausgräbt, damit der Elefant hinabstürze und sich darin fange, wobei freilich etwa einmal die klugen Tiere ihrem gefangenen Gefährten zu Hilfe kommen und so lange die Ränder der Grube zerstampfen, bis der Eingeschlossene entkommen kann.
Im tiefen Urwald traf die Karawane einen Knaben mit einigen Gefährten an. Es war der kaum 14jährige Häuptling des ersten Nkosi-Dorfes Ngab und von diesem bereits etwa 4 Stunden entfernt. Er trug etliche selbstgeflochtene Körbchen auf dem Kopf, die er nach Mfun tragen und dort das Stück zu 1 Blatt Tabak (5 Pfennig an Wert) verkaufen wollte; ein langer Gang für einen geringen Handelsgewinn, nicht wahr? Gutmütig setzte er einem seiner Begleiter die Ware auf den Kopf, übertrug ihm den Handel und kehrte auf den Wunsch des Missionars mit ihm nach seinem Dorf zurück. Als man daselbst ankam, stob anfangs alles entsetzt auseinander, doch bald scharten sich die Leute um die Fremden, und im geschlossenen Gänsemarsch zog man ein.
Sofort auch brach die Trägermannschaft vom Abo-Land in laute „O!" und „Wä!" aus, sodaß die Dorfbewohner vollends nicht wußten, was sie aus den Ankömmlingen machen sollten. Das Staunen der Mangamba-Leutlein war aber auch sehr verzeihlich. Die Brüder selbst glaubten sich in eine andere Welt versetzt, so mächtig wirkte die großartige Gebirgswelt, an deren Fuß sie sich hier, den finstern Wald Plötzlich verlassend, befanden;