- 20 —
mit dem Uebersetzen der Predigt besser. Ein freundlicher, etwas drolliger Mann, aber von struppigem, räubermäßigem Aussehen, Gesicht und Brust von Tättowierungen überdeckt, auf dem Kopf den „Kriegshelm" aus langhaarigem Affenfell, in der Hand den langen Spieß, diente fortan als Uebersetzer und machte nach Abels Urteil seine Sache recht brav. Steht ja in Afrika oft auch der Missionar in einem Aufzug vor der Menge, in welchem er in Europa kaum ungefährdet einem Landjäger begegnen könnte, und das besonders auf einer Reise durch den an Dornen und Stacheln aller Art so reichen Hochwald.
5 Nyasoso
Nach drei froh und dankbar unter dem Ngab-Völklein verbrachten Arbeitstagen zogen unsere Reisenden weiter, stets langsam ansteigend an der hintern, nördlichen Seite des Kupe-Berges, wobei sich immer mehr die kühlere, dem Weißen so heimatlich wohlthuende Luft des Hochlandes geltend machte. In schöner, freier Lage war bald das Dorf Nsuke erreicht, wo gerade eine Totenfeier abgehalten wurde. Glänzend kostümiert führten die Losango-Leute, d. h. die Eingeweihten eines religiösen Geheimbundes, nach dem Takt einer markerschütternden Instrumentalmusik einen kunstvollen, graziösen Trauertanz auf. Geschmiedete eiserne Schnallen an den Gürteln, eiserne Handtrommeln, auf denen eifrig von halbwüchsigen Jungen gerasselt wurde, treffliche Farben der feingewebten Zeuge zeigten eine weit entwickeltere Kunstfertigkeit dieses Waldvolkes an, als man sie an der Küste findet. Saitenspiel und Hörnerklang vervollständigten das Orchester. Die Tänzer hatten das Gesicht mit einem leichten schwarzen Tuch bedeckt, an welchem hellgelbe Früchte in schreckhafter Weise die Augen markierten. Ein turmartiger, mit roten Papageifedern dicht besetzter Helm ließ die ohnehin hochgewachsenen Männer wie Enakskinder erscheinen.
Das waren schlechte Aussichten für die Aufnahme der Predigt, allein Wider Erwarten zog der kräftige Gesang der Missionskolonne die Tänzer und ihr Gefolge bald an, und langsam gingen erstere aus ihren Tanzbewegungen in völlige Ruhe über, und alles hörte nun die dreisprachige Anrede der Gäste lautlos an.
In dem nahen Mpula, wo schon im März 1893 die Brüder S. und W. mit mehreren Genossen gute Aufnahme gefunden hatten, war der Empfang von mehr gezwungener Freundlichkeit; eine Wirkung der Drohung der nördlichen Stämme, welche keine