Vorwort,
Die Wissenschaft der Völkerkunde wurde in Deutschland lange Zeit verkannt; ihr Studium galt als bloße Spielerei, Sport und vornehmer Müßiggang. Diese Ansichten haben sich geändert, denn in dem gleichen Maße, wie das Deutsche Reich sich zu einem Kolonialstaat auswächst, nimmt auch die Bedeutung der Völkerkunde zu, deren eminent praktischen Wert man gerade in neuester Zeit in weiteren Kreisen des Volkes anerkennt. Allmählich bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß auch der Eingeborene in den Kolonien ein Mensch ist, dessen Eigenart Berücksichtigung verdient, und das um so mehr, als der Ansiedler, der Kaufmann und besonders der Missionar ohne Kunde von den Sitten und Gebräuchen der Eingeborenen — insbesondere ihrer geistigen Kultur — auf die Dauer nicht erfolgreich in den Kolonien wirken kann.
Immer weiter breitet der weiße Mann seine Herrschaft über die Erde aus, rücksichtslos Menschen und Werte zertretend, wenn es gilt, Mammon zu erraffen. Der Eingeborene aber, der in dem Weißen ein höheres Wesen sieht, nimmt auch die weiße Kultur an, ohne hierzu geistig hinreichend gereift zu sein, und schwache Völker gehen daran physisch und moralisch zugrunde. Dem Ethnologen nun liegt die hehre Aufgabe ob, Relikte einer uralten Menschengeschichte der Nachwelt zu retten, bevor sich das Kulturbild völlig verwischt hat.
In diesem Sinne unternahm ich im Februar des Jahres 1911 eine Studienfahrt, die im ganzen 16 Monate dauerte. Meine Arbeitsgebiete waren die südöstlichen Molukken und Kei-Inseln, die Gazellehalbinsel (Neupommern) und das südöstliche Bougainville (Salomoinseln). Außerdem machte ich Rundfahrten, die mich bis in die entlegensten Inselgebiete der Südsee führten.
Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit lag auf der Gazellehalbinsel, und hier wiederum war es das Bergvolk der Baininger, das mein besonderes Interesse in Anspruch nahm.
Der Verfasser.