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reichend untersucht worden ist 1 , so beschränke ich mich im wesent­lichen darauf, einige charakteristische Erscheinungen seines Rechts­lebens, die in der vorhandenen Literatur nicht oder doch nur wenig beachtet worden sind, sowie einige Züge aus seinen transcendentalen Vorstellungen zur Erörterung zu bringen.

II. Kapitel. Das Gazelleküstenvolk in seinem Verhältnisse zu den übrigen Bevölkerungsgrnppen der Gazellehalbinsel.

Der ganze Nordosten der Gazellehalbinsel bis zum Weberhafen, ferner der Küstenstreifen um den Weberhafen herum bis nach Mas­sava sowie die der Halbinsel vorgelagerten Inseln und Inselchen werden von einer somatisch, sprachlich und kulturell einheitlichen, typisch melanesischen Bevölkerung bewohnt, die wir alsGazelleküsten­volk" bezeichnen. Trotz dieser Einheitlichkeit zeriällt das Küstenvolk sprachlich-dialektisch in mehrere Gruppen, die in geographisch ge­trennten Bezirken 2 wohnen. Dazu kommt, daß die an der Küste lebenden Leute naturgemäß andere, durch den Lebenserwerb bedingte Kulturzweige und Industrien besitzen wie die mehr im Innern wohnen­den Ackerbauer. Sprachlich, kulturell und auch somatisch sondert sich das Küstenvolk scharf ab von den übrigen Bewohnern der Halb­insel, nämlich den in den Bergen sitzenden Bainingern, weist dagegen auf verwandtschaftliche Beziehungen zu den Bewohnern von Neu- lauenburg und dem südlichen Neumecklenburg hin. Dieses Phänomen rechtfertigt die Schlußfolgerung, daß das Küstenvolk vor nicht zu langer Zeit von Neumecklenburg aus nach der Gazellehalbinsel her-

1 Vgl. zur Literatur: Parkinson, a.a. 0. S. 55ff.; Kleintitschen, Die Küstenbewohner der Gazellehalbinsel, Hiltrup i. W. (Herz-Jesu-Missionshaus); Jos. Meier M. S. C, Mythen und Erzählungen der Küstenbewohner der Gazellehalbinsel, Münster i. W. 1909 (Aschendorff:); Assunto Constantini, Lehrgang- der Neu- Pommerschen Sprache nebst Wörterbuch, Berlin 1907 (Georg Reimer); P. Bley, Handbuch der Nordgazellensprache, Hiltrup 1912.

2 Besonders zu beachten sind zwei große Dialektgruppen, eine östliche und eine westliche (vgl. Nebenkarte der Gazellehalbinsel). Der Unterschied tritt da­durch in die Erscheinung, daß die Bewohner des östlichen Gebietes die Konso­nanten b, d, g, h rein aussprechen, während die Bewohner des westlichen Ge­bietes ein euphonisches n oder m vor den Konsonanten setzen, z. B. tabu (im Osten), tämbu (im Westen), küdu, kundu, oäqa, oanqa. In verschiedenen Gegen­den des Westdistriktes hat man auch das bainingische s übernommen.