übergezogen ist und dort weiter vordringend andere Völker aufgesogen und in die Berge zurückgedrängt hat. Bis in die jüngste Zeit haben die sprachlich und kulturell höherstehenden Einwanderer einen Vernichtungskrieg gegen die autochthone Urbevölkerung geführt und ganze Volksstämme, z. B. die den Taulil sehr nahestehenden Butam, sind in diesem Kampfe aufgerieben worden. Andere, wie die Taulil, sind außerordentlich zusammengeschmolzen. Die Baininger aber, die das Meer und seine Produkte nicht entbehren konnten, sind, die geistige Überlegenheit der Küstenbewohner anerkennend, zu diesen in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten.
Trotz ihrer Schwäche haben die Bewohner der dem Küstenstriche Massava vorgelagerten Inseln, insbesondere der Insel Massikonäpuka, es verstanden, die stärkeren und roheren Nordwestbaininger unter geschickter Ausbeutung ihrer Uneinigkeit in ihre Gewalt zu bekommen, denn dadurch, daß sie sich mit den Starken verbanden, gelang es ihnen, die Schwächeren niederzumachen oder als Sklaven abzuführen. Erst in den letzten Jahren haben die blutigen Fehden und Sklavenjagden unter dem Einflüsse von Mission und Eegierung ein Ende genommen. Ein gemildertes Abhängigkeitsverhältnis der Nordwestbaininger zu den Küstenleuten besteht aber, wie wir später sehen werden, noch fort.
Die Beziehungen der Küstenbevölkerung zu den Bainingern sind auf den Entwicklungsgang beider Völker nicht ohne Einfluß gewesen. Dazu kommt, daß sich die Küstenbewohner mit den zahlreich unter ihnen zerstreut lebenden Bainingsklaven vermischt haben, und so erklärt sich der Umstand, daß man bei den Küstenleuten viele Individuen mit mehr oder weniger ausgesprochenem Bainingtyp findet.
Solche Ausnahmeerscheinungen können aber das anthropologische Gesamtbild nicht verwischen, denn beide Völker weisen nach Kopf- und Gesichtsform, Hautfarbe und Haarbildung typische Klassenunterschiede auf, die jedwedem Besucher, der auch nur kurze Zeit bei diesen Völkern weilt, ohne weiteres ins Auge springen 1 .
1 Der Baininger hat einen kurzen, birnenförmigen Kopf, eine stumpfe, breite, in der Wurzel scharf ansetzende Nase, stark vorstehende Augenbrauenbogen und mächtig entwickelte Kinnladen. Sein Kopf erscheint beinahe viereckig. Das kurze, krause Haar wächst büschelartig. Die Hautfarbe ist oft — besonders bei Frauen — sehr hell, bis ins Gelbliche variierend. Der stark angeschwollene Bauch ist kein Rassenmerkmal, er ist die Folge reichlichen Tarogenusses.
Der Küstenbewohner hat einen längeren Schädel, oft eine schmale, hohe — oft auch eine breite Nase, weniger vorstehende Augenbrauenbogen und vor allem eine bedeutend dunklere Hautfarbe (kafteebohnenbraun).