— 32 —
Muschelgeld den Leidtragenden in ihre Hütten schickte. Natürlich behalten in einem solchen Falle die Erben den Löwenanteil für sich.
So wird aus einer festen Norm unter dem Einflüsse der europäischen Kultur bald eine bloße Form, und auch diese wird mit der Zeit in Vergessenheit geraten.
VI. Kapitel. Begräbniszeremonien und Zauberei.
Der Verstorbene wird im Gehöft seiner Sippe (also im Stammgehöft der Mutter) vor dem Eingang der Hütte in liegender Stellung begraben. Der Leichnam wird in aneinandergenähte Pandanusregen- matten (kuküvei) gehüllt, dann in geflochtene Matten gelegt 1 und hierauf in die Erde gebettet. Bei dieser Gelegenheit finden Festlichkeiten statt; es werden Trauergerüste gebaut, und das Tambuvermögen des Verstorbenen wird zur Schau gestellt. Je mehr Tambu der Verstorbene bei Lebzeiten aufgespeichert hat, um so größer sind auch die Ehrungen, die man ihm nach seinem Tode erweist. Bei den Festlichkeiten stimmen Trauerweiber mit schwarzbemalten Gesichtern einen Klagegesang an. Die Totenfeierlichkeiten sind in den einzelnen Gauen verschieden. An der Nordküste hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wie nach dem Tode eines angesehenen Häuptlings schwarzbemalte Trauerweiber laut singend am Strande umhergingen. Sie trugen das Vermögen des Verstorbenen, nämlich zwei große Tambureifen, die einen Durchmesser von 1,5 m hatten, und an Bambustangen befestigt noch etliche Fäden Tambu. Ich schätzte das hier zur Schau gestellte Vermögen auf 700 Faden (ca. 1500 M.). Man bezeichnet diesen Gebrauch als „varvalum na minat". Das ausgestellte Tambuvermögen wird später unter die Leidtragenden verteilt. Am Varzin ist es üblich, über dem Grabe des Verstorbenen eine Hütte zu errichten, die man mit Blumen und Drazänen schmückt. In dieser Hütte müssen die Leidtragenden — Frauen, wenn eine Frau gestorben ist, Männer, wenn ein Mann gestorben ist — über dem Grabe schlafen. Die Zahl der Trauer s c h 1 ä f e r richtet sich nach dem Ansehen des Verstorbenen.
Das Schlafen auf dem (jrrabe heißt „a väinit". Die Trauerschläfer führen in der Nacht nach dem Takte des Garamut einen Totentanz (kababel) auf, auch verüben sie mancherlei Unfug, beschmutzen das Gehöft mit Kot und ängstigen die Frauen, gleich als ob der Geist
1 In Matupi wurde früher die Leiche in einem Kanu beigesetzt.