Hauptseele in die Berge wandert. In Vuna G-alip (bei den Nord- westbainingern) nimmt man an, daß die Gebeine des Verstorbenen mit Bewußtsein ausgestattet, also nicht völlig seelenlos sind. Daneben kennt aber auch der Baininger noch eine andere Seele (a ioska), die unabhängig von der ersteren in das Schattenreich einzieht.

So können wir auch bei Völkern, die sonst kulturell wenig ver­wandtschaftliche Beziehungen zueinander aufweisen, gerade auf trans- cendentalem Gebiete eine auffallende Ähnlichkeit im Denken und Fühlen feststellen.

VII. Kapitel. Krieg und Frieden, einzelne Kulturzweige.

Kriege und Fehden (winarübu) haben bis in die neueste Zeit hinein häufig stattgefunden. Auch geringfügige Streitigkeiten konnten, soweit sie nicht durch Tambubußen beigelegt wurden, einen blutigen Ausgang nehmen. Schon beimule ra tambu" haben wir gesehen, wie derjenige, der sich in seinem Rechte geschädigt glaubt, seine Anhänger für seine Sache interessiert, so daß es, falls ausreichende Sühne seitens des Rechtsbrechers nicht gewährt wird, zu einem Kampfe zwischen den Parteien kommt. Häufig bilden persönliche Beschimp­fungen und Streitigkeiten der Frauen wegen Veranlassung zu blutigen Zwisten. Ist auf einer Seite ein Mann gefallen, so liegt dem Stammes­genossen die Pflicht ob, den Toten dadurch zu rächen, daß er den Totschläger, oder falls er seiner nicht habhaft werden kann, ein anderes Mitglied seines Stammes ebenfalls tötet (ius talionis). Alle Streitigkeiten, selbst Mord und Totschlag, können durch Zahlung einer entsprechenden Tambubuße gesühnt und ausgelöscht werden, der heim­liche Groll aber lebt weiter in den Leuten fort.

Will man einen kriegerischen Angriff gegen einen anderen Gau unternehmen, oder ist ein feindlicher Angriff zu erwarten, so ver­sammeln sich die Männer zur Beratung im Gehöfte des Häuptlings. Die große Liegetrommel wird geschlagen, und durch das stundenweit hinaushallende Trommelsignal werden die Gauinsassen, wo immer sie sich auch aufhalten mögen, von den bevorstehenden Ereignissen in Kenntnis gesetzt. Einem offenen Kampfe geht man aus dem Wege, dagegen sucht man sich mit Arg und List an den Feind heranzu­machen und ihm einen Hinterhalt zu legen. Man gräbt tiefe Gruben und bedeckt sie mit Reisig, damit der Feind hineinfalle, auch steckt