B. Die Nordwestbaininger.

Einleitung.

Während die Küstenbevölkerimg der Gazellehalbinsel zu den bekanntesten Völkern des Bismarckarchipels gehört, sind wir über die Bergbevölkerung nur spärlich unterrichtet *. Wir wissen zwar, daß das Bergvolk somatisch, sprachlich und kulturell von der Küsten­bevölkerung erheblich abweicht und höchstwahrscheinlich eine ältere Volksschicht vielleicht die Urbevölkerung der Gazellehalbinsel darstellt. Worin aber im einzelnen die kulturellen Unterschiede zwischen Küsten- und Bergbevölkerung bestehen, das ist bis jetzt beinahe völlig unaufgeklärt geblieben.

Ich habe es nun als meine Hauptaufgabe betrachtet, die Kultur, insbesondere die geistige Kultur dieses Bergvolkes näher zu unter­suchen. Wenn nun auch meine Arbeit noch manche Lücke aufweist, so habe ich doch das Gefühl, wenigstens um einen kleinen Schritt in der Erforschung der Kultur des Bergvolkes vorangekommen zu sein. Bei dem Mißtrauen und der Unzugänglichkeit der Bergbewohner wäre es mir unmöglich gewesen, hinreichende und zuverlässige Auskunft zu erhalten, wenn nicht die Leute in St. Paul (Missionsstation und Kolonie befreiter Bainingsklaven im Carragebirge) mich bei meiner Arbeit unterstützt hätten. Die in der Kolonie St. Paul angesiedelten Leute sind Baininger, die früher als Sklaven unter der Küstenbevölkerung gewohnt haben. Ihr Gesichtskreis ist infolgedessen nicht mehr so beschränkt, wie der ihrer in den Bergen zurückgebliebenen Lands­leute. Dazu kommt noch der Umstand, daß sie sich in der Sprache der Küstenbewohner, einige sogar im Pidgeonenglisch, verständlich machen konnten, so daß ein Gedankenaustausch sehr erleichtert war.

1 Vgl. Rascher, Baining (Neupommern), Land und Leute, Münster 1909 (Aschendorff). Das Werk behandelt die Missionstätigkeit des P. Rascher; über den Kulturstand der Baininger gibt es nur wenige und allgemein gehaltene Aufschlüsse. Parkinson, Dreißig Jahre in der Südsee, S. 155 ff., gibt uns kein umfassendes Bild der Bainingkultur.