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Toten vernichtet. Offenbar nimmt man an, daß dem Toten diese Dinge im Jenseits von Nutzen sind.

Die hinterbliebene Ehefrau erbt mit den Kindern zu gleichen Teilen. __

YI. Kapitel. Krankheit, Tod und Begräbnis.

Der Baininger hat unter Krankheiten und Seuchen sehr zu leiden. Das ungesunde, oft sehr feuchte Klima im Verein mit den durchaus unzureichenden und dürftigen Wohnungsverhältnissen hat Krankheiten aller Art im Gefolge, die zu Zeiten auch epidemisch auftreten. Dazu kommt, daß dem Baininger jedes Gefühl für Rein­lichkeit abgeht und daß er bei seiner Indolenz und Gleichgültigkeit nur schwer dazu bestimmt wird, sich bessere Lebensbedingungen zu schaffen.

Vor allem sind es Lungenkrankheiten, Schwindsucht, Husten und Fieber, die in der nassen Zeit unter den Eingeborenen geradezu dezi­mierend auftreten (Folge mangelhafter Wohnungsverhältnisse). Dann aber sterben auch viele Eingeborene hauptsächlich Kinder an vernachlässigten Wunden. Besonders häufig sind Fuß- und Bein­wunden. Bei der gebotenen Reinlichkeit und Fürsorge würden die Wunden bald heilen, so aber beginnen sie zu eitern und gehen in Fäulnis über. Ringwurm 1 ist sehr häufig, ebenso Frambösie 2 . Ein Fall von Elefantiasis 3 ist mir nicht_bekannt geworden. Von Geschlechts­krankheiten ist das Bainingvolk bis jetzt verschont geblieben. Meiner Meinung nach steht das Auftreten von Lues und anderen venerischen Krankheiten bei den dunkelfarbigen Südseeinsulanern mit dem Anwerbe- und Boywesen in kausalem Zusammenhange. Da nun das Bergvolk bisher der Anwerbung Widerstand entgegengesetzt hat, so ist es wohl diesem Umstände zu verdanken, daß die Baininger bis jetzt von diesen Seuchen verschont geblieben sind.

Der Baininger selbst schreibt den Tod unbekaDnten Krankheiten, oft auch Vergiftung und Verzauberung zu 4 .

1 Ansteckende tropische Hautkrankheit, entstanden durch einen flechtenartigen Pilz, breitet sich in Gestalt von weißen Borken und Ringen über die ganze Haut aus und verursacht ein heftiges, anhaltendes Jucken. Folge von Unreinlichkeit.

2 Tropische Hautkrankheit; es bilden sich kleine Pusteln auf der Haut, aus denen Gesehwüre entstehen, die klebrige Flüssigkeiten absondern. Die Krankheit ist sehr hartnäckig.

s Hautkrankheit, kenntlich durch monströse Anschwellung gewisser Glied­maßen. Hauptsächlich in Polynesien verbreitet.

* Über eine Sage vom Ursprünge des Todes berichtet Parkinson, a. a. O.S. 158.