— 62 -
durch einen ringsherum gebauten Kasten von Laubwerk und Bambu- splittern entzogen.
Meine Gewährsmänner gaben mir hierzu folgende Erklärung: In alten Zeiten war es Sitte, den Toten auf ein hohes Gestell zu legen, ein Feuer darunter zu machen und den Leichnam einzuräuchern. Der eingeräucherte Leib trocknete ein und hielt sich jahrelang. Nach drei bis vier Jahren (?) wurde ein Fest zu Ehren des Toten gegeben, wobei Schweine geschlachtet und Taros gebraten wurden. Der vertrocknete Leichnam wurde auf eine neue Platte gelegt, damit die Verwandten ihn noch einmal sehen konnten, und erst dann wurde er begraben 1 .
Von dieser Bestattungsart ist man freiwillig, ohne von fremder Sitte beeinflußt zu sein, abgewichen, weil die Leiche zu sehr roch.
In einigen Gauen, z. B. in Vunagalip, werden Gebeine der Verstorbenen, wenn das Fleisch verfault ist, von den Verwandten im Körbchen mit herumgetragen, und zwar zu einem doppelten Zwecke:
1. Um die Überreste zu beschützen,
2. um von den Überresten, die man sich als mit Bewußtsein ausgestattet vorstellt, beschützt zu werden.
Wir haben es hier also mit einer Ahnenverehrung zu tun, und es geht aus dem Geschilderten hervor, daß der Baininger ein Fortleben der Seele nach dem Tode annimmt.
VII. Kapitel. Transcendentale Vorstellungen.
Der Geist des lebenden Menschen heißt „a nemki". Dasselbe Wort bedeutet auch „Namensvetter, Schattenbild".
Die Seele des Toten heißt „a iöska", Plural „a ios". Mit „iöska" wird aber auch die nach der Meinung der Baininger mit Bewußtsein ausgestattete Leiche bezeichnet.
Man hat die Vorstellung, daß die Geister oder Seelen der Verstorbenen später in ein ebenes (!) Land 2 kommen. Alle ohne Unterschied kommen dorthin. Es gibt keine Belohnung für gute und keine Bestrafung für böse Handlungen. Der Mächtige und Starke geht in
1 Eine ähnliche Bestattungsart ist auch bei den Taulil üblich gewesen. Uber die Bestattungsgebräuche der Nakanai vgl. A. L Kap. d. B.
* In einigen Gauen nimmt man an, daß das Land der Glückseligen unter dem Meere liegt.