YIII. Kapitel. Zauberei und Aberglaube.

Der Baininger steht ebenso im Banne abergläubischer Vorstellungen wie die anderen Wildstämme des Archipels. Auch er nimmt an, daß viele Leute infolge von Vergiftung und Verzauberung mittels giftiger Pflanzenstoffe sterben. Dahingegen wird, soviel ich in Erfahrung bringen konnte, die Vornahme irgendeiner Zaubermanipulation, die dazu dienen soll, der Täter ausfindig zu machen (Bahrprobe), nicht ausgeübt. Es ist , aber bedenklich, hieraus den Schluß zu ziehen, daß der Baininger in geringerem Maße abergläubischen Ansichten zuneige wie andere Wildvölker 1 . Auf das Vorhandensein abergläu­bischer Vorstellungen weisen sowohl die schon oben erwähnte Geister­furcht als auch besonders die noch später zu besprechenden Tänze und Spiele hin.

Gift und Zauberei spielen im Leben des Bainingers eine ähnliche Rolle wie bei dem Küstenbewolmer. Ebenso wie hier hat sich bei den Bainingern eine besondere Zunft von Leuten herausgebildet, die es verstehen, mit Hilfe von Geheimwissenschaften Glück und Unglück über die Menschheit zu bringen. So erzählten mir meine Gewährs­männer, daß der Zauberer (chuoindenbemka) jüngere Leute in seiner Wissenschaft unterrichte 2 .

In folgendem will ich nur einige Proben von Zaubereikünsten und Giftmischerei nach den Schilderungen meiner Leute wiedergeben.

Zunächst ein Fall grober Giftmischerei (ka talak niak = er be­zaubert einen anderen). Hier wird Gift (chnäm) in den beim Betel- genusse verwendeten Kalk gemischt und einem anderen, der nichts davon weiß, überreicht. Dieser wird krank und stirbt.

Die Zauberei wird dadurch aufgehoben, daß man dem Verzau­berten Saft von einem Baume zu trinken gibt, wonach er das Gift ausbricht.

,,Tu aming a eleng 4 ' = man schlägt die Füße,

Atzendes Gift von einem Baume wird mit einer schwarzen Masse vermischt und dann auf die Fußspuren des zu Verzaubernden gelegt mit der Wirkung, daß der Fuß des zu Verzaubernden ohne weiteres

1 Parkinson berichtet, der Baininger habe sich im Gegensatze zu allen seinen Nachbarn von allem Aberglauben ziemlich freigehalten. Parkinson, a. a. 0. S. 158.

2 Vielleicht sind aus solchen kleinen Anfängen die Geheimbünde der Mela- nesier hervorgegangen.

Studieu und Forschungen XII. 5