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elastischen Blattstengeln bestehen. Die in dieser Weise ausgerüsteten Leute heißen „a ios*' = „Geister" und sollen nach den Bekundungen meiner Leute die Seelen der Verstorbenen darstellen. Die übrigen Festteilnehmer nun, die gleichfalls „a ios" heißen, nehmen ihnen die Ruten aus der Hand und schlagen dermaßen auf die Rücken der Geister dar steller, daß blutige Striemen zurückbleiben. Letztere nehmen die Züchtigung ruhig und ohne Klage hin. Nach beendeter Züchtigung werden die blutenden Wunden mit Kalk eingerieben, damit sie heilen.
Auch dieses Fest, das bei Gelegenheit einer guten Taro- oder Piternte gefeiert wird, gilt dem Andenken Verstorbener. Über die Bedeutung der Geißelung konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Im Gegensatze zu den eben geschilderten Spielen sind zwei andere Spiele, der Schweinetanz und der Singaltanz, die Baininger entfernter Gaue mir zu Ehren aufführten, bis jetzt völlig unbekannt geblieben. Beide Tänze, die von mir auch photographisch aufgenommen worden sind, erinnern an den Mabuchatanz.
Der Brennessel- oder Schweinetanz, den die Eingeborenen „ios prara" = „Geister an ihnen" nennen, ist höchst charakteristisch für das mystische Denken und Fühlen der Baininger.
Unter lauten Rufen „eu o, eu o" ziehen die Tänzer mit Laub und Blättern geschmückt auf den Festplatz, Während nun einige Männer mit kurzen Bamburohren (a rinki) taktmäßig auf die Erde stoßen, daß es laut widerhallt, treten die anderen unter lautem Gesänge in einem Kreise zusammen. Man besingt das Känguruh, die Krähe und andere Tiere. Schließlich besingt man das Schwein. Währenddem setzen sich einige Jüngere in die Mitte des Kreises und bedecken sich mit den Blättern einer Art Brennessel, deren Berührung ein scharfes Jucken und Entzünden der Haut zur Folge hat. Man nennt diese Blätter „a vlil". Die im Kreise herumstehenden Leute werfen immer mehr von diesen Blättern auf die in der Mitte Hockenden, so daß die letzteren schließlich ganz von dem Kraut bedeckt sind. Die Leute in der Mitte nennen sich jetzt „Schweine" (a vlem, Sing a vlemka) und essen von den brennenden Blättern, mit der Wirkung, daß sie sich den Mund verbrennen und infolgedessen Laute in der Geistersprache hervorbringen. Währenddem stützen sich die Umstehenden auf ihre langen Stäbe (a vuvul) und verspotten die jungen Leute in der Mitte. Diese werden nun gestoßen und getreten, bis sie plötzlich aufspringen und fortlaufen. Oder: Einer stellt sich