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tot und die übrigen legen Blätter auf ihn, bis er nicht mehr zu erkennen ist. Wenn sein Körper völlig bedeckt ist, kommen die Alteren und tasten nach, ob sie seine Zehen herausfühlen können. Dann heben sie ihn auf, aber er rührt sich noch nicht, bis er plötzlich aufspringt und entflieht.
Hiernach dürfte es außer Zweifel stehen, daß die Geißelungen und Kasteiungen auf religiösen oder abergläubischen Vorstellungen beruhen. Vielleicht glaubt man auf diese Weise feindliche Geister vertreiben zu können 1 oder man nimmt an, daß die Gegeißelten von* den Geistern inspiriert werden.
Der andere von mir beobachtete Tanz, der Sin galt an z, ist ein Mondscheintanz, der nur bei Nacht getanzt wird. Die Tänzer bemalen Beine, Brust und Rücken mit Kalkstreifen, Um die Lenden tragen sie einen Schurz aus zersplittertem Bananenblatt (a lingenka) und auf dem Kopfe eine helmartige Maske. Die Maske besteht aus zwei Platten von zusammengerollten Kandastreifen, die mit Tapa überzogen und oben zusammengenäht sind, während sie unten offen stehen, damit der Kopf hineingesteckt werden kann. Die Tapa auf der Maske ist bemalt. Die Maske heißt „a nalki", Plur. „nal", die Malerei „a rismetka". In der Hand trägt einer der Tänzer einen Stock, die übrigen Schleudern, die sie nach dem Takte der Musik bewegen.
Fünf Mann hocken abseits auf dem Boden, indem sie mit ihren kurzen Bamburohren taktmäßig den Boden oder die daraufgelegten Brettchen bearbeiten. Dabei stimmen diese Männer einen feinen Gesang an, der Gehör und musikalische Begabung verrät. Sie singen Loblieder auf die Schleuder, auf Vögel u. a.
Die Tänzer stellen sich in Reihen auf. Dann beginnt einer den Tanz, es folgen die übrigen, und schließlich setzt sich das ganze Korps in Bewegung. Zuerst tanzt man langsam mit zierlicher Fußbewegung, dann schneller, oft hüpfend. Der ganze Körper ist in Bewegung, wobei auch die Hände fortwährend nach dem Takte der Musik die Schleuder über Schulter und Kopf hin und her wiegen. Wenn die Tänzer ermüdet sind, hören sie auf, und Sänger und Spieler pausieren, bis die Tänzer bald nach einer neuen Melodie den Tanz wieder aufnehmen.
1 Diese Hypothese ist die Wahrscheinlichere. Vgl. über ähnliche Gebräuche, auf dem mittleren Neumecklenburg- und über ihre Begründung*: P. G. Peekel, Religion und Zauberei auf dem mittleren Neumecklehburg. Münster i.W. 1910, S. 19.