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Der Singaltanz ist ein durchaus anmutiger und ästhetisch wir­kender Tanz, dessen phantastischer Reiz noch erhöht wird durch die stille Mondnacht und den dunkeln Urwald, der sich so geheimnisvoll gegen den hellen Nachthimmel abhebt.

Irgendwelche körperlichen Torturen werden hierbei nicht vor­genommen.

X. Kapitel. Krieg (Kannibalismus) und Frieden.

Kriege und Fehden sind bei den Bainingern, denen es an jeg­lichem inneren Zusammenhange fehlt, an der Tagesordnung. Die Baininger lebten früher nicht nur in beständiger Fehde mit der Küsten - bevölkerung, sondern auch die einzelnen Graue untereinander be­kämpften sich in der erbittertsten Weise. Natürlich bildet in den meisten Fällen der Frauenraub und die Blutrache Anlaß zu Streitig­keiten und Kriegen. Innerhalb desselben Graues sind Kriege seltener, weil der Streit der Parteien hier in der Regel durch Vermittlung ein­flußreicher Männer beigelegt wird.

Man erzählt sich, daß in alten Zeiten Friede unter allen Gauen geherrscht habe. Derlingieska" Täkuas, der am Fuße des Karra­gebirges hauste, hat nach Meinung der Baininger zuerst den Krieg angefangen, der sich dann über alle Gaue weiterverbreitete.

Einer offenen Feldschlacht pflegt der Wildmensch auszuweichen, aber er schleudert die Waffe aus verborgenem Hinterhalte. Der Baininger bedient sich als Waffe der Schleuder (a vrika), des roh zugeschnittenen Speeres (a ripka) und der Keule, von denen er die verschiedensten Formen kennt; Bogen, Pfeil und Schild fehlen ihm.

In der Regel wird der Angriff auf ein feindliches Gehöft früh am Morgen aufgenommen, weil man hofft, um diese Zeit den ahnungs­losen Gegner am besten überrumpeln zu können. Als Unterschlupf dienen vielfach Höhlen, an denen die Gegend reich ist. Hat man den Gegner aus der Ferne erkannt, so greift man zur Schleuder, mit der man auf eine Entfernung von 50 bis 60 m trifft und gefährliche, meist tödliche Verletzungen, besonders am Kopfe, hervorruft.

Meine Leute erzählten mir, daß die Baininger es ebenso wie die Küstenleute verstehen, die durch Schleudersteine entstandenen Knochen­brüche im Wege der Trepanation zu heilen. Man legt zu diesem Zwecke die verletzte Stelle bloß, rundet die scharfen Kanten des Knochens ab und näht dann die Wunde wieder zu. Als Nadel

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