Zucht der Haustiere.

Allgemeines.

Als oberster Grundsatz bei allen Zuchtbestrebungen gelte die von allen Völkern und Tierzüchtern gemachte Erfahrung, dag jede Rasse das Produkt ihrer Scholle ist. Es will damit besagt sein, dag z. B. ein schweres belgisches Pferd, ein gewichtiges Shorthornrind nicht im mageren Masurenland auf die Dauer ge­zogen werden kann, sondern dag im Laufe der Jahre sich in jedem Lande spezifische Rassen ausbilden und sich als solche erhalten. Dieses Beharrungsvermögen wird durch die Boden­beschaffenheit, die Futterstoffe und Nährwerte derselben, sowie das Klima bedingt, soweit eben Weidehaltung vorwiegt und an Stelle derselben nicht die Stallhaltung tritt. Bei letzterer können natürlich die ganzen Zuchtverhältnisse in einer von der Gegend selbst unabhängigen Weise geregelt werden und wird damit die Möglichkeit zur Erhaltung von Tieren, welche einer bestimmten Ausnutzung dienen sollen, gegeben. Für diese Bestrebungen ist zurzeit in Deutsch-Südwestafrika wenig Raum, da einerseits die Produktion von zur Stallhaltung erforderlichen Futtermitteln aus­geschlossen ist und anderseits die Einfuhr solcher aus dem Aus­lande zu teuer wird.

Die vor den Aufständen im Lande gezogenen Tiere konnten als das Produkt ihrer Scholle bezeichnet werden. Die mit der Einfuhr von heimischen Tieren geplanten Zuchtverbesserungen können solange als gut und zweckmäßig betrachtet werden, als dadurch kein Mißklang zwischen dem Lande selbst und seiner tierischen Bewohnerschaft hervorgerufen wird. Jeder Farmer möge sich vor einer zu hochwertigen Veredelung seiner ur­sprünglichen Haustiere bewahren, weil damit Hand in Hand eine allmählich fortschreitende Unfruchtbarkeit und Veranlagung zu Krankheiten aller Art geht. Besteht das Bestreben in einer ganz bestimmten Zuchtrichtung, z. B. Milcherzeugung, eine Verbesse­rung zu erzielen, so mögen zunächst die Voraussetzungen dafür, wie üppiges Weidegebiet, Beifutter besonders während der Trockenzeit, reichliches Tränken und eventuell Stallhaltung nicht außer acht gelassen werden.