Deutsch-Südwestafrika.

1 Unsere Kolonie in Südwestafrika hat ^ lange gebraucht, ehe sie sich einiger­maßen durchgesetzt hat.

Als die deutsche Flagge am 7. August 1884 in Angra Pequena gehißt wurde, war man sich über den Wert oder Un­wert der neuen Erwerbung durchaus nicht im klaren. Die einen sahen in ihr nur ein trostloses Sandloch, eine wasserlose Wüste, in der nicht Halm noch Strauch wuchs und kein Tierleben sich entsalten konnte. Andere wieder hofften aus große Goldlagerstätten, die Reichtümer in das Heimatland bringen müßten. Von der einen Seite wurde die Flaggenhissung deshalb mit den schärfsten Worten verurteilt, während man sie von der andern Seite mit hoch­tönenden Reden feierte. Es ist be­merkenswert, daß beide Parteien unrecht hatten!

Sandwüste ist das Land nur aus einem freilich ziemlich breiten Streifen, der sich an der Küste des Atlantischen Ozeans hinzieht, wäh­rend das In­nere von zum Teil recht gu­tem Weide­land erfüllt ist, das bei plan- mäßigemVor- gehen unge­heure Herden von Rindern und Schafen wird ernähren können; in ein­zelnen Teilen wird es sogar möglich sein, zahlreiche deut­sche Bauern anzusiedeln, die hier bei flei­ßiger Arbeit zu Wohlstand kommen kön­nen. Was dann das Vor­kommen von

Uhl, Deutsch-Südwestafrika.

Adolf Lüderitz.

Gold anbetrifft, so sind ja zwar hin und wieder Funde gemacht worden, aber alle bisher aufgespürten Lagerstätten sind so geringhaltig, daß sich der Abbau des Edelmetalls im großen nicht lohnt.

Enthält die deutsche Besitzung in Deutsch-Südwestafrika aber auch kein Gold, so birgt sie doch Schätze von an­deren wertvollen Metallen, besonders Kupfer und Blei. Schon jetzt werden diese abgebaut, und die Bergwerksbe­triebe lohnen sich; auch kann man nach der Ansicht der Sachverständigen auf die Auffindung neuer Lagerstätten dieser Erze hoffen, so daß die Kolonie uns in Zukunft wenigstens einen Teil der für unsere aufstrebende Maschinen-Jndustrie so nötigen Metalle wird liefern können.

Aber das, was Deutsch-Südwest neuerdings in aller Leute Mund ge­bracht hat und ihm eine Wichtigkeit verleiht, die man vor wenigen Jahren noch nicht geahnt hätte, das sind die Diamanten. Die kleinen glitzernden Edel­steine, die im Flugsand der Dünen in un­gewöhnlichrei­cher Menge und hervorra­gender Schön­heit gefunden werden, haben das Land mit einem Schlage ausblühen las­sen. Swakop- mund war noch vor kurzem ein Haufe von we­nigen Gebäu­den. Jetzt aber ist es eine leb­hafte Stadt mit Hotels, Warenhäusern und Landhäu­sern, und, wenndieFund- stätten von Di­amanten sich

i