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wird es ebenfalls ermordet. Man sagt, würde ein solches Kind, das in umgekehrter Lage zur Welt kommt, am Leben bleiben, so würde sich auch das Ansehen seines Vaters umkehren, das heißt, er, der bisher ein bedeutender und angesehener Mann war, würde dann bald eine nichtssagende Persönlichkeit wer­den, Jedes Kind, welches bei seiner Geburt irgendwelche Ab­normität zeigt, ist von der Existenzberechtigung ausgeschlossen.^ Dazu gehört auch der hin und wieder beobachtete Fall, daß sich bei der Geburt schon die ersten Zahnansätze zeigen. Sofort werden solche Kinder auf die Seite geschafft.

Soweit ich es beobachten konnte, herrscht im Ovambolande bei allen Stämmen großer Kinderreichtum, Es kommt häufig vor, daß ein Mann von zwei Frauen acht bis zehn gesunde, kräf­tige Kinder hat. Trotz der großen Sittenlosigkeit und der vie­len dadurch entstehenden Krankheiten haben wir in den Be­wohnern des Ovambolandes ein Volk, dessen Zahl von Jahr zu Jahr wächst, und welches sich immer weiter ausdehnt. Be­sonders konnte ich dies bei dem Stamm der Ovakuan^ama be­merken. Als ich im Februar 1899 dieses Gebiet betrat, er­reichte ich die ersten Gehöfte, nachdem ich den zwischen Onäon§a und OukuanMma gelegenen Wald passiert hatte. Heute reichen diese bis tief in des Waldes Innere, und immer weitere Strecken werden freigelegt, um Platz für neue Wohnstätten zu schaffen.

Tod.

Eins der vielen Rätsel der Ovakuavu'ama lautet: LkuiHu 1a tznäamena konäonKa. Seine Lösung: Ovanu avese okbkio va talsla. Übersetzt: Ein großer Feigenbaum steht in schräger (für ihn unveränderlicher) Richtung nach Onäonxa hin. Was ist das? Antwort: So befinden sich alle Menschen in einer für sie unveränderlichen Richtung, nach dem Tode hin. Schrecklich ist den Leuten der Gedanke an dieses Ziel, dem sie alle entgegengehen, und man liebt es nicht, daran zu denken oder davon zu reden. Als ich einst einen alten Mann fragte,

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