Kapitel IL
Durch die Namib.
Unseren ersten Tagemarsch haben wir glücklich überwunden. Bei Sonnenaufgang waren wir von Swakopmund abmarschiert und hatten in Nonidas Tränkstation gemacht. Mittags kamen wir hier in Richthofen, dem ersten Nachtquartier, an. Wir lernten gleich einige Schwierigkeiten unseres neuen Lebens kennen; unser selbstgekochtes Essen, Graupensuppe mit etwas Rindfleisch, war angebrannt, und wir waren seit vier Uhr morgens unterwegs. Zum Abendbrot gab es von widerlich, salzigem Brackwasser gekochten Tee. Brot war nicht einmal für Geld aufzutreiben. Die Pferde kamen in einen hölzernen Kraal, wie in Swakopmund, und wurden noch mit deutschem Heu und Hafer gefüttert. Das Wasser nahmen sie ungern, aber sie waren durstig wie wir. Die Nacht schlief ich, trotz der Kälte, in Woilach und Mantel gehüllt, den Sattel als Kopfkissen benutzend, verhältnismäßig gut.
Um vier Uhr wurde geweckt, wir besorgten die Pferde, und bei Sonnenaufgang ging's weiter durch ungastlichen Sand, Steine und öde Gebirge. — Die Sonne brannte schrecklich! — Wir führten die Pferde oft lange Strecken am Zügel und waren froh, als wir am Nachmittag, die Bahnstrecke in engem Gebirgspässe verfolgend, das Stationsgebäude von Kahnrivier erblickten, Es liegt in einem kleinen Gebirgskessel mit sehr hohen, steilen Wänden. Das Wasser ist wieder salzig und demgemäß schmeckten Speise und Trank. Die Kälte nachts war empfindlich. Früh ging es wieder weiter. Man freut sich erst auf die wärmende Morgensonne, aber wenn sie dann blutrot am weiten Wüstensaume aufgeht, dann wünscht man sie dort bannen zu können.*