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Unheimlich schnell steigt sie höher und höher, und ihre Strahlen fallen immer senkrechter auf uns Söhne des Nordens. Wenig Nahrung, wenig Wasser gibt es! Da werden Mensch und Tier immer matter. Kein Wort, keinen Laut geben wir unnütz von uns, um uns nicht noch durstiger und matter zu machen. Nichts belebt den Sinn; so weit wir blicken, Wüste heiße weite Sandflächen und starre tote Gebirgszüge. Die Luft haucht uns zuweilen wie mit glühendem Atem an, sonst liegt sie regungslos, im Sonnenbrande flimmernd. Am schlimmsten lei­den einige Infanteristen, die sich die ersten Märsche zu Pferde leichter gedacht haben, und die Reiter, deren Pferde trotz der Sporen schon anfangen zurückzubleiben. Gegen 3 Uhr nachmittags sahen wir dann endlich Iakalswater vor uns liegen^ Es begann etwas Pflanzenwuchs, und der Kompagniehund, der uns in Kahn zugelaufen war, jagte sogar ein Karnickel auL Dies und ein frischer Luftzug brachte etwas Leben in die Kolonne, und in kurzem Trabe hatten wir die Station erreicht Wir sattelten ab und hätten uns am liebsten gleich in den spärlichen Schatten gelegt. Aber erst kamen die Pferde. Noch einmal ging's eine gute halbe Stunde durch Hitze und Sand zur Wasserstelle mit unsern Futterbeuteln und dann wieder zurück ins Lager. Die Verpflegung war diesmal gut; aber es war mir, wie vielen anderen, nicht möglich, etwas herunter­zubringen. Die Pferde waren auch alle ziemlich kaput, und so sollten wir hier einen Ruhetag haben. In der Nacht war ich Wachthabender der Kraalwache. Die Pferde, vor allem die, die in Deutschland schon in Kavallerieregimentern waren, stehen noch recht unruhig. Sie rissen sich vielfach los.

Am andern Morgen wurde der Hauptmann telegraphisch zum Gouverneur gerufen und reiste per Bahn nach Karibib voraus. Auch einige ganz kapute Reiter wurden auf die hochbeladenen Wagen gesetzt. Ich schrieb diese Zeilen im Schatten, auf der Erde liegend. Tische und Stühle wird es im nächsten Jahr wohl nicht mehr für uns geben; es ist bis jetzt noch recht unbequem alles, sogar im Liegen essen zu müssen. Aber das ist ein geringer Kummer. Mit Gesundheit und gutem Mut geht es lustig weiter, dem Feinde entgegen.

Um acht Uhr mußten wir schon zu Bett, (ich sage noch immer zu Bett, trotzdem wir auf harter Erde, den Sternenhimmel als Dach, schlafen), halb zwei Uhr nachts

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