6. Geologische Beschaffenheit der Tanganjika-Küste.

Eine mehr wöchentliche Fahrt auf der für Expeditionszwecke gechartertenHedwig von Wißmann" rund um den See gab mir Gelegenheit, einen Uberblick über die am Ufer des Sees auftretenden Gesteine zu gewinnen. Es wurde durchschnittlich ungefähr alle 2530 km vom Dampfer per Boot an Land gegangen, um Gesteinsproben zu sammeln und die Lagerungs­verhältnisse kennen zu lernen. Während der Fahrt konnte sich der kleine Dampfer wegen der meist steil ins Wasser abfallenden Uferberge fast überall so nahe an der Küste halten, daß vom Schiff aus oft Gestein und Lagerung wenigstens am Fuße der meist mehrere 100 m hohen Steilufer erkannt werden konnte. Ausflüge in das Hinterland konnten nur bei Rumonge und Usumbura, beide am Ostufer nördlich von Udjidji, aus­geführt werden. Die folgenden Angaben gelten daher zunächst nur für das eigentliche Ufer. Nicht immer war es möglich, Proben vom Anstehenden zu erlangen. Ich mußte mich dann auf die am Fuße des Steilufers liegenden Blöcke und Gerölle beschränken; für einen allgemeinen Uberblick, wie er hier nur gegeben werden soll, dürfte dies nicht sehr ins Gewicht fallen. Der nördlichste Teil der Westküste etwa vom 5. Breitengrad an einschließlich der Halbinsel Ubwari konnte nicht befahren werden, weil der Dampfer anderweitig benötigt wurde.

Am Ufer des Tanganjika-Sees sind jugendliche Strandbil­dungen sehr verbreitet, die auch von Dantz erwähnt werden 1 ). Es sind dies durch Kalk verkittete Sandsteine, Konglomerate und Breccien. Sehr häufig haben die an der Küste befindlichen Steine eine dünne, weißliche Kalkkruste von schwammigem

') A. a. 0. Bd. 15, 1902. H. 2, S. 51.