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./\ds im Frühjahr 1894 zwischen dem damaligen Vorstande der Nautischen Abtheilung des Reichs-Marine-Amtes, Hrn. Contreadmiral Hoffmann, und dem Director der Uni­versitätssternwarte zu Leipzig, Hrn. Professor Bruns, Verhandlungen schwebten bezüglich der Entsendung eines Astronomen nach den deutschen Schutzgebieten der Südsee, um daselbst in Gemeinschaft mit dem Vermessungsschiff, S. M. S. Möwe, geographische Ortsbestimmungen vorzunehmen, wurde schon damals von Hrn. Professor Bruns der Vorschlag gemacht, diese Bestimmungen mit Hülfe eines Zenithteleskopes unter Anwen­dung der Methode der gleichen Höhen auszuführen. Derartige Bestimmungen, welche auf der Leipziger Sternwarte mit einem kleinen Versuchsinstrumente ausgeführt wurden, Hessen schon mit Sicherheit erkennen, dass gerade diese Methode für eine Expedition ganz wesentliche Vortheile besitzt, da schon ein kleines Instrument es ermöglicht, den Grad der Genauigkeit zu erreichen, den ein grosses Universalinstrument unter normalen Verhältnissen bietet, wobei als ganz besonderer Vorzug zu gelten hat, dass ein In­strument, wie es weiter unten beschrieben wird, durch seine Einfachheit den doch sehr complicirten Universalinstrumenten auf Reisen weit überlegen ist, ein Vorzug, den alle Beobachter gewiss gern anerkennen und der leider bei wissenschaftlichen Reisen oft nicht genug betont wird.

Die Methode der Beobachtung ist an sich nicht neu, sondern ist schon mehrfach empfohlen und mit Vortheil angewendet worden*. Nur gestaltet sich diese Beobach­tungsart für die Tropen besonders günstig, wie die weiter unten auseinander gesetzten Formeln ersehen lassen. Es handelt sich darum,

1. zum Zwecke der Zeitbestimmung einen Stern im Osten und einen im Westen in gleicher Höhe zu beobachten. Aus den Beobachtungszeiten erhält man in Verbindung mit einem genäherten Werthe der Breite die Correction der Uhrzeit.

2. Beobachtet man einen Stern im Süden und einen im Norden in gleicher Höhe, so lässt sich hieraus unter Benutzung der bekannten Uhrcorrection die Breite finden.

3. Die Längendifferenzen wird man ja dort, wo eine Telegraphenlinie fehlt, durch Chronometerübertragung bestimmen, doch ist es wünschenswerth, die Lage

* Die Zeitbestimmung aus correspondirenden Höhen verschiedener Sterne von N. Zinger; deutsch von Kelchner.

Die jetzt häufig angewendete Horrebow-Talcott'sche Methode ist ein specieller Fall der hier befolgten Beobachtungsweise.

Astronom. Ortsbestimm, im deutsch. Schutzgebiete d. Südsee. I