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Der Wasservorrath kann übrigens durch Umsicht und Fleiß vermehrt werden, wenn der starke Thau und fallender Regen auf Zinkdächern und sonst in große Wasserbehälter gesammelt wird. Auch lassen sich im Nothfall große, wasserdichte Zelttücher derart auf dem Boden ausbreiten, daß das Regenwasser in einer Rinne zusammeufließt und mittelst eines Schlauches in Fässer gefüllt wird. So lange diese fehlen, kann man das auf hohlen Felsen zusammenströmende Wasser aufschöpfen, oder das in engen Spalten abrinnende auffangen, eine Arbeit freilich, die während der Regengüsse gethan werden muß.

Das Küstengebiet hat vor dem Jnlande den Vorzug, daß in dortigen Wintermonaten (deutschen Sommermonaten) sogenannteSeeregen" fallen, was im Hinterland selten vorkommt. Diese Seeregen erstrecken sich 45 Tagereisen weit ins Inland hinein. Jene Winterzeit eignet sich am besten zu Cultur- versuchen. Mit Graben artesischer Brunnen an tiefliegenden, von Höhenzügen umschlossenen Stellen müßte der Anfang gemacht werden.

Wenn an Einführung von Zuchtstieren und Hengsten gedacht wird, dann darf man die Sorge für Grassamen auch nicht aus dem Auge lassen. Versuche damit können am thunlichsten dort angestellt werden, wo junge Culturen vor dem Anwehen des Treibsandes am meisten geschützt sind. Ein Versuch, die an der Walfischbai vorkommende Narapflanze, eine Melonenart, hier einzubürgern, dürfte gleichfalls lohnend sein. Ob aber die ähnliche in der Kalahariwüste vorkommende Melone am kühleren Seestrand gedeihen würde, bleibt fraglich. Vor allem müßte mit aller Macht den furchtbaren Sandwehen Einhalt zu thun ver­sucht werden durch Pflanzungen von Gräsern, Rank-Schlinggewächsen, Weiden oder anderem Gestripp, was es auch immer sein möchte. Als Waldbaum würde die am ehesten gedeihen.

Unsere zukünftigen deutschen Ansiedler hätten es somit nicht mit Roden, vielmehr mit Anpflanzungen zu thun, einer Arbeit, die bekanntlich mehr Zeit, Geld und Geduld erfordert, wie das Urbarmachen amerikanischen Bodens. Bau­holz fehlt völlig; ist doch das Sammeln von gewöhnlichem Brennholz schon zeit­raubend und stets nur mühsam zu beschaffen. Erst wenn jene Vorbedingungen geschaffen sind, kann an weitere Cultur gedacht werden.

II. Lage rmd Vodrilbeschaskilheik.

Von den Ufern des Oranjeflusses, der Nordgrenze der Cap-Colonie, hebt sich das Terrain auf einer Strecke von 6 Br.-Graden gegen die nördliche Grenze des Nama-Landes hin allmählig auf mehr wie 2000 Meter. Nur dort, wo an beiden Ufern des tiefgebetteten Flusses sandbedeckte Schluchten auswärts führend einander gegenüber liegen, vermitteln einige Boote den Verkehr zwischen der eng­lischen Colonie und Groß-Nama-Land. Von der Westküste steigt das Land mehr terrassenförmig bis zum Gürtel der Kalahariwüste auf eine Hohe von ungefähr 1800 Meter an.