(pro Kopf bis 20 Rp.) angeworbenen Arbeiter werden zum größten Teile entlassen (die Erdarbeiten sind im Januar fertig; die Gleisspitze der Bahn ist im Februar in Tabora); die Ingenieure müssen größtenteils nach Kleinasien, Südamerika geschickt werden. Wenn sie fort sind, können sie, wenn etwa im Juli oder August 1912 der Bahnbau wieder aufgenommen wird, nicht wieder herangeholt werden; es kommen neue Leute nach Ostafrika, die noch keine Erfahrungen haben; neue Fehler werden gemacht. Neue Arbeiter müssen her- beigeschaft werden, neue Geräte (da, wenn die alten liegen bleiben, ein Teil verderben wird); es ist dasselbe wie mit dem Ausblasen eines Hochofens. Ehe er wieder in Gang ist, müssen große Summen ausgegeben werden. Der materielle Schaden, der durch zeitweiliges Stilliegen des Bahnbaues entsteht, ist von berufener Seite auf 1,2 —1,5 Millionen Mark berechnet worden. Hierbei ist aber noch garnicht in Betracht gezogen, daß infolge Aufhaltens des Baues die Bauzinsen länger zu zahlen sind, der Westteil der Kolonie später zur Entwickelung kommt, die Tabora- bahn kommt später zur Verzinsung; aufgehalten wird auch die Produktion der Eingeborenen in den Tanganyikaländern; sie werden später steuerfähig, diese materiellen Verluste sind schwer zu berechnen; sie betragen sicher mehrere Millionen Mark.
Dazu kommt der aus dem Verlust dos Prestiges entstehende große ideele Schaden, der sich sehr bald in einen beträchtlichen materiellen Schaden verwandeln wird. Der seit etwa 10 bis 11 Monaten mit großem Elan durchgeführte schnelle Bau hat großen Eindruck in den Nachbarkolonien gemacht; die Belgier gaben ihre Tanganyikapläne glatt auf. Wenn wir mit gleicher Tatkraft unsere ostafrikanische Zentralbahn bis zum Tanganyikasee durchführen, werden wir für unsere Bahn und unsere Kolonie herausholen, was irgend herauszuholen ist. Lassen wir aber nach, dann erwacht die Tatkraft der andern, und in sechs Monaten kann die jetzt außerordentlich günstige Lage in ihr Gegenteil verkehrt sein.
Wie würde die Entwickelung der Bahneinnahmen und die Finanzlage der Kolonie sich gestalten, wenn über Tabora nicht hinausgebaut wird?
Die Finanzlage Deutsch-Ostafrikas ist gegenwärtig — dank der weisen Sparsamkeitspolitik des Gouverneurs Freiherrn von Rechenberg — keine ungünstige. Die Kolonie hat einen Ausgleichfonds von beinahe
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