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Die lebende Tierwelt«

heute dadurch kennzeichnen, daß die Schichten des Tendaguru-Gebiets der unteren, also ältesten Kreidezeit angehören, Mas das in Zahlen besagen würde, wenn nran es berechnen könnte, kann nur angedeutet werden: inenschliche Geschichte vermögen wir etwa 6000 Jahre zurückzuversolgen, Kenntnis vom fossilen Menschen, also auf Grund der Ausgrabungen von Knochen oder Geräten haben wir aber seit undenklich viel längerer Zeit; die Schätzungen rechnen da nach Hun­derttausenden, ja einer Million von Jahren. Der Mensch erscheint aber erst am Ende einer wiederum nach Iahrmillionen zählenden Epoche, der sogenannten Tertiärzeit, auf der Erdoberfläche, und dieser voran geht die nicht minder lange Zeit, die nach den nordeuropäischen Kreideablagerungen benannt ist. Da wir es nun am Tendaguru mit der ältesten Kreidezeit zu tun haben, müssen wir bei nur ganz roher Schätzung gewiß mit etwa 4to Millionen Jahren als unterer und oberer Grenze rechnen, während welcher Zeit die Gebeine in der afrikanischen Erde ruhen.

Die lebende Tierwelt.

Märe es nur um phantastische Ungeheuer, märchenhafte Gestalten, zu tun, wir brauchten wahrlich nicht in die Vergangenheit der Erd­geschichte hinabzusteigen. Afrika mit seinen Elefanten, Flußpferden, Nashörnern, Giraffen, Schuppentieren, Riesenkatzen und Riesen­schlangen, mit dem unerhörten Farbenglanz seiner Vogelwelt, mit der ganzen Abenteuerlichkeit seiner Insekten mutet nicht selten wie ein kühner, weltenfremder Traum an. Wie müßte der Eindruck sein, wenn wir nicht schon als Kinder in der Heimat an den seltsamen Anblick solcher Mesen gewöhnt würden! Dennoch bleibt ja eins Vorbe­halten, was Zoologische Gärten oder Bilder nicht zu geben vermögen: der innige Zusammenhang der Tiere mit dieser großartigen Natur, ihr freies Leben in der Wildnis, in der Unendlichkeit. Es ist doch wohl der Hauptreiz der herrlichen afrikanischen Jagd, durch ein solches Land überall frei zu streifen und das Tierleben aufzuspüren. Die eigen­artigsten Vergesellschaftungen kann man da antreffen: eine kleinere Antilope zwischen einer lärmenden Schar von Hundsaffen und einem Volk Perlhühner oder Schweine mit Hühnern, ganz zu geschweigen von den bekannten gemischten Herden der größeren Antilopen. Im Süd osten der Kolonie freilich sind jene gewaltigen Mildansammlungen nicht bekannt, wie sie in anderen, speziell nördlichen Teilen des Landes