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II. Seefahrt.

gießt sich ein Strahl Wassers über die Unglücklichen: Angeblich ist ein Wasserstandsrohr am Kessel geplatzt in der Tat ist es ein spritzen­der Matrose, der im Versteck steht, und die Fahrt kann nicht statt­finden. Bei uns war das Thema den Umständen entsprechend etwas geändert worden. Nicht ein Jagdansflug, sondern ein zoologisch-bota­nischer Ausflug sollte nach den von Schildkröten wimmelndenTurtle islands" unternommen werden. Nun hatten aber die meisten doch schon zu sehr die in der Schiffsbibliothek reichlich vorhandenen Reiseschilde­rungen studiert, die natürlich auch über jenen Jagdausflug berichteten. So waren sie gewarnt und hielten sich vorsichtig von der Beteiligung zurück. Aber immerhin gingen doch noch mehrere prompt auf den Leim und erschienen reich ausgerüstet mit Insektenkäschern, Plankton- netzen, Glasgefäßen und anderen Sammelutensilien an Deck. Einem besonders begeisterten Gutgläubigen hatte sein Eifer dann später den Namen des Fürsten von Turtle islands eingetragen.

Der Äquator war zwar schon übersehritten, doch verkündete am Abend desselben Tages der in phantastischem Kostüm an Bord kommende Triton, daß am folgenden Morgen sein Herr und Meister Neptun sich einfinden werde, um an den Neulingen die Äquatortaufe vorzunehmen.

Die Gesellschaft hat auf ihren Dampfern die Äquatortaufe im all­gemeinen abgeschafft. Nur auf ganz besonderen Wunsch der Passa­giere wird sie noch abgehalten. Da wir den Kapitän darum ausdrücklich gebeten, so fand die Feierlichkeit unter den üblichen Zeremonien statt, und am Abend bei dem feierlichen Tauf schmause hatte jeder von uns sein Taufzeugnis in der Tasche.

Es war nun inzwischen der 6. August geworden, und noch immer schwammen wir auf dem Wasser, obwohl wir fahrplanmäßig bereits am 5. August hätten in Mombassa ankommen sollen. Aber infolge des stark wehenden Monsums hatten wir uns eine zweitägige Verspätung zugelegt. Es kam noch hinzu, daß der Dampfer so viel Ladung für Tanga hatte, daß er mehrere Tage zum Löschen brauchte und die An­kunft in Daressalam, wohin wir zunächst wollten, sich ganz wesent­lich verschieben würde. All das konnte unsere Reisepläne, die ziemlich überall auf den Tag festgelegt waren, ganz bedenklich in Mitleiden­schaft ziehen. Zwar bestand die Möglichkeit, daß die Gesellschaft einen ihrer Bombaydampfer, die den Verkehr zwischen Ostafrika und Indien vermittelten, bereitstellte, um Passagiere und Post nach dem Süden zu bringen. Doch einmal war das sehr unsicher, und dann stand erst recht noch nicht fest, wann jener Bombay dampf er eintreffen würde. Wir hatten uns jedoch inzwischen schon einen gewissen afrikanischen Fa­talismus angewöhnt und sahen den Dingen, die da kommen sollten, mit ergebungsvoller Ruhe entgegen. Jedenfalls das eine war sieher, daß wir den nächsten Tag nach Mombassa kommen würden.