IV. In den Usambarabergen und der Steppe.
Am Dienstag, den 23. August, früh bestiegen wir die Usambarabahn, die uns in vierstündiger Fahrt bis Tengeni brachte. In diesem am frühesten erschlossenen Teil der Kolonie reiht sich rechts und links des Schienenstranges Pflanzung an Pflanzung, hauptsächlich S i s a 1 - agaven und Kautschukbiiume. Seitdem die Sigi-Export- gesellsehaft, aus der sich 1908 die „Deutsche Hofgesellschaft für Ost- Afrika" bildete, von Tengeni aus eine Schmalspurhahn in das Gebirge von Ost-Usambara hineingebaut hat, erfolgt von dieser Station aus der Zugang nach A m a n i. Die Bahn benutzt das Tal des Sigiflusses und endet vorläufig bei der Station S i g i , wo sich das Sägewerk der Gesellschaft befindet, die sich bisher vor allem mit der Gewinnung des „M w u 1 e" -Holzes befaßt. Dessen Stammpflanze (Chlorophora e x c e 1 s a) ist ein riesenhafter Waldbaum aus der Familie der Maulbeergewächse, der auch in West- und Zentralafrika häufig vorkommt. Das schwere, gegen Termiten und Witterungseinflüsse außerordentlich widerstandsfähige Holz ist als Ersatz für Tiek und Eiche im Wagen- und Schiffsbau, aber auch als Möbelholz sehr wertvoll und geht im Handel auch unter dem Namen „afrikanisches Eichenholz".
Der Personenwagen der Sigibahn war für uns nach Tengeni heruntergeschickt worden. Da seine Sitzgelegenheiten für uns alle aber nicht ausreichten, wurde noch eine Holzbank eingestellt. Die Balm klettert nicht in Windungen an den Talwänden empor, sondern in scharfen Zickzacklinien. An jeder Wendung wird die Lokomotive umgespannt, so daß das vordere Ende des Zuges zum hinteren wird. Zuweilen dauert der Aufenthalt an diesen Stellen ziemlich lange, um der Maschine Zeit zur nötigen Dampfentwicklung für die nächste Strecke zu lassen. Der Oberbau der Bahn ist sehr leicht, und so wurde es eine recht erschütternde Fahrt, Plötzlich erfolgte ein besonders kräftiger Stoß, und mitten in voller Fahrt stehen wir plötzlich still. Wir lehnen uns aus den Fenstern und bemerken, daß die Lokomotive eine zur Schienenrichtung etwas schräge Stellung einnimmt. Sie war mit den Vorderrädern entgleist und auf die Schotterung geraten. Nachdem sich der erste Schreck gelegt, steigen wir aus, um den Schaden zu besehen. Wir fragen, was nun? Aber unser Maschinenführer, ein biederer Berliner, langt in aller Ruhe eine Blockwinde und einige große Klötze herunter.