VI. Nach dem Victoriasee.
Die Schnelligkeit, mit der die Engländer ihre Ugandabahn gebaut haben, ist bewunderungswürdig: Im Jahre 1896, also 3 Jahre nach Beginn unseres Bahnbaues von Tanga aus, wurde mit ihr angefangen, und bereits 1901 rollten die Züge bis zum Victoriasee! Es ist das eine 935 km lange Strecke, die der Zug natürlich nicht in einem Tage durchfahren kann. Dementsprechend mußte auch unterwegs für die Reisenden gesorgt werden. Zwar fährt man durch die landschaftlich schönsten Gegenden, damit der Eeisende nichts versäumt, nur des Tags, doch werden andere Strecken auch während der Nacht zurückgelegt. So sind alle Wagen gleichzeitig als Schlafwagen eingerichtet. Dagegen fehlen in dem Zuge Speisewagen. Statt dessen gibt es bestimmte Frühstücks-, Mittags- und Abendessenstationen, an denen der Reisende für seines Leibes Nahrung und Notdurft sorgen kann. Sind die Stationen, an denen der Zug nur zur Aufnahme des ersten Frühstückes und des Nachmittagstees hält, die sogenannten tea stations, auch etwas primitiver eingerichtet und gibt es hier nur eben Tee, Kaffee, Eier und Brot, so sind die Dinner- und Lunchstations mit mehr Komfort versehen: Nicht nur, daß hier die mannigfachsten Getränke zu haben sind, und daß es zu bestimmten Zeiten gutes warmes Essen gibt, es ist auch Gelegenheit zu baden. Da wo nicht Wasser ohne weiteres vorhanden ist, bringt es der Zug mit, und es wird in Tanks aufbewahrt. V o i war nun eine derartige Station, so daß wir hier zum ersten Male nach unserem Aufbruche von Moschi wieder Gelegenheit hatten, uns etwas mehr Kultur zu gönnen. Zum letzten Male lebten wir aus der Feldküche unserer Schwarzen, freilich konnten wir zur Würzung dieses Mahles aus der Eisenbahnrestauration Bier und für auffallend wenig Geld — 10 Cents die Flasche — Sodawasser beziehen. Dann gab es noch ein tüchtiges Stück Arbeit: Bis zur Abfahrt des Zuges war nicht mehr überflüssig viel Zeit, und wir mußten nicht allein unser Reisegepäck verwiegen lassen und aufgeben, sondern auch die ganzen Zeltlasten und alles, was dazu gehörte, verstauen und für den Transport zurecht machen, da wir sie von hier aus an die Borna trading Company zurücksenden wollten. Doch auch das war endlich getan, und nun nahmen wir von den schwarzen Begleitern unseres Steppenmarsches Abschied. Auch entließen die meisten von uns ihre Boys, die uns ja künftig nicht mehr so nötig waren, und deren Trans-